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Benken, Endlagerstandort Schweiz
Einer der für ein geologisches Langzeitlager vorgesehenen Standorte ist Benken im Zürcher Weinland, drei Kilometer von der deutschen Grenze entfernt und in der Nähe des Rheinfalls gelegen. Vorgesehen ist, wie an den anderen ins Auge gefassten Standorten, eine Tiefenlagerung im Opalinuston.
Sowohl im Weinland selber, als auch im benachbarten Süddeutschland, wächst die Opposition, „Klar!Schweiz“ organisiert den Widerstand. Geäussert wird auch die Vermutung, dass die Evaluation mehrerer möglicher Standorte nur ein Ablenkungsmanöver darstelle und beim Bund Benken bereits als Standort feststehe.
Der frühere Ministerpräsident Oettinger von Baden-Württemberg erwähnte in kleinem Kreis die Möglichkeit, ein Endlager Benken auch für deutschen Atommüll zu benutzen. Auf eine Interpellation im Parlament hin wurden vom Bundesrat Kontakte in dieser Sache verneint und kategorisch ausgeschlossen.
Weiter:
Endlagerung
http://www.klar-schweiz.com
www.vorort.bund.net/suedlicher-oberrhein/print.php?id=465
Betastrahlung
Betastrahlung ist eine ionisierende Strahlung, die aus Elektronen besteht. Sie entsteht bei Zerfall von Atomkernen, die einen Überschuss an Neutronen enthalten. Beim Zerfall verwandelt sich ein Neutron in ein positiv geladenes Proton und ein die Betastrahlung bildendes negatives Elektron.
Betastrahlen übertragen Energie auf das Material, in das sie eindringen. Die Eindringtiefe ist in der Regel gering, beim Menschen werden bei Bestrahlung von aussen vor allem Verbrennungen an der Hautoberfläche verursacht.
Wenn Stoffe, die Betastrahlung abgeben, in den Körper aufgenommen (inkorporiert) werden, kann es bei Iod-131 zu Schilddrüsenkrebs, bei Strontium-90 zu Knochenkrebs und Leukämie kommen.
Um nach einer Atomkatastrophe die Aufnahme von Jod in die Schilddrüse zu verhindern, werden in der Schweiz an die Bevölkerung in der Umgebung eines Atomkraftwerks Jodtabletten abgegeben. Damit wird die Schilddrüse mit Jod gesättigt, sodass das radioaktive Jod vom Körper ausgeschieden statt in der Schilddrüse abgelagert wird.
Die Strontiumaufnahme kann nicht verhindert werden. Der Körper kann Strontium nicht von Calcium unterscheiden und lagert es deshalb in den Knochen ab.
Von Bedeutung ist in beiden Fällen, nebst der Menge des aufgenommenen Materials, auch die biologische Halbwertszeit.
Bevölkerungsschutz
Siehe Notfallmassnahmen
Beznau, Atomkraftwerk Schweiz
Beznau, Atomkraftwerk Schweiz
Im Atomkraftwerk Beznau, 12 Kilometer nördlich von Baden auf einer Insel in der Aare gelegen, sind zwei Druckwasserreaktoren (Beznau I und II) in Betrieb, die mit Flusswasser gekühlt werden.
Der denkwürdige Entscheid zum Bau des ersten kommerziellen Atomkraftwerks in der Schweiz fällt am 18. Dezember 1964. Im August 1965 wird der Vertrag zum Bau eines 350-Megawatt-Druckwasserreaktors zwischen der Nordostschweizerischen Kraftwerke AG (NOK) und der amerikanischen Firma Westinghouse / General Electric unterschrieben. Der konventionelle Teil (Turbinen und Generator) wird bei der Firma Brown Boveri in Auftrag gegeben.
Am 6. September 1965 beginnt der Bau, 1969 geht Beznau I ans Netz.
Bereits im Dezember 1967, also noch vor Inbetriebnahme von Beznau I, bestellt die NOK bei den gleichen Herstellern einen zweiten, identischen Reaktor, der Ende 1971 den Betrieb aufnimmt.
Name | In Betrieb seit | Leistung netto (MW) | Betrieb | Besitzer |
Beznau I | 1969 | 365 | 2029* | Axpo 100% |
Beznau II | 1971 | 365 | 2031* | Axpo 100% |
*Durch einen Parlamentsbeschluss wurde die Laufzeit der Atomkraftwerke Beznau und Mühleberg auf 60 Jahre beschränkt.
