A

Abklingbecken

Abgebrannte Öffnet internen Link im aktuellen FensterBrennelemente werden nach ihrer Entnahme aus dem Öffnet internen Link im aktuellen FensterReaktor für mehrere Jahre in ein mit Wasser gefülltes Abklingbecken gebracht, bis die Öffnet internen Link im aktuellen FensterStrahlung und die Wärmeabgabe soweit abgeklungen sind, dass das Material in ein Öffnet internen Link im aktuellen FensterZwischenlager verbracht werden kann. 
Der Grund für die Wärmeabgabe ist die Nachzerfallswärme. Sie erhitzt die Brennelemente auf über hundert Grad Celsius. Das Wasser in den Abklingbecken muss deshalb permanent gekühlt werden.
Abklingbecken werden möglichst nahe beim Reaktor gebaut, damit längere Transportwege vermieden werden können. Abklingbecken enthalten ein grosses Mass an Radioaktivität. Sie sind gegen Flugzeugabstürze und andere Gewalteinwirkungen von aussen nicht genügend geschützt.

Alphastrahlung

Alphastrahlen sind sich schnell bewegende (107 m/s), positiv geladene Heliumkerne, die bei radioaktivem Zerfall entstehen. Sie werden ihrer Ladung wegen von elektrischen oder magnetischen Feldern abgelenkt. Alphastrahlen lassen sich bereits durch ein Blatt Papier abschirmen. In der Luft kommen sie wenige Zentimeter weit, im Körpergewebe etwa einen Zehntelmillimeter. 

Ein bekannter Alphastrahler ist das chemisch hochgiftige Plutonium. Plutoniumpartikel, die sich in der Lunge festsetzen, können die Ursache sein für Krebs. Bei einer biologischen Halbwertszeit von 50 Jahren haben sie Gelegenheit, das feine Lungengewebe langzeitlich von innen zu bestrahlen. Weitere Alphastrahler sind z.B. Uran, Radium, Radon, Polonium und Thorium.

Weiter:
http://de.wikipedia.org/wiki/Alphastrahlung

Americium, Element

Americium (Symbol Am und Ordnungszahl 95) ist ein Transuran, also ein Element, das in der Natur nicht vorkommt. Americium wurde erstmals im Herbst 1944 erzeugt, die Entdeckung jedoch zunächst nicht veröffentlicht. Kurioserweise wurde dessen Existenz in einer amerikanischen Radiosendung für Kinder durch den Entdecker Glenn T. Seaborg, dem Gast der Sendung, der Öffentlichkeit preisgegeben.

In einer Tonne abgebrannter Öffnet internen Link im aktuellen FensterBrennelemente entstehen in einem Öffnet internen Link im aktuellen FensterAtomreaktor ungefähr 100 Gramm Americium-241 mit einer Öffnet internen Link im aktuellen FensterHalbwertszeit von 432,2 Jahren. Bei den diversen Americium-Isotopen handelt es sich grösstenteils um Alphastrahler.

Americium wurde in Bodenproben in der Umgebung von Öffnet internen Link im aktuellen FensterSellafield gefunden, ebenso in der Umgebung von Öffnet internen Link im aktuellen FensterTschernobyl. Es entsteht beim Zerfall von Öffnet internen Link im aktuellen FensterPlutonium-241 (Halbwertszeit 14 Jahre). Das ist der Grund, weshalb die Americium-Konzentration in der Umgebung von Tschernobyl dauern ansteigt. Americium ist reaktionsfreudig, daher sehr aggressiv, verbindet sich mit Staubpartikeln und ist wasserlöslich. Es lagert sich in den Knochen ab, bleibt dort auf Grund seiner Halbwertszeit  lebenslang drin und löst auf Grund seiner Eigenschaften relativ schnell Krebs aus.

Anreicherung

Siehe Öffnet internen Link im aktuellen FensterUrananreicherung

Asse II, Versuchsendlager D

Im stillgelegten Salzbergwerk Asse II in Niedersachsen (Norddeutschland)  wurden im Zeitraum 1967 – 1979 in 600 Meter Tiefe rund 126'000 Fässer mit schwach- und 1'300 Fässer mit mittelradioaktivem Öffnet internen Link im aktuellen FensterAtommüll in 60 x 40 x 15 Meter grosse Kavernen eingebracht. 

