Argumente PRO und CONTRA (mit ausführlichem Kommentar)

Es gibt Argumente, die für den Einsatz der Atomenergie zur Stromerzeugung sprechen, es gibt aber auch Argumente, die einen Verzicht nahelegen. Die entscheidende Frage lautet: Ist die Produktion von Atomstrom, im Hinblick auf die Risiken, die die Nukleartechnik bietet, und auf die Folgen, die sich daraus ergeben, verantwortbar oder nicht??

Die Frage, ob Atomkraftwerke weiterhin betrieben oder sogar neue gebaut werden sollen, kann nur nach ethischen Gesichtspunkten entschieden werden. Die Antwort hängt damit von der persönlichen Werteskala jedes einzelnen Menschen ab.

Die Pro- und Contra-Argumente werden im Folgenden aus der Sicht der Atomgegner dargelegt.

   

Die Argumente der Atombefürworter 

1. Es braucht Kernkraftwerke, um den steigenden Strombedarf zu decken
Der Strombedarf steigt, das stimmt, aber das muss nicht so sein. Es gibt genug seriöse Studien von unabhängigen Stellen die zeigen, wie man selbst einen steigenden Strombedarf ohne Atomkraftwerke decken könnte. Auch eine Umlagerung weg von fossilen Brennstoffen und hin zur Elektrizität ist ohne AKW machbar (2000-Watt-Gesellschaft, Szenario IV des BFE). Ob wir steigenden Stromverbrauch und weitere Atomkraftwerke wollen, hängt allein vom politischen Willen ab.

2. Es braucht Kernkraftwerke, um die Netzstabilität sicherzustellen
Das ist eine Zweckbehauptung der Elektrowirtschaft. Es gibt genug andere Möglichkeiten, die Netzstabilität zu sichern. Deutschland hat kurzfristig einen spürbaren Anteil der Atomkraftwerke vom Netz genommen, Japan stellte nach Fukushima alle Atomkraftwerke ab. Ohne dass deswegen die Netze unstabil geworden wären. Insgesamt müssen die Netze „smarter“ werden; Netzstabilität lässt sich nicht nur durch Beeinflussung des Angebots, sondern auch durch Steuerung der Nachfrage erreichen. Hier müssen die Energieversorgungsunternehmen aktiv werden.

3. Mit erneuerbaren Energien lassen sich Kernkraftwerke nicht ersetzen
Das ist eine Zweckbehauptung der Elektrowirtschaft. Es gibt genug fundierte und seriöse Studien, die belegen, dass eine Energieversorgung ohne Atomkraftwerke möglich ist. Die Technologie zur Nutzung der erneuerbaren Energien ist vorhanden, die nötigen Kapazitäten können aufgebaut werden, wenn der politische Wille dazu vorhanden ist.

4. Uran ist in ausreichendem Masse vorhanden
In der Erdkruste und im Meerwasser ist Uran zwar reichlich vorhanden, aber man muss es unter finanziell und vom Energieaufwand her akzeptablen Bedingungen gewinnen können. Für die heutigen Atomkraftwerke reichen die sinnvoll nutzbaren Uranreserven für ca. 70 Jahre. So oder so ist aber Uran ein endlicher Energieträger.

5. Kernkraftwerke machen unser Land in der Energieversorgung unabhängig
Das stimmt nicht. In der Schweiz wird Kernbrennstoff nur für zwei bis drei Jahre gelagert. Konflikte, die die Uranversorgung unseres Landes beeinträchtigen, können auch länger dauern. Die Schweiz ist punkto Kernbrennstoff vollständig vom Ausland abhängig: Uran kann nur aus wenigen Ländern bezogen werden, die Brennelemente werden im Ausland hergestellt, allfällige Wiederaufarbeitung ist nur im Ausland und nur unter strenger Kontrolle der USA möglich. Die Schweiz ist in Bezug auf den Kernbrennstoff nicht nur total vom Ausland abhängig, sie ist damit auch erpressbar.