Die Axpo hat 2011 den Bezug von Uran aus Russland sistiert. Sie verzichtet drei Jahre nach der öffentlichen Kritik 2014 ganz auf den Bezug von Uran aus Majak für das Atomkraftwerk Beznau.
Sicherheitsprobleme
Bei Schnellabschaltung wird der Reaktor mit kaltem Wasser geflutet. Dieser Kälteschock kann dazu führen, dass der Stahl des Rektor-Druckbehälters bricht. Durch starke und langjährige Neutronenbestrahlung versprödeter Stahl kann bereits bei Abkühlung auf 90 Grad brechen. Die Stilllegungsverordnung des Bundes legt fest, dass ein Reaktor vom Netz genommen werden muss, wenn die „Sprödbruch- Referenztemperatur bei 93 Grad“ liegt. Hochrechnungen aufgrund von Kontrollmessungen haben laut Axpo ergeben, dass die Sprödbruch-Temperatur in Beznau nach 60 Betriebsjahren bei 92 Grad liegen dürfte. Allerdings ist ungewiss, wie sich die festgestellten Unregelmässigkeiten im Kernmantel (so genannte Flakes) auf die Versprödung auswirken. Modellversuche zeigen, dass dadurch die Versprödung beschleunigt wird, wie die WOZ berichtet.
Mängelliste Beznau*
Wie alle technischen Anlagen sind auch Atomkraftwerke von Verschleiss und Alterung betroffen. Die Alterungsprozesse werden durch die vom Reaktor ausgehende Neutronenstrahlung verstärkt, was dazu führt, dass der Reaktordruckbehälter versprödet und somit an Festigkeit verliert. Besonders problematisch ist die Alterung für Bauteile, die nicht ersetzt werden können.
EINWIRKUNGEN VON AUSSEN
Erdbeben: Der Nachweis, dass Beznau den aktuellen Erkenntnissen betreffend Erdbebengefährdung genügt, ist seit 22 Jahren ausstehend. Beim letzten Nachweis 2012 zeigte sich, dass bei einem schweren Erdbeben 78mal mehr radioaktive Strahlung austreten würde, als erlaubt.
Externe Überflutung: Die Hochwasserauslegung ist nach heutigem Stand von Wissenschaft und Technik nicht nachgewiesen. Diverse wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass die Überflutungsrisiken in der Schweiz bisher weit unterschätzt wurden. Eine Studie zum Thema ist seit 2013 hängig.
Flugzeugabsturz: Aufgrund der geringen Stärke von Primärcontainment und Reaktorgebäude besteht kein ausreichender Schutz gegen grosse Zivilflugzeuge (z.B. B747, A380).
Unzureichende Sicherheit des Brennelement-Lagerbeckens: Die Systeme zur Lagerbeckenkühlung sind nicht gegen Erdbeben, Überflutung, Flugzeugabstürze oder terroristische Anschläge geschützt. Bei Ausfall der Beckenkühlung stehen keine Sicherheitssysteme zur Verfügung.
ALTERSERSCHEINUNGEN UND HERSTELLUNGSMÄNGEL
Korrosionserscheinungen am Containment: In der Vergangenheit wurden zum Teil erhebliche Korrosionen an wichtigen Teilen des Containments festgestellt. Eine typische Alterserscheinung, die nur zum Teil durch Überwachungsmassnahmen festgestellt werden können. Korrosionen können die Ursache für Versagen des Containments sein. Verminderte Rückhaltefunktion für radioaktive Stoffe und der Verlust von Kühlwasser wären die Folge.
Anomalien im Reaktordruckbehälter: Im Sommer 2012 sind in den belgischen Kernkraftwerken Doel-3 und Tihange-2 zahlreiche Einschlüsse im Grundmaterial der geschmiedeten Reaktordruckbehälter festgestellt worden. Der daraufhin untersuchte Reaktordruckbehälter von Beznau I zeigte ebenfalls gegen 1000 nicht-metallische Einschlüsse, die bei der Herstellung entstanden sind. Die Auswirkung der Einschlüsse auf die Langzeitbeständigkeit des Materials können höchstens abgeschätzt werden.