Das inzwischen abgesoffene Endlager Asse II in Deutschland wurde 1967 als „Versuchsendlager“ bezeichnet. Ein eigenartiger Ausdruck, denn entweder ist etwas ein Versuch, oder es ist endgültig: „Mit der offiziellen Sprachregelung „Versuchsendlagerung“ hielt man sich alle Optionen offen. Diesen verbalen Salto mortale mochten Optimisten und Gutgläubige so interpretieren, dass der radioaktive Abfall wieder fortgeschafft werde, sobald genügend Erkenntnisse gegen eine Endlagerung im Salz gesammelt worden seien. Währenddessen fragten sich die Skeptiker, wie man wohl eine Endlagerung erfolgreich „versuchen“ könne, ohne sie auch konkret bis zum Ende, also für immer, durchzuführen. Aus ihrer Sicht war eine Versuchsendlagerung de facto eine Endlagerung, sonst hätten die Verantwortlichen von einer Zwischenlagerung sprechen müssen. 

Aus der Zeitschrift DUMMY 24, September 2009

Zum eingelagerten radioaktiven Inventar gehört auch Plutonium. Zuerst wurde die Menge auf 6 kg beziffert, im August 2009 gab das zuständige Bundesministerium bekannt, dass infolge eines Übertragungsfehlers die Menge ursprünglich zu gering angegeben worden sei und in Wirklichkeit gegen 28 kg betrage.

Deutschland entschied sich beim Öffnet internen Link im aktuellen FensterEndlagerkonzept für eine Tiefenlagerung im Salz, weil davon ausgegangen wird, dass bei Salzschichten Barrieren gegen das Eindringen von Wasser vorhanden sind. „Das Eindringen von Wasser kann mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ausgeschlossen werden“ hiess es 1972 in einer amtlichen Verlautbarung zum Bergwerk Asse II. Heute ist klar, dass das nicht stimmt. Seit 1988 fliessen täglich 12'000 Liter Sole in das Atommülllager und zwingen die Betreiber, diese Sole fachgerecht zu entsorgen und das Lager unter hohen Kosten zu räumen, bevor die Kavernen, was voraussehbar ist, nach einiger Zeit einbrechen und den Atommüll unzugänglich einschliessen werden. Die unsachgemässe Lagerung in ungeordnet eingekippten und schon heute aufgeplatzten oder vom Rost zerfressenen Fässern stellt in diesem Falle eine unkontrollierbare Gefahr für die Nachwelt dar.

Deutschland setzt nach wie vor auf die Lagerung im Salz. „Der Laugenzufluss spricht nicht gegen die grundsätzliche Eignung von Salz als Wirtsgestein für die Endlagerung von radioaktiven Stoffen“, heisst es im Zusammenhang mit Asse II auf einer Website der Atomwirtschaft.

Studien des holländischen Forschers und Atomlager-Experten Herman Damveld zeigen, dass sich Salzkristalle verändern und erwärmen, wenn sie längere Zeit ionisierenden Strahlen ausgesetzt sind. Dass es sogar zu Explosionen kommen kann.

Verstrahlt, vergraben, vergeigt

Bedenkenlos wurden im maroden Bergwerk Asse 125'000 Fässer mit Atommüll versenkt. Nun kostet die Sanierung den Staat Milliarden – die Chronik einer vorhersehbaren Öko-Katastrophe, die für das geplante Atomlager Gorleben eine Warnung ist. […] 

Die Asse ist die grösste Umweltkatastrophe Deutschlands und ein Lehrstück über die Folgen blinden Glaubens an neue Technologien; eine Hinterlassenschaft von Forschern, Beamten und Politikern der jungen Bundesrepublik, einer euphorischen Generation, die gründlich sein wollte, aber dem Leichtsinn erlag.

„Süddeutsche Zeitung Nr. 66“ 20./21. März 2010, vollständiger Text im Ordner Textdokumente

Atomausstieg

 

 

 

Schweiz

Im Nachgang zur Atomkatastrophe von Fukushima haben Bundesrat und Parlament beschlossen , aus der Atomenergie auszusteigen. Als Folge dieses Beschlusses ergeben sich Fragen nach Datum, praktischer Durchführung und Finanzierung dieser Massnahme. Während Deutschland mit 2011 ein fixes Ausstiegsdatum festgelegt hat, fehlt dieses bis heute (August 2016) in der Schweiz. Aus Gründen der Planungssicherheit für die Energiewende wäre es aber wünschenswert, ein solches Datum zu kennen.

Finanzierung

Stilllegung und Entsorgung müssen laut Gesetz von den Betreibern der Atomkraftwerke finanziert werden. Zu diesem Zweck werden Fonds geäufnet. Einerseits durch regelmässige Beiträge der AKW-Betreiber, andererseits durch die erwirtschafteten Renditen auf dem Anlagemarkt.  2011 ergab sich betreffend Finanzierung folgendes Bild:

Total Kosten für Stilllegung und Entsorgung

20,654

Mrd. Fr.