6. Atomstrom ist billig
Das stimmt nicht. Atomstrom kostet offiziell 4 bis 5 Rappen pro Kilowattstunde, aber das entspricht nicht einer effektiven Vollkostenrechnung. Die Atomwirtschaft profitiert von Privilegien, die den anderen Energieformen vorenthalten werden. Zum Beispiel von einer rigorosen Beschränkung der Haftpflicht auf lächerliche 1,8 Milliarden Franken und von staatlicher Förderung der Atomforschung.

7. Schweizer Kernkraftwerke sind sicher
Eine Atomkatastrophe wie in Tschernobyl oder in Fukushima ist überall und jederzeit möglich, auch in der Schweiz. Eine absolute Sicherheit gibt es nie. Bei einem Super-GAU im Atomkraftwerk Gösgen muss bei Westwind die Region Zürich evakuiert werden und bleibt für Jahrhunderte unbewohnbar. Wer Atomkraftwerke will, nimmt dieses Risiko in Kauf. Der Schriftsteller Gerhard Meister formuliert es so: „Es gibt einen einzigen politischen Entscheid, mit dem die Zerstörung des ganzen Landes bewusst in Kauf genommen wird, den Entscheid, Atomkraftwerke zu betreiben oder neu zu bauen.“

8. Strom aus Schweizer Kernkraftwerken ist CO2 – frei
Die Urangewinnung, die Brennelementen-Herstellung, der Bau der Atomkraftwerke und die Entsorgung von Atommüll und von ausgemusterten Atomkraftwerken benötigen grosse Mengen an  fossiler Energie. Damit ist der Strom aus Atomkraftwerken nicht CO2-frei. Zwar ist die CO2-Bilanz des Atomstromes sehr viel günstiger als diejenige von Strom aus Kohle oder Erdgas. Die Behauptung „CO2-frei in der Schweiz“ ist klar falsch. Erst recht, wenn man die Leistungen im Ausland, die zur Atomstrom-Produktion in der Schweiz erforderlich sind, in Betracht zieht. 

9. Das Abfallproblem ist lösbar
Das ist eine Zweckbehauptung der Elektrowirtschaft. Abgesehen von allen geologischen und technischen Schwierigkeiten,  weiss man nicht einmal, wie man allfällige Lagerstätten markieren oder beschriften soll (damit die Menschen in hunderttausend Jahren gewarnt sind, wenn sie an diesen Stellen graben möchten).

  

Die Argumente der Atomgegner

1. Mit Atomkraftwerken im Land lässt sich die Schweiz militärisch nicht mehr verteidigen
Atomkraftwerke sind leicht zu identifizierende Angriffsobjekte und stellen ein Ziel mit ungeheurem Verwüstungs- und Erpressungspotential dar. Auch Angriffe mittels Internet sind nicht nur denkbar, sondern Realität, wie Berichte über eine Cyberattacke auf das iranische Atomprogramm durch den Computerschädling Stuxnet zeigen (September 2010).

Sonnen-, Wind- und Wasserkraftwerke bilden keine vergleichbare Gefahr.

2. Atomanlagen erhöhen die Terrorgefahr
Atomkraftwerke sind Ziele mit extrem hohem Gefahrenpotential und können früher oder später ins Visier von Terroristen geraten. Auch Zwischenlager enthalten ein grosses Potential an stark strahlendem Material. Diese Gebäude sind gegen Flugzeugabstürze und ernsthafte Terrorangriffe ungenügend gesichert. Eine weitere Gefahr bildet die Zweckentfremdung von radioaktivem Material.

Sonnen-, Wind- und Wasserkraftwerke bilden keine vergleichbare Gefahr.

