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Majak, Atomanlage Russland

Die nukleartechnische Anlage Majak in der Gegend von Tscheljabinsk,  ursprünglich ein Chemiekombinat, war die erste Anlage, die ab 1945 der Herstellung von Öffnet internen Link im aktuellen FensterPlutonium für die russischen Öffnet internen Link im aktuellen FensterAtombomben diente.

In Majak ereignete sich, unbemerkt von der westlichen Welt, einer der bisher grössten Öffnet internen Link im aktuellen FensterNuklearunfälle in der Geschichte der Nuklearindustrie: Am 29. September 1957 explodierte ein 250-Kubikmeter-Tank mit radioaktiven flüssigen Nitratsalzen.

Der dauernden Wärmeentwicklung wegen müssen diese Tanks permanent gekühlt werden. 1956 wurde die Kühlleitung eines Tanks undicht, die Kühlung danach einfach abgestellt. In der Folge dickten die flüssigen Abfälle ein, die auskristallisierten Nitratsalze explodierten. Es war eine chemische und nicht eine nukleare Explosion. Bei der Explosion wurde aber eine Menge an Öffnet internen Link im aktuellen FensterRadioaktivität in die Umgebung freigesetzt, die mindestens der Menge der in Tschernobyl ausgetretenen Radioaktivität entspricht. Manche Quellen sprechen von weit grösseren Mengen. Freigesetzt wurde vorwiegend Strontiom-90 (Halbwertszeit 29 Jahre), Cäsium-137 (HWZ 30 Jahre) und Plutonium-239 (HWZ 24'100 Jahre).

Der Unfall blieb in der westlichen Welt bis 1976 unbemerkt, weil das damalige russische Regime den Unfall auch vor der eigenen Bevölkerung verheimlichte und vor allem, weil 90 Prozent der Radioaktivität im Werksgelände verblieb. Die restlichen 10 Prozent verseuchten ein Gebiet von 20'000 km2, halb so gross wie die Schweiz. Die Bevölkerung wurde nicht evakuiert und im Ungewissen gelassen, die Dekontamination der Gegend nur ungenügend durchgeführt. 200 Menschen starben, Tausende wurden verseucht, erst rund 30 Jahre später wurde offiziell  durch die zuständigen Behörden über die Katastrophe informiert.

„1967 trocknete ein heisser Sommer den mit Atomabfall vollgekippten Karatschaj-See aus, eine radioaktive Staubwolke verseuchte erneut 41‘000 Quadratkilometer. Insgesamt trafen diese Strahlungskatastrophen über 400‘000 Menschen. Nach Angaben des staatlichen Uralzentrums für Nuklearmedizin in Tscheljabinsk hat sich die Öffnet internen Link im aktuellen FensterLeukämierate unter den 28‘000 am Tetscha-Fluss lebenden Menschen binnen zwanzig Jahren verdoppelt, Hautkrebs tritt heute viermal häufiger auf als früher. Und 96 von 100 Versuchspersonen leiden an mindestens fünf chronischen Krankheiten.“ (Basler Zeitung vom 13. November 2010).

Im Unterschied zu Tschernobyl, wo ein Brand das radioaktive Material auf 1500 Meter Höhe beförderte, verblieben 1957 und 1967 die radioaktiven Wolken in Bodennähe. Auch als Folge des jahrzehntelangen, absolut fahrlässigen Umgangs mit den meist flüssigen radioaktiven Abfällen (sie wurden einfach in Flüsse und Seen geleitet), ist Majak heute das am stärksten radioaktiv verseuchte Gebiet der Erde. Gegenwärtig wird in einem mehrjährigen Forschungsprojekt unter dem Namen „Southern Urals Radiation Risk Research SOUL“ durch vier russische und elf ausländische Forschergruppen, koordiniert durch das Helmholtz Zentrum München, die radioaktive Belastung der Region untersucht.