VERALTETES KONZEPT UND FEHLENDE REDUNDANZEN
30-Minuten-Konzept: Sicherheitseinrichtungen müssen nach Stand von Wissenschaft und Technik so ausgeführt sein, dass Eingriffe der Operateure erst 30 Minuten nach Eintritt eines Auslegungsstörfalles erforderlich werden. In Beznau kann das 30-Minuten-Konzept nicht für alle anzunehmenden Störfälle eingehalten werden.
Notstromversorgung: Die Zuverlässigkeit der Notstromdiesel erfüllt nicht alle Anforderungen. So sind die vier Stränge der Notstromversorgung nicht konsequent räumlich getrennt.
Sicherheitsleittechnik: Mehrfach ausgeführte Leitungen und Kabel sind bautechnisch nicht gemäss Stand von Wissenschaft und Technik getrennt in verschiedenen Brandabschnitten untergebracht.
Not- und Nachkühlstränge: Im AKW Beznau ist die räumliche Trennung der Not- und Nachkühlstränge nicht konsequent durchgeführt. So ist z.B. das sogenannte Nebenkühlwassersystem als Teil der Not- und Nachkühlstränge nicht durchgehend räumlich getrennt.
Stromversorgung: Mit Berücksichtigung des Wasserkraftwerkes Beznau sind nur zwei Netzanbindungen vorhanden. Nach dem Stand von Wissenschaft und Technik wären mindestens drei unabhängige Verbindungen mit dem öffentliche Stromnetz notwendig.
Anzahl der Loops: Das AKW Beznau hat nur zwei Hauptkühlmittelschleifen (Loops). Nach Stand von Wissenschaft und Technik benötigt ein moderner Druckwasserreaktor deren vier. Dies hat negative Auswirkungen auf die Konzeption der Sicherheitssysteme (z. B. auf die Einspeisung der Notkühlstränge).
Anzahl der Druckspeicher: Das AKW Beznau besitzt pro Block nur zwei Druckspeicher anstatt den nach dem Stand von Wissenschaft und Technik für moderne Druckwasserreaktoren geforderten acht. Dadurch ist die Zuverlässigkeit der Notkühlung mit den Druckspeichern in der Anfangsphase eines Störfalles geringer. Das Gesamtvolumen an Kühlwasser ist entsprechend niedrig. Da für den Kühlbetrieb im späteren Verlauf eines Störfalles die Wasservorräte auch in den Druckspeichern von entscheidender Bedeutung sein können, ist das geringere Wasservolumen negativ zu bewerten. Im Falle eines Kühlmittelverlusts mit einem Leck nach aussen wirkt sich dieser Mangel besonders gravierend aus.
Anzahl der Flutbehälter: Im AKW Beznau hat es pro Block jeweils einen einzigen Borwasser-Vorratstank mit relativ geringem Volumen. Nach heutigem Stand von Wissenschaft und Technik wären für die Druckwasserreaktoren vier Doppelflutbehälter mit entsprechendem Wasservolumen erforderlich. Im Anforderungsfall ist in Beznau der einzige Tank schnell leer, für die Notkühlung steht dann entsprechend weniger Wasser zur Verfügung. Die Gefahr einer Kernschmelze ist dadurch erheblich grösser.
Zürich, 2. März 2018 // Schweizerische Energiestiftung SES
*Aufgrund einer der Studie «Risiko Altreaktoren Schweiz» von Dipl.-Ing. Dieter Majer, ehemaliger Leiter der Atomaufsichtsbehörde in Deutschland, im Auftrag der Schweizerische Energie-Stiftung SES und von Greenpeace Schweiz: (https://www.energiestiftung.ch/publikation-studien/risiko-altreaktoren-schweiz.html)
Weiter:
Atomkraftwerke Schweiz
de.wikipedia.org/wiki/Kernkraftwerk_Beznau
AKW Beznau: Flut-Risiko wird massiv unterschätzt
Greenpeace-Studie Sicherheit
Biblis, Atomkraftwerk Deutschland
In Biblis (Hessen) waren zwei Druckwasserreaktoren mit insgesamt 2'407 Megawatt Leistung in Betrieb. Block A ging 1974 als erstes kommerzielles Atomkraftwerk in Deutschland ans Netz und wurde am 18. März 2011 nach der Atom-Katastrophe von Fukushima stillgelegt. Ebenso Block B.