3. Eine Atomkatastrophe macht ganze Landesteile unbewohnbar
Die Auswirkungen einer Reaktorkatastrophe sind verheerend. In Tschernobyl ist eine Fläche,  doppelt so gross wie der Kanton Aargau, für Jahrtausende unbewohnbar. 800'000 Männer wurden bei den Aufräumarbeiten eingesetzt. Noch immer nimmt die Zahl der Krebserkrankungen, der Missbildungen und von Herzkreislaufproblemen in der Region Tschernobyl zu. Eine Studie des Paul Scherrer Instituts (PSI) rechnet als Langzeitfolgen bis heute mit 10'000 bis 100'000 Toten allein im Zusammenhang mit Tschernobyl, ohne die Folgen von HarrisburgSellafieldMajakFukushima und der anderen AKW-Unfälle mit Radioaktivitätsaustritt zu berücksichtigen. Auf die Schweiz übertragen heisst das, dass zum Beispiel bei einem Super-GAU im AKW Gösgen bei Westwind die Stadt Zürich und grosse Teile der Ostschweiz evakuiert werden müssten und dauerhaft unbewohnbar blieben. (Textdokument „Super-GAU in der Schweiz)“. Eine absolute Sicherheit gibt es nicht, wer Atomkraftwerke betreibt, akzeptiert  das Risiko und muss damit leben. Die Liste der Unfälle ist lang und bestätigt Murphys Gesetz: „Alles, was schief gehen kann, wird auch schief gehen!“ Hans-Peter Meier und Rolf Nef haben 1990 in ihrer Studie „Grosskatastrophen im Kleinstaat“ analysiert, was mit der Schweiz geschehen würde, wenn in Mühleberg der Kern schmelzen und das Containment nicht standhalten würde: Falls es regnet und der Westwind bläst, treibt die radioaktive Wolke in niedriger Höhe Richtung Osten, Nordosten. In 113 Minuten erreicht die radioaktive Wolke Burgdorf, in 286 Minuten Olten, in 493 Minuten Zürich, in 646 Minuten Frauenfeld und in 779 Minuten Güttingen am Bodensee“. Die Bewohner und Bewohnerinnen der inneren Gefahrenzone bekommen sofort Strahlendosen ab, die den offiziellen Grenzwert überschreiten. Tausende müssten kurzfristig in nicht verseuchte Gebiete ausgesiedelt werden (horizontale Evakuation). Innerhalb von sieben Tagen sind Burgdorf, Zollikofen, Münchenbuchsee und Wohlen bei Bern zu räumen, der Kanton Bern wird insgesamt 57 Gemeinden, 33'000 Wohnungen und 31'000 Arbeitsplätze verlieren. In den darauf folgenden dreiundzwanzig Tagen müssen Muri, Zofingen, Bremgarten, die Stadt Zürich sowie viele westlich von Zürich liegende Gemeinden evakuiert werden. Es gehen eine halbe Million Arbeitsplätze und 315'000 Wohnungen verloren. „Selbst bei larger Interpretation der geltenden Schutznormen sind damit 30 Tage nach einem Reaktorunfall 900'000 Menschen umzusiedeln – ohne Hoffnung auf baldige Rückkehr und in einer aufs Äusserste gespannten Situation“, schreiben Meier und Nef in ihrer Studie. „Es gibt einen einzigen politischen Entscheid, mit dem die Zerstörung des ganzen Landes bewusst in Kauf genommen wird, den Entscheid, Atomkraftwerke zu betreiben oder neu zu bauen“ meint der Schriftsteller Gerhard Meister.

Sonnen-, Wind- und Wasserkraftwerke bilden keine vergleichbare Gefahr.

4. Atomkraftwerke geben auch im Normalbetrieb Radioaktivität an die Umgebung ab
Die Abgabe von Radioaktivität erfolgt meist nachts via Hochkamin. Es sind vor allem radioaktive Edelgase, die durch keine Filter zurückgehalten werden können, die so entweichen. Radioaktives Tritium wird im Abwasser in die Flüsse geleitet. Bei den von den Atomkraftwerken angegebenen Strahlendosen handelt es sich um Jahresdurchschnittswerte. Die Radioaktivität wird aber nicht kontinuierlich, sondern stossweise, in so genannten Hotspots, abgegeben, was für Menschen, Tiere und Pflanzen in der Umgebung wesentlich andere Auswirkungen hat. Wissenschaftliche Studien aus Norddeutschland ergeben einen klaren Zusammenhang zwischen radioaktiven Emissionen aus Atomkraftwerken und Leukämieerkrankungen bei Kindern. In Gösgen und anderswo weisen Insekten in der Nähe von Atomkraftwerken, im Vergleich zu anderen Gegenden, sehr viel mehr schwere Missbildungen auf, wie die Zeichnungen der wissenschaftlichen Zeichnerin Cornelia Hesse-Honegger zeigen. Die Atomwirtschaft profitiert von der Tatsache, dass sich Schäden im Einzelfall nie einer bestimmten Ursache zuweisen lassen. Sie setzt die Bevölkerung einem unkontrollierbaren Versuch mit Niedrigstrahlung aus.