Auch in den schweizerischen Atomkraftwerken Beznau und Gösgen werden Brennelemente mit Material aus Majak eingesetzt, wie das Schweizer Fernsehen im September 2010 in einem „Rundschau“-Beitrag zeigte.

Weiter:
Öffnet externen Link in neuem Fensterde.wikipedia.org/wiki/Majak

Meeresversenkung von Atommüll

Laut dem schweizerischen Kernenergiegesetz von 2005 müssen die atomaren Abfälle im Inland gelagert werden. Die Meeresversenkung, wie sie die Schweiz zwischen 1969 und 1982 im Nordostatlantik an drei verschiedenen Stellen praktizierte, ist heute international verboten. 

Mitte der Sechzigerjahre bezeichnet die OECD ein Gebiet nordwestlich der spanischen Küste in 4000 Metern Tiefe als offizielle Nukleardeponie. 1974 verzichten Deutschland, Frankreich, Italien und Schweden auf die Versenkung im Meer; Belgien, Grossbritannien, die Niederlande, die USA und die Schweiz fahren damit fort. 1983 gibt es ein internationales Versenkungs-Moratorium, das nach zehn Jahren in ein Verbot umgewandelt wird.

Die Schweiz hat insgesamt 7'677 Container mit Atomabfall versenkt, nur Grossbritannien versenkte eine noch grössere Menge. Immer wieder finden Fischer Atomfässer in den Netzen. Rostig, aufgeplatzt und leer – der strahlende Inhalt hat sich längst im Meer verteilt, auch derjenige aus der Schweiz.

Weiter:
Öffnet internen Link im aktuellen FensterAtommüll

Missbildungen

Siehe  Öffnet internen Link im aktuellen Fenstergenetische Schäden

Mischoxid-Brennelemente

Siehe Brennelemente

Mühleberg, Atomkraftwerk Schweiz

Foto Greenpeace

Name

In Betrieb seit

Leistung netto (Megawatt)

Betrieb vorgesehen bis

Besizer

Mühleberg

1972

373

2019

BKW

1965 teilten die Bernischen Kraftwerke AG (BKW) mit, dass sie beabsichtigen 10 Kilometer westlich von Bern, an der Aare bei Mühleberg, ein 355 Megawatt Atomkraftwerk mit einem Öffnet internen Link im aktuellen FensterSiedwasserreaktor zu bauen. Der Bau begann 1967, das Werk ging 1972 ans Netz.

Der Betrieb von Mühleberg stand von Anfang an unter einem unglücklichen Stern. Schon vor der Inbetriebnahme brach im Maschinenhaus ein Brand aus. Diverse Sicherheitsmängel machten zahllose Nachrüstungen nötig, einige baulich-konzeptionelle Mängel liessen sich überhaupt nicht beheben. Im Kernmantel, einem Stahlzylinder im Innern des Reaktors, der die Brennelemente umschliesst, wurden 1990 erstmals Risse entdeckt, die sich seither ständig vergrössern. 

Im Februar 1992 wurde dem Atomkraftwerk Mühleberg in einer Volksabstimmung im Kanton Bern mit 51,3% Nein-Stimmen eine definitive Betriebsbewilligung und eine Leistungserhöhung verweigert. Der Bund verlängerte daraufhin am 14. Dezember 1992 die provisorische Betriebsbewilligung um 10 Jahre und bewilligte gleichzeitig eine Leistungserhöhung um 10 Prozent. Leistungserhöhung bedeutet höhere Temperaturen im Reaktor und damit mehr Risiko, denn die beim Bau eingeplante Leistungsreserve, die für kurzzeitige Spitzenbelastungen vorhanden sein muss, wird dadurch ständig ausgereizt.
(Weiter Details im Handbuch „Strahlende Schweiz“ von Susan Boos, dem auch die Fakten zu obiger Darstellung weitgehend entnommen sind)

Am 21. Dezember 2009 erhielt das Atomkraftwerk Mühleberg trotz des ablehnenden Entscheides des Berner Stimmvolkes und als ältester Siedewasserreaktor der Welt vom Bund die definitive Betriebsbewilligung. 