1987 ereignete sich in Biblis ein gravierender, bis dahin für unmöglich gehaltener und mehr als ein Jahr lang der Öffentlichkeit verschwiegener Unfall. Im Buch „Strahlende Schweiz“ von Susan Boos wird der Unfallhergang wie folgt geschildert:
„In Block A von Biblis bei Frankfurt am Main fahren die Operateure am 16. Dezember 1987 den Druckwasserreaktor wieder an. Versehentlich bleibt ein Hauptventil offen. Im Kommandoraum zeigt eine rote Lampe den Fehler an, doch die Bedienungsmannschaft glaubt, mit der Lampe sei etwas nicht in Ordnung. 15 Stunden lang bleibt das Hauptventil offen. Zwei Sicherheitsventile halten den Druck im Reaktor aufrecht; hätte eines versagt, wäre es zur Kernschmelze gekommen. Dann beginnt noch ein anderes Ventil zu lecken. In der Nacht zum 17. Dezember steigt die Temperatur im Reaktor gefährlich an. Erst jetzt bemerken die Operateure, dass das Hauptventil nicht geschlossen ist. Um 5.18 Uhr morgens ringen sie sich dazu durch, den Reaktor abzuschalten, ändern jedoch zehn Minuten später ihre Meinung und versuchen mit einem heiklen Manöver den Reaktor weiter zu betreiben: Weil sie unbedingt einen Produktionsausfall verhindern möchten. Das Manöver geht schief, es beginnt Kühlwasser auszulaufen – endlich stellen sie den Reaktor ab.
Dieser Unfallablauf hätte sich gemäss der „Deutschen Risikostudie Kernkraftwerke“ einmal in 33 Millionen Jahren ereignen sollen. Doch der AKW-Betreiber, das Rheinisch-Westfälische Elektrizitätswerk (RWE), stuft den Zwischenfall als harmloses Ereignis ein (Stufe 1 auf der INES-Skala). Die hessischen Behörden erfahren erst fünf Tage später davon und versuchen ihn danach geheim zu halten. Ein Jahr nach dem Unfall erfährt die Öffentlichkeit davon und zwar durch einen Artikel in einer amerikanischen Zeitschrift. Ein Vertreter der US-amerikanischen Atomkontrollbehörde NRC meinte, der Biblis-Vorfall wäre in den Vereinigten Staaten ein Ereignis „Höchster Priorität [top-level]“ gewesen.“
Im Februar 1989 ging der Reaktor wieder in Betrieb. Im März geschah ein weiterer schwerer Störfall, der die Hälfte des Notkühlsystems für einige Zeit ausser Betrieb setzte.
Bözberg, Endlagerstandort Schweiz
Einer der in der Schweiz für ein Endlager vorgesehenen Standorte ist der Bözberg im Kanton Aargau. Vorgesehen ist, wie an den anderen ins Auge gefassten Standorten, eine Tiefenlagerung im Opalinuston.
In der betroffenen Region wächst die Opposition, die KAIB (Kein Atommülllager im Bözberg)“ organisiert den Widerstand. Der Widerstand stützt sich auf die folgenden Argumente:
- Ein Atommülllager bedeutet eine Abwertung einer ohnehin schon stark belasteten Region
- Ein Atommülllager im Bözberg wäre eine politische und nicht eine wissenschaftlich begründete Lösung
- Weltweit besteht keine Erfahrung mit der sicheren Lagerung von radioaktivem Abfall
- Das Projekt „Jurapark“ ist nicht mit einem Atommülllager vereinbar.
Geäussert wird auch die Vermutung, dass die Evaluation mehrerer möglicher Standorte nur ein Ablenkungsmanöver darstelle und beim Bund der Bözberg bereits als Standort feststehe. Kein Atommüll im Bözberg (www.kaib.ch).
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Endlagerung
Brennelemente
Angereichertes Natururan(Uran-238 plus) 3,5% bis 4,5% Uran-235 und Plutonium werden als Kernbrennstoffe bezeichnet (obgleich im Reaktor keine Verbrennung, sondern eine Atomkernspaltung stattfindet). Obige Prozentwerte gelten für Leichtwasserreaktoren. Schwerwasserreaktoren können Natururan mit einem Anteil von bloss 0,7 % Uran-235 als Brennstoff brauchen.
Der Kernbrennstoff wird in Form von Tabletten (Pellets) in Brennstäbe (Edelstahl- oder Zirkoniumrohre von 1,5 cm Durchmesser und 3 – 4 Meter Länge) eingefüllt.