Bei der Produktion von Elektrizität mit erneuerbaren Energien wird keine Radioaktivität an die Umgebung abgegeben. Es werden auch keine radioaktiven Stoffe produziert und es gibt kein Abfallproblem.

5. Radioaktivität reichert sich in der Nahrungskette an
Messungen der Radioaktivität in der unmittelbaren Umgebung der Atomkraftwerke sagen nichts über die tatsächliche Gefährdung der Bevölkerung aus, weil radioaktive Stoffe in der Nahrungskette angereichert werden. Bei jungen Schwalben in der Nähe der Atomanlage  Hanford (USA) wurde eine 500’000mal grössere Radioaktivität festgestellt als im Flusswasser, dessen Insekten sie als Nahrung gefressen hatten. Ähnliche Feststellungen wurden auch in Sellafield (früher Windscale / England) nach einer Serie von schweren Unfällen mit Radioaktivitätsabgabe an die Umgebung gemacht. Die Anreicherung radioaktiver Stoffe in der Nahrungskette stellt ein ernsthaftes Problem dar, nicht zuletzt für den Menschen, der ja am Ende der Nahrungskette steht.

Die Produktion erneuerbarer Energien verursacht keine Abgabe von radioaktiven Stoffen, die sich in der Nahrungskette anreichern können.

6. Radioaktivität verursacht die Strahlenkrankheit und tötet Menschen
Hohe Strahlendosen verursachen die so genannte Strahlenkrankheit. Sie tritt nach Unfällen in Atomkraftwerken (Tschernobyl oder Fukushima), nach Atomversuchen in der Atmosphäre und nach Atombombenexplosionen (Hiroshima und Nagasaki) auf. Anzeichen der Strahlenkrankheit sind Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Fieber und innere Blutungen. Bei Strahlendosen über 6 Sievert führt die Strahlenkrankheit innerhalb von 1 bis 2 Wochen zum Tod. Bei Belastung über 80 Sievert tritt der Tod sofort ein.

Erneuerbare Energien verursachen weder Radioaktivität noch Strahlenkrankheit.

7. Radioaktivität verursacht Krebs
Bestrahlung durch radioaktive Substanzen verändert den Bauplan der Zellen und führt zu Wucherungen des Zellgewebes. Früher oder später entsteht Krebs. Die Strahlendosis, die Art des strahlenden Stoffes und die Dauer der Einwirkung spielen eine Rolle. Strahlenverursachter Krebs tritt erst nach einiger Zeit, oft erst nach Jahren, auf. Verschiedene wissenschaftliche Studien lassen keinen Zweifel daran, dass ein Zusammenhang besteht zwischen Radioaktivität aus Atomversuchen, Atombombenabwürfen, Atomkraftwerken im Normalbetrieb oder Atomunfällen und der Häufigkeit von Krebserkrankungen. Für die schädigende Wirkung ionisierender Strahlen gibt es keinen unteren Grenzwert, jede noch so geringe Dosis kann Schäden verursachen. Besonders heimtückisch sind strahlende Substanzen, die sich im Körper ablagern (zum Beispiel Strontium und Caesium) und diesen über lange Zeit von innen bestrahlen. 

Erneuerbare Energien verursachen keinen Krebs.

8. Radioaktivität verursacht Missbildungen bei Menschen, Tieren und Pflanzen
Radioaktive Bestrahlung von Fortpflanzungszellen kann Genmutationen verursachen, die in den nachfolgenden Generationen zu Missbildungen führen. Hinweise darauf, dass die Emissionen aus Atomkraftwerken für Missbildungen verantwortlich sind, sind nur indirekt zu erhalten. Zum Beispiel durch Studien zu Krebserkrankungen oder durch Missbildungen an Insekten, wie sie die wissenschaftliche Zeichnerin Cornelia Hesse-Honegger beobachtet hat. 

