Argumente pro/contra Atomenergie (Kurzkommentar)

Es gibt Argumente, die für den Einsatz der Atomenergie zur Stromerzeugung sprechen, es gibt aber auch Argumente, die einen Verzicht nahelegen. Die entscheidende Frage lautet: Ist die Produktion von Atomstrom, im Hinblick auf die Risiken, die die Nukleartechnik bietet, und auf die Folgen, die sich daraus ergeben, verantwortbar oder nicht??

Die Frage, ob Atomkraftwerke weiterhin betrieben oder sogar neue gebaut werden sollen, kann nur nach ethischen Gesichtspunkten entschieden werden. Die Antwort hängt damit von der persönlichen Werteskala jedes einzelnen Menschen ab.

Die Pro- und Contra-Argumente werden im Folgenden aus der Sicht der Atomgegner dargelegt.

   

Die Argumente der Atombefürworter 

1. Es braucht Kernkraftwerke, um den steigenden Strombedarf zu decken
Der Strombedarf steigt, aber das muss nicht so sein. Ob wir steigenden Stromverbrauch und weitere Atomkraftwerke wollen, hängt allein vom politischen Willen ab.

2. Es braucht Kernkraftwerke, um die Netzstabilität sicherzustellen
Das ist eine Zweckbehauptung der Elektrowirtschaft. Es gibt genug andere Möglichkeiten, die Netzstabilität zu sichern. 

3. Mit erneuerbaren Energien lassen sich Kernkraftwerke nicht ersetzen
Das ist eine Zweckbehauptung der Elektrowirtschaft. Es gibt genug fundierte und seriöse Studien, die belegen, dass eine Energieversorgung ohne Atomkraftwerke möglich ist. 

4. Uran ist in ausreichendem Masse vorhanden
Für die heute in Betrieb stehenden Atomkraftwerke reichen die sinnvoll nutzbaren Uranreserven noch für ca. 70 Jahre. So oder so ist Uran ein endlicher Energieträger.

5. Kernkraftwerke machen unser Land in der Energieversorgung unabhängig
Das stimmt nicht. In der Schweiz wird Kernbrennstoff für zwei bis drei Jahre gelagert. Betreffend Uran sind wir zu 100 Prozent vom Ausland abhängig. Unabhängigkeit sieht anders aus.

6. Atomstrom ist billig
Das stimmt nicht. Mit dem heute offiziell genannten Preis von 4 bis 5 Rappen für eine Kilowattstunde werden nicht alle Kosten abgegolten. Eine Vollkostenrechnung  müsste sämtliche Kosten vom Uranabbau bis zur  Wiederaufarbeitung, Endlagerung  und zum Rückbau des Atomkraftwerks erfassen.

7. Schweizer Kernkraftwerke sind sicher
Eine grosse Atomkatastrophe wie in Tschernobyl oder in Fukushima ist überall und jederzeit möglich, eine absolute Sicherheit gibt es nie. 

8. Strom aus Schweizer Kernkraftwerken ist CO2 – frei
Die CO2-Bilanz des Atomstromes ist besser als diejenige von Strom aus Kohle oder Erdgas, aber die Behauptung „CO2-frei in der Schweiz“ ist falsch. Erst recht nicht, wenn man die Leistungen im Ausland, die zur Produktion in der Schweiz erforderlich sind, in Betracht zieht.

9. Das Abfallproblem ist lösbar
Das ist eine Zweckbehauptung der Elektrowirtschaft. In Wirklichkeit weiss man noch nicht einmal, wie man allfällige Lagerstätten markieren oder beschriften soll, damit die Menschen in hunderttausend Jahren gewarnt sind, wenn sie an diesen Stellen graben!

  

Die Argumente der Atomgegner 

1. Mit Atomkraftwerken im Land lässt sich die Schweiz militärisch nicht mehr verteidigen
Atomkraftwerke sind leicht zu identifizierende Angriffsobjekte und stellen ein Ziel mit ungeheurem Verwüstungs- und Erpressungspotenzial dar. 

2. Atomanlagen erhöhen die Terrorgefahr
Atomkraftwerke sind Ziele mit extrem hohem Gefahrenpotential und können früher oder später ins Visier von Terroristen geraten. 

3. Eine Atomkatastrophe macht ganze Landesteile unbewohnbar
Die Auswirkungen einer Reaktorkatastrophe sind verheerend. In Tschernobyl ist eine Fläche,  doppelt so gross wie der Kanton Aargau, für Jahrtausende unbewohnbar. Auch in Fukushima sind riesige Landstriche für sehr lange Zeit unbewohnbar geworden.