Bereits geleistete Zahlungen

 -4,799

Mrd. Fr.

Aktueller Stand Stilllegungs- und Entsorgungsfonds

-4,166

Mrd. Fr.

Momentane Finanzierungslücke

11,689

Mrd. Fr.

(Quelle: NZZ am Sonntag 28. April 2013)

Die Schweizerischen Atomkraftwerke verfügen über unbeschränkte Betriebsbewilligungen. Inwieweit eine erzwungene vorzeitige Stilllegung zu Entschädigungszahlungen führen könnte, wird sich zeigen. 

Weltweit wurden 150 Leistungsreaktoren in Kraftwerken, Forschungseinrichtungen und Schiffen stillgelegt oder befinden sich in der Stilllegung. Die Bernischen Kraftwerke BKW legen aus wirtschaftlichen Gründen das Atomkraftwerks Mühleberg per Ende 2019 still.

Die Phasen des Rückbaus von Mühleberg

Sobald der Leistungsbetrieb eingestellt ist sinkt die thermische Leistung innert neun Monaten von einer Million Kilowatt auf 430 Kilowatt, die Radioaktivität nimmt innerhalb dreier Monate um den Faktor 1000 ab. Drei Monate nach Ende des Leistungsbetriebes können die Brennelemente zur Nachkühlung ins Abklingbecken verbracht werden. Der anschliessende Rückbau erfolgt in drei Phasen:

 

Phase 1

2020 – 2024

Das Maschinenhaus wird leergeräumt. Radioaktive Teile werden soweit möglich dekontaminiert, radioaktives Material für den Transport ins Zwischenlager vorbereitet

Phase 2

2024 - 2030

Nach fünf Jahren (2024) können die Brennelemente ins Zwischenlager verbracht werden. Anschliessend werden das Inventar des Reaktorgebäudes und dasjenige des Notstandsgebäudes demontiert, dekontaminiert oder zur Zwischenlagerung vorbereitet.

Phase 3

2030 - 2034

Wenn keine Radioaktivität mehr messbar ist, werden die Gebäude zurückgebaut. Spätestens 2034 sollte sich das Gelände wieder im ursprünglichen Zustand befinden.

(Quelle: Das Wende-Blatt 10/2016)

 

Beim Rückbau in Mühleberg anfallende Materialmengen:

Art

Menge

Ziel

Konventionelles Material

54‘000 Tonnen

139‘000 Tonnen

Deponie

Wiederverwertung

Radioaktives Material

   100 Tonnen Brennelemente

2‘100 Tonnen Betriebsabfälle

2‘900 Tonnen Abbruchmaterial

Zwischenlager

Zwischenlager

Zwischenlager

Gesamtmenge      
konventionell:   193‘000 Tonnen                                                                                        
radioaktiv:             5‘100 Tonnen                                              
Total                  198‘100 Tonnen.

(Quelle: Das Wende-Blatt 10/2016)

 

Deutschland                                                                                                                                                                                          
Die Bundesregierung hat am 19. Oktober 2016 ein Gesetz verabschiedet, wonach der Staat, also der Steuerzahler, die gesamten Kosten für die Atommülllagerung übernimmt und damit die Energiekonzerne Vattenfall, E.On, RWE und EnBW entlastet, die eigentlich für die Finanzierung aufkommen müssten. Die Unternehmen zahlen als Ablösesumme 23,5 Milliarden Euro an einen Staatsfonds, bleiben aber für die Stilllegung und den Abriss der Atommeiler verantwortlich. (Quelle: NZZ vom 20. Oktober 2016)

 

Pro und Contra Ausstieg

Die Gründe, die für einen möglichst raschen Ausstieg sprechen, sind bekannt:

1.     Bei Atomkraftwerken ist jederzeit eine Katastrophe möglich. „Es gibt einen einzigen politischen Entscheid, mit dem die Zerstörung des ganzen Landes bewusst in Kauf genommen wird, den Entscheid, Atomkraftwerke zu betreiben oder neu zu bauen“, meint der Schriftsteller Gerhard Meister.

2.     Der Atommüll ist eine unzumutbare Hinterlassenschaft für unsere Nachkommen, egal wie und wo er dereinst gelagert werden wird.

3.     Mit dem Geld, das heute für Nachrüstungen investiert wird, könnte man eine zukunftsträchtige Energieversorgung aufbauen, die das Energieproblem für alle Zeiten löst.

4.     Die nichterneuerbaren Energieträger Erdöl / Erdgas / Uran / Kohle werden extreme Preissteigerungen erfahren, sobald sie ernsthaft knapp werden. Ausserdem fliesst das Geld für diese Energieträger ins Ausland.