Ein direkter Zusammenhang zwischen der Radioaktivität aus Atomkraftwerken und den Missbildungen oder Krebserkrankungen in der Umgebung, lässt sich nicht nachweisen, er kann aber auch nicht ausgeschlossen werden. Unbestritten ist die Tatsache, dass bereits geringste Dosen ionisierender Strahlen genetische Schäden verursachen können. Alle Arten ionisierender Strahlen lösen Mutationen aus, es kann keine unwirksame geringste Dosis angegeben werden.

Die Produktion erneuerbarer Energien verursacht keine genetischen Schäden und damit auch keine Missbildungen.

9. Künstliche Radioaktivität aus Atomanlagen ist nicht mit der natürlichen Radioaktivität vergleichbar
Die künstliche Strahlenbelastung wirkt in einer ganz anderen Art auf den Körper ein als die natürliche. Natürliche Radioaktivität stammt aus Stoffen, die in der Erdkruste vorkommen und spontan radioaktiv zerfallen. Oder aus der kosmischen Strahlung, das heisst von Gamma-Strahlen, die permanent auf die Erde einwirken. Mit zunehmender Höhenlage nimmt die Intensität der kosmischen Strahlung zu. Im Verlauf der Evolution haben sich die Lebewesen (Pflanzen, Tiere, Menschen) an diese Strahlung gewöhnt. In welchem Masse die kosmische Strahlung für die normal auftretenden Mutationen verantwortlich ist, lässt sich schwer sagen. Die natürliche ionisierende Strahlung wirkt im Wesentlichen von aussen, die künstliche wird von strahlenden Substanzen verursacht, die bei Kernspaltungsprozessen entstehen, also von Stoffen, die es in der Natur so nicht gibt. Diese künstlich erzeugten radioaktiven Stoffe werden in den Körper aufgenommen  (inkorporiert) und bestrahlen diesen lange Zeit von innen. Zu den in diesem Sinne kritischen Substanzen aus der Atomspaltung gehören radioaktive Isotope von Jod, Strontium und Caesium. Jod, weil der Körper zwangsläufig Jod in die Schilddrüse aufnimmt; Strontium und Cäsium, weil der Körper sie anstelle von Calzium ins Skelett einbaut.

Bei der Produktion erneuerbarer Energien entsteht keine Radioaktivität.

10. Atomenergie macht abhängig
Uran kann nur von einer kleinen Zahl von Lieferanten bezogen werden, während wir Erdöl, Erdgas und Kohle von sehr vielen Lieferanten und auf vielen Wegen beziehen können, kommt das Uran hauptsächlich aus Australien, Kanada, Russland und den USA. Auch die Herstellung der Brennelemente und die Wiederaufbereitung finden im Ausland statt. Der Handel mit angereichertem Uran und mit den abgebrannten Brennelementen wird von den Atommächten, insbesondere von den USA, streng kontrolliert, um einen Missbrauch des Materials zur Waffenproduktion zu verhindern. Diesen Kontrollen ist auch die Schweiz unterworfen.

Nur Systeme mit erneuerbarer, dezentraler Energieversorgung machen unabhängig.