Für Druckwasserreaktoren werden 236 Brennstäbe zu einem Brennelement zusammengefasst und in dieser Form in den Reaktor eingesetzt. Brennelemente für Siedewasserreaktoren bestehen aus 63 Brennstäben.
Nach etwa drei Jahren müssen bei den Leichtwasser-Reaktoren Brennelemente ausgewechselt werden, weil der Gehalt an spaltbarem ist auf unter 1% gesunken ist. Abgebrannte Brennelemente sind hochradioaktiv und enthalten bis zu 200 heisse Spaltprodukte (Isotope verschiedener Elemente). Sie entwickeln auch nach der Entnahme aus dem Reaktor Wärme (Nachzerfallswärme), werden in so genannten Abklingbecken gelagert und müssen dort dauernd gekühlt werden.
MOX-Brennelemente
So genannten „Mischoxid-Brennelemente (MOX-Brennelemente) enthalten ausser Uranoxid auch Oxide von Plutonium oder (seltener) Thorium. Die Herstellung von MOX-Brennelementen entspricht in etwa derjenigen der normalen Uran-Brennelemente, muss aber der Gefährlichkeit des Plutoniums wegen unter grössten Sicherheitsvorkehrungen in luftdichten und abgeschirmten Gehäusen (Handschuhkastentechnik) stattfinden und ist grösstenteils automatisiert.
Das Plutonium stammt entweder aus der Wiederaufarbeitung abgebrannter Uran-Brennelemente oder aus der Atomwaffen-Abrüstung.
MOX-Brennelemente werden in Grossbritannien (Sellafield, Stilllegung angeordnet), Frankreich (Marcoule) und Belgien (Dessel) hergestellt. Die Fertigung in Hassel (Deutschland) wurde 1991 verboten, der Bau einer grösseren Anlage durch Siemens 1995 eingestellt. In der Schweiz werden MOX-Brennelemente in den Druckwasserreaktoren von Beznau und Gösgen eingesetzt.
Aktuell (2011) sind im AKW Gösgen 32 derartige Brennelemente im Einsatz (von insgesamt 117), in Block I von Beznau sind es 12 und in Block II 32 (von insgesamt je 121). (WOZ vom 24. März 2011). In Deutschland werden MOX-Elemente unter anderem in Brokdorf und Gundremmingen eingesetzt.
Reaktoren, die MOX-Elementen enthalten, sind schwieriger zu steuern. Weil der Schmelzpunkt von Plutonium tiefer ist als der von Uran kann es auch schneller zu Kernschmelzunfällen kommen. Ausserdem sind bei Freisetzung von radioaktivem Material die Schäden für die Umgebung grösser: Bereits das Einatmen von 10 Milligramm MOX ist tödlich. Bei der Lagerung abgebrannter Brennelemente ergeben sich noch mehr Probleme als bei normalen Uran-Brennelementen, weil die MOX-Elemente über sechsmal mehr langlebiges Neptunium (Halbwertszeit 2,14 Millionen Jahre) enthalten und einer stärkeren Wärmeentwicklung wegen länger zwischengelagert werden müssen: 100 Jahre statt 30-40 Jahre bei normalen Brennelementen. Und auch das:
“Die Gefahr, dass Plutonium abgezweigt und unterschlagen wird, wächst: 1994 hatten sich in Fernsteuerungskästen der japanischen MOX-Produktionsanlage Tokai jenseits aller Kontrollen 70 Kilogramm Plutonium angesammelt. Dasselbe Problem tauchte 2009 in der Anlage von Cadarache (Südfrankreich) auf, wo ebenfalls mehrere Dutzend Kilogramm Plutonium in den Kästen verblieben waren. Sämtliche weltweit in Abklingbecken gelagerte Brennelemente enthalten schätzungsweise 250 Tonnen Plutonium – das ist ebenso viel wie die militärischen Plutoniumvorräte auf dem ganzen Planeten, die ausreichen, um 50'000 Atomsprengköpfe zu bestücken. Ein Atomkraftwerk von 1'000 Megawatt produziert zwischen 230 und 260 Kilogramm Plutonium pro Jahr; für eine Waffe reichen bereits 5 Kilogramm.“ (LE MONDE diplomatique, Dezember 2012)
Weiter:
Majak
Brennstäbe
Siehe Brennelemente
Brennstoff
Siehe Kernbrennstoff
Brennstoffkreislauf
Mit „Brennstoffkreislauf“ ist der Weg des Urans vom Erzabbau bis zur Endlagerung gemeint. Dieser Weg führt von der Urangrube über die Extraktion des Urans, die Herstellung von Yellowcake, die Urnanreicherung, die Brennstab- und Brennelementen-Herstellung, den Einsatz im Atomreaktor in die Wiederaufarbeitung und/oder ins Zwischenlager. Endlager sind noch keine in Betrieb.