4. Atomkraftwerke geben auch im Normalbetrieb Radioaktivität an die Umgebung ab
Über ein Hochkamin werden radioaktive Edelgase, mit dem Abwasser wird radioaktives Tritium an die Umwelt abgegeben.

5. Radioaktivität reichert sich in der Nahrungskette an
Die Anreicherung radioaktiver Stoffe in der Nahrungskette stellt ein ernsthaftes Problem dar, denn der Mensch steht am Ende der Anreicherungskette.

6. Radioaktivität verursacht die Strahlenkrankheit und tötet Menschen
Strahlenkrankheit verursacht Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Fieber und innere Blutungen. Hohe Strahlendosen führen zu langsamem oder sofortigem Tod.

7. Radioaktivität verursacht Krebs
Bestrahlung durch radioaktive Substanzen verändert den Bauplan der Zellen und führt zu Wucherungen des Zellgewebes. Es gibt keinen Toleranzwert, jede Dosis kann schädlich sein.

8. Radioaktivität verursacht Missbildungen bei Menschen, Tieren und Pflanzen
Radioaktive Bestrahlung von Fortpflanzungszellen kann Genmutationen verursachen, die in den nachfolgenden Generationen zu Missbildungen führen.

9. Künstliche Radioaktivität aus Atomanlagen ist nicht mit der natürlichen Radioaktivität vergleichbar
Natürliche Radioaktivität stammt aus Stoffen, die in der Erdkruste vorkommen oder aus der kosmischen Strahlung. Künstlich erzeugte radioaktive Stoffe werden in den Körper aufgenommen (inkorporiert) und bestrahlen ihn von innen.

10. Atomenergie macht abhängig
Uran kann nur von einer kleinen Zahl von Lieferanten bezogen werden. Der Handel mit angereichertem Uran und mit den abgebrannten Brennelementen wird von den Atommächten, insbesondere von den USA, streng kontrolliert.

11. Atomenergie ist teuer
Eine Vollkostenrechnung unter Einschluss der Folgekosten von Uranabbau bis Wiederaufarbeitung und Endlagerung zeigt: erneuerbare Energien sind billiger!

12. Atomkraftwerke sind ungenügend versichert
Die Haftpflichtversicherung der Atomkraftwerke – 1,8 Milliarden Franken – deckt nur einen kleinen Teil der möglichen Schäden ab, den grössten Teil des Risikos tragen die Steuerzahler. 

13. Atomkraftwerke binden Finanzen, die anderswo fehlen
In erneuerbare Energiesysteme investiertes Geld hat eine nachhaltige Wirkung, weil damit das Energieproblem für alle Zeiten gelöst werden kann.

14. Atomenergie löst das Energieproblem nicht 
Wer heute auf Atomenergie setzt, auch nur als Zwischenlösung, setzt auf das falsche Pferd und vergibt sich die Chance, jetzt auf erneuerbare Energien umzusteigen. 

15. Atomkraft deckt nur einen bescheidenen Teil des Gesamtenergiebedarfs ab
Der Anteil des Atomstroms am Gesamtenergieverbrauch der Schweiz liegt unter 10 Prozent.

16. Die Uranvorräte sind endlich
Die bekannten Uranvorkommen reichen für die bisherigen Atomkraftwerke noch ungefähr 70 Jahre.  Uran und Erdöl könnten fast gleichzeitig zu Ende gehen.

17. Atomenergie ohne CO2 gibt es nicht
Uranabbau, Erzaufbereitung, Herstellung der Brennelemente, Bau der AKWs, Wiederaufbereitung der abgebrannten Brennelemente, Endlagerung und sämtliche Transporte auf allen Stufen benötigen fossile Energie.

18. Mit dem Atommüll hinterlassen wir unseren Nachkommen eine schwere Hypothek
In keinem der 41 Länder mit Atomkraftwerken ist ein Endlager für hochradioaktive Abfälle in Betrieb. Atommüll zu produzieren ohne eine Lösung für die Endlagerung zu haben, ist wie ein Flugzeug zu starten, bevor die Landebahn gebaut ist.

 

Atomenergie ist keine Lösung, denn…

… unser Atommüll ist eine Belastung für alle kommenden Generationen

… die Folgen einer Katastrophe sind verheerend

… Atomkraftwerke retten das Klima nicht

… die Uranvorräte werden eines Tages aufgebraucht sein

… Atomkraft löst das Energieproblem nicht

Atomenergie ist zutiefst undemokratisch!

Ausführlicher Kommentar