Hier die Argumente, mit denen die Atombefürworter den Ausstieg bekämpfen:

1.     Der Ausstieg  verursacht nicht zu verantwortende Kosten.

2.     Die Stromnetze genügen den Anforderungen nicht

3.     Es gehen Arbeitsplätze verloren

4.     Die Stromversorgung ist nicht mehr gewährleistet

5.     Die AKW der vierten Generation werden so sicher sein, dass auch beim schwersten Unfall keine Radioaktivität nach aussen dringt

Und hier, was die Atomgegner dazu sagen:

1.     Ein Umbau der Energieversorgung auf erneuerbare Energiequellen macht die Kosten für fossile Energieträger überflüssig. Milliarden, die heute in die Golfstaaten und andere Öl- und Gasregionen abwandern, bleiben in der Schweiz.  Die Kosten, die der Ausstieg allenfalls verursacht, sind verkraftbar. Nach seriösen Berechnungen betragen sie 5 – 10 Franken pro Monat für einen durchschnittlichen Haushalt. Für den Wirtschaftsstandort Schweiz entstehen keine Nachteile. Im Gegenteil, es werden Arbeitsplätze für die einheimische Industrie und für das Handwerk geschaffen. Beim Umstieg auf erneuerbare Energien  geht es nicht um  „Kosten“, es geht um  „Investitionen für die Zukunft“!

2.     Die Stromnetze müssen so oder so um- und ausgebaut werden, zum Beispiel im Bereich Höchstspannungsleitungen und Transformatoren.

3.     Die Energiewende schafft einheimische Arbeitsplätze. In Deutschland wurden im Bereich erneuerbare Energien 130‘000 Arbeitsplätze geschaffen.

4.     Es fordert niemand, alle Atomkraftwerke sofort abzustellen, was wir brauchen, sind fixe Abschaltdaten als Sicherheit für Investitionen. Wenn ernsthaft in erneuerbare Energien und in Energieeffizienz investiert wird, ist eine „Schweiz 100 Prozent erneuerbar“ möglich. Im Buch „Kraftwerk Schweiz“ von Anton Gunzinger wird das hinlänglich und glaubwürdig dargelegt.

5.     Gegenwärtig ist in Finnland ein AKW der dritten Generation im Bau. Mit grossen Verspätungen und ebensolchen Kostenüberschreitungen (Oikoluoto). Wer von einer vierten Generation redet, stochert im Nebel…

 

 

Atombau

Ein Atom besteht aus einem Kern und einer Hülle. Der Kern besteht aus positiv geladenen Protonen und nicht geladenen Neutronen, mit Ausnahme des gewöhnlichen Wasserstoffkerns, der nur aus einem einzigen Proton besteht. Teilchen mit gleicher Ladung stossen sich wegen der „Coulomb-Kraft“ gegenseitig ab, aber zwischen den Nukleonen, also den Protonen und Neutronen, wirkt eine weitere Kraft, die „Kernkraft“. Sie wirkt immer anziehend, hat weniger Reichweite als die Coulomb-Kraft, aber ist dort, wo sie hinreicht, viel stärker als die Coulomb-Kraft. In der Hülle um den Kern kreisen die negativ geladenen Elektronen, in gleicher Zahl, wie der Kern Protonen enthält, sodass das Atom nach aussen elektrisch neutral erscheint.

Die Atome eines chemischen Elementes haben im Kern alle dieselbe Anzahl Protonen. Jeder Kern mit zwei Protonen ist zum Beispiel ein Heliumkern. Die Anzahl Neutronen kann aber verschieden sein, man spricht dann von „Isotopen“ eines Elementes. Als Beispiel die Isotope des Wasserstoffs: Ohne zusätzliches Neutron ist es gewöhnlicher Wasserstoff, mit einem zusätzlichen Neutron schwerer Wasserstoff (Deuterium) und mit zwei zusätzlichen Neutronen überschwerer Wasserstoff (radioaktives Tritium).

Die Ordnungszahl eines Elementes gibt die Anzahl Protonen an. Die Summe von Protonen und Neutronen ergibt die Atommasse. Die Isotope eines Elementes haben alle dieselbe Ordnungszahl aber unterschiedliche Atommassen.

Ein Beispiel: Uran hat die Ordnungszahl 92 und damit 92 Protonen im Kern und 92 Elektronen in der Hülle. Die verschiedenen Uran-Isotope haben ebenfalls die Ordnungszahl 92, aber je eine andere Anzahl Neutronen und damit auch unterschiedliche Atommassen. Das häufigste Uranisotop U-238 hat die Atommasse 238 und damit 92 Protonen und 146 Neutronen im Kern.