Urangrube → Extraktion → Yellowcake → Anreicherung → Brennstabherstellung → Brennelemente-Herstellung → Reaktor → (eventuell Wiederaufbereitung) → Zwischenlager (→ Endlager).
Von einem Kreislauf kann keine Rede sein. Nur ein ganz geringer Teil des (noch spaltbaren) Materials aus der Wiederaufarbeitung wird in MOX-Mischoxidelementen erneut im Reaktor eingesetzt. Hingegen wird sehr viel „Ballast“, nämlich das ganze Uran-238, wieder benutzt. Bei allen Prozent-Angaben in diesem Zusammenhang ist deshalb wichtig, ob es sich um Massen- Prozente oder um Prozente des radioaktiven Inventars handelt. Masse wird schon „rezykliert“, aber nicht „Radioaktivität“! Sowohl die USA als auch Deutschland (seit 2005) verzichten heute auf die Wiederaufarbeitung.
Das Wort Brennstoffkreislauf ist ein eindrückliches Beispiel dafür, wie im Nuklearbereich versucht wird, mit Hilfe wohlklingender Wörter problematische Sachverhalte der Öffentlichkeit schmackhaft zu machen (weitere Beispiele unter „Atomsprache“).
Browns Ferry, Atomkraftwerk USA
Das Atomkraftwerk Browns Ferry liegt am Tennessee River im Norden Alabamas. Es umfasst drei Siedewasserreaktoren der 1’000-Megawatt-Klasse. Sie nahmen 1974, 1975 und 1977 den kommerziellen Betrieb auf.
Block 1 ist bekannt geworden wegen eines Unfalls, der sich am 22. März 1975, knapp acht Monate nach Betriebsaufnahme, ereignete. Ein Techniker setzte mit einer Kerze in der Hand, auf der Suche nach luftdurchlässigen Stellen, Isoliermaterial in Brand. Das Feuer erfasste wichtige Steuerkabel, der Reaktor geriet für Stunden ausser Kontrolle und konnte nur mit Glück wieder „eingefangen“ werden. Sicherheitsrelevante Kabel waren bei diesem Reaktor nur in einfacher Ausführung vorhanden. Seither sind sie in unabhängigen Kanälen mehrfach angelegt (Redundanz). Auch in der Wahl von Isoliermaterial achtet man heute auf Feuerfestigkeit.
Block 1 wurde danach für 1,8 Milliarden US-Dollar revidiert und erst 2007 wieder in Betrieb genommen. Die Stilllegung ist für 2033 vorgesehen. Die Blöcke 2 und 3 sollen 2034, resp. 2036 vom Netz gehen.
Brüter
Siehe Schnelle Brüter
Bugey, Atomkraftwerk Frankreich
Das AKW Bugey liegt etwa 30 Kilometer von der Schweizergrenze entfernt an der Rhone. Mit 3'700 Megawatt Leistung ist es eine der grössten Anlagen in Frankreich. Ein gasgekühlter Reaktor wurde 1994 stillgelegt, vier Druckwasserreaktoren sind gegenwärtig in Betrieb und sollen 2019, resp. 2020 stillgelegt werden. Zur Anlage gehören vier 128 Meter hohe Kühltürme, die mit Rhonewasser versorgt werden.
1984 ereignete sich in einem der Reaktoren ein Unfall. Das Kontrollpult wurde ungenügend mit Strom versorgt und der Reaktor stellte automatisch ab. Auch das Reaktorschutzsystem war vom Ausfall betroffen, der Reaktor wurde nur noch durch thermische Konvektion gekühlt. Der Druck im Primärkreis wurde durch Ventile geregelt, die zum Teil am ausgefallenen Netz hingen. Wäre eines der Ventile offen geblieben, wäre der primäre Kühlkreis zusammengebrochen.
Weiter:
Atomkraftwerke Frankreich
de.wikipedia.org/wiki/Kernkraftwerk_Bugey