11. Atomenergie ist teuer
Atomstrom kostet offiziell 4 bis 5 Rappen pro Kilowattstunde, aber das entspricht nicht einer effektiven Vollkostenrechnung. Die Atomwirtschaft profitiert von Privilegien, die den anderen Energieformen vorenthalten werden und zu einer Marktverzerrung führen. Ein Beispiel für die ungerechtfertigte Bevorzugung des Atomstromes ist die rigorose Beschränkung der Haftpflicht auf lächerliche 1,8 Milliarden Franken. Ein Super-GAU in Mitteleuropa könnte aber Schäden in der Grössenordnung von 4 Billiarden Euro verursachen, die Haftpflichtprämie für ein Atomkraftwerk wie Leibstadt wäre 100 Millionen Euro pro Jahr.
Auch die Baukosten für neue Atomkraftwerke wurden bisher massiv unterschätzt: Ein seit 2005 im Bau befindlicher EPR-Reaktor in Olkiluoto (Finnland) wurde 2003 für etwa 3 Milliarden Euro offeriert. Bei Inbetriebnahme 2016 wird mit Kosten von 8,5 Milliarden Euro gerechnet. (Wikipedia 2013)
Der Uranpreis wird mit steigender Nachfrage und abnehmenden Vorräten, ähnlich wie beim Erdöl, massiv steigen. Der Strom wird damit teurer, auch wenn die Brennstoffkosten nur einen kleinen Teil der Gesamtkosten ausmachen. Der Abbruch ausgedienter Werke muss finanziert werden, das wird, wie man aus Deutschland weiss, teurer werden als der Bau selbst. Dazu kommt, dass dabei grosse Mengen radioaktiv verstrahlter Materialien anfallen, die irgendwo gelagert werden müssen. Die Betreuung der atomaren Abfälle ist finanziell sehr aufwendig. Egal, ob eine Endlagerlösung dereinst gefunden wird, die Abfälle sind da, und es werden laufend neue produziert. Auch alle nachkommenden Generationen werden an diesen Lasten zu tragen haben.
Der Bau von Atomkraftwerken bindet Finanzen, die anderswo sinnvoller eingesetzt werden könnten. Wer auf Atomenergie setzt, fährt damit die erneuerbaren Energien gegen die Wand. Eine Vollkostenrechnung  unter Einschluss der Folgekosten von Uranabbau bis Wiederaufarbeitung und Endlagerung zeigt: Erneuerbare Energien sind billiger!

12. Atomkraftwerke sind ungenügend versichert
Die Haftpflichtversicherung der Atomkraftwerke (1,8 Milliarden Franken) deckt nur einen kleinen Teil der möglichen Schäden ab. Ein Super-GAU in Mitteleuropa könnte Schäden in der Grössenordnung von 4 Billiarden Euro verursachen, die Haftpflichtprämie für ein Atomkraftwerk wie Leibstadt wäre 100 Millionen Euro pro Jahr. Den grössten Teil des Risikos tragen also die Steuerzahler. Dadurch kann der Atomstrom zu Dumpingpreisen angeboten werden. Die Weigerung der Versicherungen, die volle Haftung für Atomkatastrophen zu übernehmen zeigt ausserdem, dass solche Katastrophen für möglich gehalten werden. Wind-, Wasser-  und Solarkraftwerke sind in der Lage, ihre Risiken ordentlich zu versichern. Und Effizienzsteigerung braucht gar nicht erst versichert zu werden…

13. Atomkraftwerke binden Finanzen, die anderswo fehlen
Ein neues Atomkraftwerk kostet heute über 10 Milliarden Franken (Olkiluoto, drei Jahre vor der Fertigstellung 8,5 Milliarden Euro). Grosse Summen werden auch für Atompropaganda ausgegeben. Schade für das Geld!
Das gleiche Geld in erneuerbare Energiesysteme investiert, hätte eine nachhaltige Wirkung.

14. Atomenergie löst das Energieproblem nicht 
Mit der Atomenergie fahren wir die erneuerbaren Energien gegen die Wand. Wer heute auf Atomenergie setzt, auch nur als Zwischenlösung, setzt auf das falsche Pferd und vergibt sich die Chance, jetzt auf erneuerbare Energien umzusteigen. Irgendeinmal, in nicht allzu ferner Zukunft, werden unsere Nachkommen das sowieso tun müssen. Heute wären wir in der komfortablen Lage, dass uns während der Übergangszeit noch genügend Erdöl  und genug Geld für einen sanften Systemwechsel zur Verfügung stehen. Die Diskussionen um die Atomenergie hindern uns daran, die dringend nötigen Diskussionen um die wirklichen Probleme zu führen. 