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Öffnet internen Link im aktuellen FensterAtomspaltung

Atombehörden

Atombehörden weltweit

Internationale Atom-Energie-Organisation IAEO / IAEA

Die Internationale Atom-Energie-Organisation IAEO (englisch: International Atomic Energy Agency IAEA) wurde am 29.07.1957 gegründet. Die IEAO ist eine unabhängige Institution der UNO. Ihr Zweck ist es, die „friedliche“ Nutzung der Atomenergie zu fördern. Zielvorgabe ist der Artikel 2 ihres Statutes, der vorsieht, „in der ganzen Welt den Beitrag der Atomenergie zum Frieden, zur Gesundheit und zum Wohlstand zu beschleunigen und zu steigern.“ Ausserdem obliegt ihr die Kontrolle des Atomsperrvertrages von 1970. Die fünf offiziellen Atommächte (USA, Russland, Frankreich, Grossbritannien und China) werden von der IAEO nicht kontrolliert.
„Innerhalb der UNO hat die IAEO eine Sonderstellung: Keine andere UNO-Organisation unterstützt eine Industrie, von der sie zugleich so stark abhängig ist. Bei der Entwicklung von Vorschriften dominieren häufig wirtschaftliche Aspekte, damit die Absatzchancen der Reaktorindustrie nicht beeinträchtigt werden.“ (LE MONDE diplomatique)

2012 standen der IAEO insgesamt 333 Millionen Euro zur Verfügung. Mit 2‘200 Personen, darunter 290 Inspektoren, überwachte die IAEO 429 aktive und 145 stillgelegte Reaktoren in 31 Ländern. Ausserdem etwa 42,2 Millionen Kubikmeter radioaktive Abfälle, davon 338‘000 hochradioaktive. 2010 hat die IAEO-Abteilung für Nukleare Sicherheit 17‘000 Berichte und Erklärungen verfasst, etwa 440‘000 Geschäfte mit spaltbarem Material dokumentiert, hunderte Stichproben und 377 Satellitenbilder analysiert sowie 3‘000 frei zugängliche Artikel veröffentlicht.

Der IAEO angeschlossen sind 138 Mitgliedsstaaten, der Sitz ist Wien. Generaldirektor ist seit dem 1. Dezember 2009 der Japaner Yukiya Amano. 2005 erhielt die IAEO den Friedensnobelpreis als Anerkennung ihrer Verdienste zur Verhinderung der Weiterverbreitung (Proliferation) von Atomwaffen.

Weltgesundheitsorganisation WHO (World Health Organization)

Die Weltgesundheitsorganisation ist eine Sonderorganisation der UNO und wurde mit Sitz in Genf am 7. April 1948 gegründet. Sie hat 193 Mitgliedstaaten und koordiniert international das öffentliche Gesundheitswesen. Ihr Ziel ist es, die bestmögliche Gesundheit für alle Menschen zu erreichen, insbesondere durch die Bekämpfung der Infektionskrankheiten.

1959 wurde mit der Internationalen Atomenergieorganisation (IAEO) vereinbart, dass die WHO Massnahmen und Verlautbarungen, die den Nuklearbereich betreffen, nur mit Zustimmung der IAEO ergreifen, resp. veröffentlichen darf. Dass dadurch das Ziel der WHO, nämlich für die bestmögliche Gesundheit der Weltbevölkerung tätig zu sein unter Umständen beinträchtig wird, wird mit diesem Abkommen in Kauf genommen.

Insbesondere im Zusammenhang mit Tschernobyl hatte das zur Folge, dass die IEAO bestimmt, welche Opferzahlen offiziell bekannt gegeben werden.

Auszüge aus dem Vertrag:

«The International Atomic Energy Agency and the World Health Organization recognize that they may find it necessary to apply certain limitations for the safeguarding of confidential information furnished to them …»

«Whenever either organization proposes to initiate a programme or activity on a subject in which the other organization has or may have a substantial interest, the first party shall consult the other with a view to adjusting the matter by mutual agreement.»

Der Inhalt des Vertrages ist ein Skandal und hilft mit, das Vertrauen in solche Organisationen zu untergraben. Die Organisation Independent-WHO versucht, die Öffentlichkeit auf die gefährliche Zusammenarbeit zwischen WHO und IAEA aufmerksam zu machen.