Die Besitzerin des Atomkraftwerks Mühleberg, die BKW, hat am 4. Dezember 2008 ein Rahmenbewilligungsgesuch für den Ersatz des derzeitigen Kraftwerks eingereicht. Es ist ein Reaktor mit einer Leistung von maximal 1600 MW und einem Hybridkühlturm geplant. Die partei- und verbandsübergreifende Allianz Stopp Atom kündigte ein Referendum gegen die geplanten Bauten an. Am 13. Februar 2011 ermöglichten die Stimmbürger des Kantons Bern in einer Konsultativabstimmung (mit einer Mehrheit von 51.2%; bei einer Stimmbeteiligung 51.7%), dass der Grossratsbeschluss, welcher den Ersatz des Kraftwerkes befürwortete, an die Bundesbehörden weiter geleitet wird. Im Grossen Rat war der Beschluss mit 91 gegen 56 Stimmen gefasst worden.

Am 14. März, während der Unfallserie im japanischen Kernkraftwerk Fukushima I, beschloss das UVEK, sämtliche Bewilligungsverfahren für neue Kernkraftwerke auf Schweizer Boden auf unbestimmte Zeit einzufrieren (Wikipedia)

Aktuelle Situation (Dezember 2013)
Die BKW will das AKW Mühleberg Ende 2019 vom Netz nehmen. Aus wirtschaftlichen Überlegungen. Mit 7 Rappen Gestehungskosten pro Kilowattstunde lässt sich das Werk bei einem Grosshandelspreis von unter 5 Rappen an der Strombörse nicht mehr rentabel betreiben. Die vom Eidgenössischen Nuklear Sicherheits-Inspektorat ENSI verlangten, und bis 2017 zu realisierenden Nachrüstungen (u.a. eine von der Aare unabhängige Kühlwasserleitung, ein erdbebensicheres Kühlsystem für das Brennelementen-Becken und ein zusätzliches System für die Abfuhr der Nachzerfallswärme) würde Kosten von mehreren hundert Millionen Franken verursachen. In den Jahren bis zur definitiven Stilllegung will die BKW mit Einverständnis des Ensi anstelle der verlangten Nachrüstung nur 15 Millionen für zusätzliche Sicherheitsmassnahmen wie eine alternative, nicht erdbebensichere Kühlwasserversorgung aufwenden. Die Zuganker, die zur Stabilisierung der Risse im Reaktormantel installiert wurden und die ein Bericht des TÜV Nord 2011 als ungenügend ausweist, werden nicht ersetzt. Die Risse im Kernmantel sind seit 1990 bekannt. Bei der Revision 2014 wurden acht neue Risse zwischen 0,5 und 10 cm entdeckt, die vertikal zu einer horizontalen Schweissnaht verlaufen. Die installierten Zuganker helfen aber kaum gegen diese Querrisse. Das Ensi begnügt sich mit der Auflage, die Risse weiter zu beobachten...

Die Stilllegung
Für den Nachbetrieb, die erste Zeit nach der Abschaltung, rechnet man im Falle von Mühleberg 5 Jahre, für den eigentlichen Rückbau weitere 15 Jahre. Der Nachbetrieb wird nach heutigen Berechnungen 319 Millionen Franken kosten, der Rückbau 481 Millionen und die Entsorgung 1.83 Milliarden (Basler Zeitung vom 31. Oktober 2013).

 

Weiter:
Fukushima in Mühleberg (Videoanimation)

Mühleberg abstellen
Atomkraftwerke Schweiz
de.wikipedia.org/wiki/Kernkraftwerk_Mühleberg
www.kkm.ch
www.fokusantiatom.ch
www.beobachter.ch/dossiers/energie/artikel/atomkraft_die-akte-muehleberg/
www.radioaktivitaet.net
www.energisch.ch