Eine klare Effizienzstrategie mit einem Mix aus erneuerbaren Energien bringt die Lösung für die Zukunft. Sonne, Wind und Wasserkraft gibt es noch in Milliarden Jahren. Die Diskussionen um die Atomenergie hindern uns daran, das Energieproblem wirklich zu lösen.

15. Atomkraft deckt nur einen bescheidenen Teil des Gesamtenergiebedarfs ab
Mit der Atomenergie kann die unsinnige Verbrennung und Verschwendung von fossilen Energieträgern nicht verhindert werden, der Anteil des Atomstroms am Gesamtenergieverbrauch wird immer gering bleiben (in der Schweiz etwa 10 Prozent). Die Schweiz produziert mehr Strom als sie verbraucht. Der Exportüberschuss betrug im hydrologischen Jahr 2009 (Ende September) 2,9 Milliarden kWh.

Der Anteil Atomstrom lässt sich einsparen oder mit vorhandenen Mitteln ersetzen. 

16. Die Uranvorräte sind endlich
Nicht nur die Erdölvorräte, auch die Uranvorräte sind endlich. Je mehr Atomkraftwerke betrieben werden, desto früher geht das energetisch und wirtschaftlich akzeptabel abbaubare Uran zu Ende. Die bekannten Uranvorkommen reichen für die bisherigen Atomkraftwerke für ungefähr 70 Jahre. Je nach dem weiteren Ausbau des Atomkraftwerkparks könnten Uran und Erdöl fast gleichzeitig zu Ende gehen. 

Sonne, Wind und Wasserkraft gibt es noch in Milliarden Jahren. Die Diskussionen um die Atomenergie hindern uns daran, das Energieproblem wirklich zu lösen.

17. Atomenergie ohne CO2 gibt es nicht
Uranabbau, Erzaufbereitung, Herstellung der Brennelemente, Bau der AKWs, Wiederaufbereitung der abgebrannten Brennelemente, Endlagerung und sämtliche Transporte auf allen Stufen benötigen fossile Energie. Damit belastet auch Atomstrom die Umwelt mit CO2.  Die Elektrowirtschaft gibt den Wert von 16-23 g/kWh an, unabhängige Studien kommen auf  32 - 126 g/kWh
Der Anteil der Elektrizität am Gesamtenergieverbrauch ist zu gering, als dass man mit Atomkraftwerken das Klima retten könnte: weltweit 2 % des Gesamtenergieverbrauchs! Mit Atomkraftwerken eine klimarelevante Verbesserung zu erreichen, ist schlicht unmöglich!

18. Mit dem Atommüll hinterlassen wir unseren Nachkommen eine schwere Hypothek
In keinem der 41 Atomkraftwerke betreibenden Länder ist heute ein Endlager für hochradioaktive Abfälle in Betrieb. In vielen Ländern laufen seit Jahrzehnten Planungen. In Finnland ist das Endlager Oikiluoto im Bau, in Deutschland  Schacht Konrad bei Salzgitter mit Inbetriebnahme 2013. Schacht Konrad ist konzipiert für radioaktive Abfälle mit vernachlässigbarer Wärmeentwicklung. Diese Art von Abfällen machen 90% des gesamten radioaktiven Abfallvolumens aus, enthalten aber nur 0,1% der gesamthaft anfallenden Radioaktivität. Ein ganz besonderes Problem bildet die Beschriftung der Lagerstätten. In welcher Form kann man die nachkommenden Generationen vor den Gefahren warnen? Atommüll zu produzieren ohne eine Lösung für die Endlagerung zu haben,  ist wie  ein Flugzeug zu starten, bevor die Landebahn bereit steht.

Sonnen-, Wind- und Wasserkraftwerke hinterlassen keine Abfälle, die nachkommende Generationen belasten werden.

 

Atomenergie ist keine Lösung, denn…

… unser Atommüll ist eine Belastung für alle kommenden Generationen

… die Folgen einer Katastrophe sind verheerend

… Atomkraftwerke retten das Klima nicht

… die Uranvorräte werden eines Tages aufgebraucht sein

… Atomkraft löst das Energieproblem nicht

Atomenergie ist zutiefst undemokratisch