Atombehörden Schweiz

Nagra (Nationale Genossenschaft für die Lagerung radioaktiver Abfälle)

„Die Nagra sucht seit 1972 in der Schweiz nach geeigneten Standorten für mehrere Atommüll-Lager. Die Nagra ist ein Unternehmen der AKW-Betreiber, weil diese laut Kernenergiegesetz verpflichtet sind, die „radioaktiven Abfälle auf eigene Kosten sicher zu entsorgen“ und zwar in einem „geologischen Tiefenlager“, also irgendwo im Untergrund.

Die Nagra ging am Anfang dilettantisch vor, suchte vor allem im Granit, stiess überall auf Widerstand. Sie war wegen des Projekts „Gewähr“ unter Druck, das verlangte, bis 1985 müsse nachgewiesen sein, dass sich der Atommüll sicher entsorgen lasse, sonst würden die bestehenden Atomkraftwerke vom Netz genommen. Den Entsorgungsnachweis blieb die Nagra schuldig, die Abschaltung der AKWs wurde mit einigen juristischen Pirouetten umgangen, Projekte (siehe unten) wurden als Lösung deklariert.

1986 favorisierte die Nagra den Wellenberg im Kanton Nidwalden als Standort für schwach- und mittelaktiven Abfall. Die Bevölkerung wehrte sich und lehnte im Jahr 2000 das Projekt an der Urne definitiv ab. 

Parallel dazu hatte die Nagra im Zürcher Weinland das Projekt „Opalinuston“ vorangetrieben. Hier gedachte sie, ein Lager für hochaktiven Müll zu bauen. Sie reichte beim Bund ein entsprechendes Projekt ein. Der Bundesrat entschied, damit sei nun der Entsorgungsnachweis erbracht. Doch der Bund verlangte, die Nagra müsse noch weitere Standorte evaluieren. So stehen heute sechs Standorte zur Diskussion: Neben dem Zürcher Weinland sind es das Gebiet Nördliche Lägern und der Bözberg. Diese drei sollen geeignet sein zur Endlagerung von hoch-, schwach- und mittelradioaktivem Müll im Opalinuston. Daneben gibt es drei Standorte, die sich lediglich für ein Schwach- und Mittelaktiv-Lager eignen sollen: der Jura-Südfuss, der südliche Randen (beide im Opalinuston) sowie der Wellenberg (im Mergel).

Der so genannte Entsorgungsnachweis besagt, theoretisch liesse sich im Opalinuston ein Endlager bauen. Doch welches Ungemach in der Praxis droht, lässt sich im Mont Terri beobachten.“ (nach Energie&Umwelt 1/2010)

Weiter: 
Endlagerung

de.wikipedia.org/wiki/Nagra

www.nagra.ch

Eidgenössische Kommission für nukleare Sicherheit (KNS)

Die KNS ist eine ausserparlamentarische Kommission. Sie berät als ständige Verwaltungskommission den Bundesrat, das Departement UVEK sowie die nukleare Aufsichtsbehörde in Fragen der nuklearen Sicherheit von Kernanlagen.
„Die Kommission setzt sich zusammen aus Fachleuten aus den einschlägigen Gebieten der Wissenschaft und Technik. In der Kommission müssen kernenergiefreundliche sowie kernenergiekritische Kreise vertreten sein. Personen, die in einem Abhängigkeitsverhältnis zu Kernanlagenbetreibern stehen, dürfen nicht die Mehrheit der Kommission ausmachen. Die Mitglieder üben ihr Amt persönlich und nicht als Vertreter einer Organisation oder Unternehmung aus. Sie sind an keine Instruktionen gebunden. Stellvertretung ist ausgeschlossen.“(Verordnung über die Eidgenössische Kommission für nukleare Sicherheit vom 12. November 2008)

Eidgenössisches Nuklearsicherheitsinspektorat (ENSI)

Das Eidgenössische Nuklearsicherheitsinspektorat (ENSI) ist die Atom-Aufsichtsbehörde über die Schweizer Atomkraftwerke und die übrigen Kernanlagen. Als solche wacht sie über deren Sicherheit. Das ENSI hat am 1. Januar 2009 seine Tätigkeit als Nachfolgeorganisation der Hauptabteilung für die Sicherheit der Kernanlagen (HSK) aufgenommen (siehe unten). Im Gegensatz zum HSK, das zum Bundesamt für Energie (BFE) gehörte, ist das ENSI eine unabhängige öffentlich-rechtliche Anstalt.

Das ENSI beaufsichtigt und beurteilt die nukleare Sicherheit und den Strahlenschutz aller Atomkraftwerke, des Zwischenlagers in Würenlingen, des Bundeszwischenlagers, der Nuklearanlagen im Paul Scherrer Institut, in der EPFL Lausanne und in der Universität Basel.

Die Tätigkeit des ENSI wird von einem vom Bundesrat gewählten und diesem unterstellten ENSI-Rat kontrolliert. Sitz ist Brugg.
Weiter: 
www.ensi.ch 

Kommission für die Sicherheit von Kernanlagen (KSA)

Die KSA wurde 1960 als Beratungs- und Aufsichtsorgan für Atomanlagen geschaffen. Sie war dem Departement für Umwelt und Verkehr (UVEK) angegliedert. Per Ende 2007 wurde die KSA aufgelöst, deren Aufgaben übernahm die Eidgenössische Kommission für nukleare Sicherheit (KNS). Mit dieser Neuorganisation wurde die Forderung der Internationalen Atomenergieorganisation (IAEO) nach rechtlicher Verselbständigung erfüllt.

Hauptabteilung für die Sicherheit der Kernanlagen (HSK)

Die HSK mit Sitz in Würenlingen war bis Ende 2007 verantwortlich für die Sicherheit der Nuklearanlagen in der Schweiz. Die HSK ihrerseits wurde von der Kommission für die Sicherheit der Kernanlagen (KSA) kontrolliert. Die HSK wurde Ende 2007 aufgelöst, deren Aufgaben übernahm das Eidgenössische Nuklearsicherheitsinspektorat (ENSI)

Übersicht

Organisation

Aufgabe

KSA (Kommission für die Sicherheit von Kernanlagen)

Berät den Bundesrat und die Bundesbehörden in Fragen der nuklearen Sicherheit

Per Ende 2007 aufgelöst

HSK (Hauptabteilung für die Sicherheit von Kernanlagen)

Verantwortlich für die Sicherheit der Kernanlagen

Per Ende 2007 aufgelöst

KNS (Eidgenössische Kommission für nukleare Sicherheit)

Nachfolgerin der KSA

Ab 1. Januar 2008

ENSI

Nachfolgeorganisation der HSK

Ab 1. Januar 2008

 

Atombomben

1942 begannen die USA mit der Entwicklung einer Atombombe. Unter dem Decknamen „Manhattan-Projekt“ und unter der Leitung von General Leslie R. Groves und dem Physiker J. Robert Oppenheimer arbeiteten zeitweise über 100'000 Techniker und Wissenschaftler unter strengster Geheimhaltung in der Wüste von Los Alamos und an anderen Orten in den USA an der Entwicklung einer Atombombe.

Auslöser für den Bau einer eigenen Atombombe waren die Meldungen der Geheimdienste, dass die Deutschen versuchten, in Norwegen in den Besitz grosser Mengen an schwerem Wasser (D2O) zu kommen, was als Anstrengung zum Bau einer eigenen Atomwaffe gedeutet wurde.

Am 16. Juli 1945 wurde in Alamogordo, in der Nähe von Los Alamos im so genannten Trinity Test die erste Atombombe, eine Plutoniumbombe, gezündet. Sie hatte eine Sprengkraft von 2’100 Tonnen TNT (Trinitrotoluol).

Die ersten und bisher einzigen Atombombenabwürfe erfolgten am 6. und 9. August 1945 auf Hiroshima und Nagasaki (Japan). Die beiden Städte wurden vollständig zerstört, 92’00 Menschen waren als Folge der Strahlenkrankheit sofort tot, 130'000 starben bis Ende 1945. 

Auf Hiroshima wurde die Uran-235-Bombe „Little Boy“ mit einer Sprengkraft von 12'500 Tonnen TNT abgeworfen. 90 Prozent der Menschen in einem Radius von 0,5 Kilometern um das Explosionszentrum wurden getötet und 59 Prozent im weiteren Umkreis von 0,5 bis 1 Kilometer. Noch heute sterben damalige Einwohner Hiroshimas an Krebserkrankungen als Langzeitfolge der Strahlung. Nimmt man diese Spätfolgen hinzu, starben über 240.000 der damaligen Einwohner (bis zu 98 Prozent). Die Überlebenden der Atombomben werden in Japan als Hibakusha bezeichnet. 

In Nagasaki war es die Plutonium-Bombe „Fat Man“ mit einer Sprengkraft von 22'000 Tonnen TNT. 30 Prozent der Bevölkerung wohnte höchstens 2’000 Meter vom Bodennullpunkt Zentrum der Explosion entfernt. Im Innenstadtbereich starben sofort 22’000 Menschen, weitere 39’000 innerhalb der folgenden vier Monate.  Es gibt auch Schätzungen von 70’000 bis 80’000 Toten. Die Zahl der Verletzten wird für Nagasaki mit 75’000 angegeben.

Zwischen 1945 und 1998 wurden weltweit über 2‘000 Atomtests durchgeführt.

Nordkorea

Der erste, sehr schwache Atomtest, erfolgte 2006. Der zweite im Mai 2009 war bereits merkbar stärker. Der dritte, unterirdische Test im Februar 213 hatte eine Sprengkraft von vermutlich 40 Tonnen TNT, dreimal so stark wie die Hiroshima-Bombe. Im Januar 2016 verzeichnete ein nordchinesisches Erdbebenzentrum eine Explosion mit der Stärke 4,9 in Nordkorea. Kim Jong Un behauptete, es sei eine Wasserstoffbombe gezündet worden

Ein Unfall

Im Januar 1966 stürzte in Spanien beim Dorf Palomares ein amerikanischer B-52-Bomber mit vier Wasserstoffbomben an Bord ab, nachdem er mit einem Tankflugzeug zusammengestossen war. Eine Bombe konnte geborgen werden, zwei zerplatzten und verseuchten die Umgebung mit Plutonium, eine versank im Meer und wurde mehr als zwei Monate später gefunden. In einer ersten Säuberungsaktion wurden 1700 Tonnen verseuchtes Erdreich in die USA verfrachtet. Weitere 50‘000 Kubikmeter gelten seit den Neunzigerjahren als verseucht durch ein halbes Kilogramm Plutonium. Spanien verlangte 2015 die Rücknahme dieses Materials durch die USA.

(Quelle: NZZ 20. Oktober 2015)

Weiter:
Atomwaffensperrvertrag
Atomwaffen

Atomwaffenunfälle

Atomenergie, Geschichte allgemein

Die Atomenergie wird auch als Kernenergie, Kernkraft, Atomkraft, Atomkernenergie oder Nuklearenergie bezeichnet. 
Atomenergie wird durch die Spaltung von Uran-, Thorium- oder Plutonium-Kernen gewonnen. Ausgelöst werden die künstlichen Spaltprozesse durch die Aufnahme von freien  Neutronen. Bei der Spaltung von Uran U-235-Kernen entstehen verschiedene radioaktive  Spaltprodukte, aber auch Energie in Form von Wärme dazu zusätzliche freie Neutronen. Diese zusätzlichen Neutronen spalten wieder andere Urankerne, sodass eine selbsttätig weitergehende Kettenreaktion entsteht. Die Atomenergie gehört zusammen mit Geothermie und Gezeitenenergie zu den einzigen nichtsolaren Energieformen.

Das Wort „Atomenergie“ wurde 1899 erstmals vom Physiker Hans Geitel verwendet. Franz Josef Strauss war in den Fünfzigerjahren „Bundesminister für Atomfragen“, es gab das Deutsche Atomforum und die Zeitschrift Atomwirtschaft. Später distanzierten sich die Befürworter und Lobbyisten der Atomwirtschaft vom Wortteil „Atom-“ und ersetzten ihn konsequent durch „Kern-“. Grund für diesen Wandel war die Assoziation von „Atom“ mit „Atombombe“ (siehe auch „Atomsprache“).

Geschichte der Atomenergie

Die Geschichte der Atomenergie beginnt 1890. Antoine Henri Becquerel, sowie Marie und Pierre Curie sind Namen, die wir heute noch kennen. 1938 entdeckten Otto Hahn und Fritz Strassmann die Möglichkeit, Urankerne zu spalten, 1939 gelang es Lise Meitner und Otto Frisch, diese Vorgänge zu erklären. Frédéric und Irène Joliot-Curie entdeckten die Kettenreaktion und machten damit die Nutzung der Atomenergie möglich.  Dass diese neue Entwicklung zuerst zu militärischen Zwecken verwendet wurde, ist angesichts der Zeitumstände begreiflich. Am 2. Dezember 1942 gelang Enrico Fermi in Chicago die erste Kettenreaktion in einem Öffnet internen Link im aktuellen FensterReaktor. Die im streng geheimen Manhattan-Projekt unter der Leitung von Robert Oppenheimer entwickelte Atombombe wurde am 16. Juli 1945 erfolgreich getestet (Trinity-Test) und anschliessend in Öffnet internen Link im aktuellen FensterHiroshima und Öffnet internen Link im aktuellen FensterNagasaki eingesetzt. Mit grauenhaften Auswirkungen. In Deutschland hatten während des Krieges Werner Heisenberg und Carl Friedrich von Weizsäcker versucht, einen Kernreaktor zu entwickeln, was ihnen aber nicht gelang.
Die Ära der kommerziellen Nutzung der Atomenergie begann 1951. Am 20. Dezember konnten mit Strom aus einem Forschungsreaktor im amerikanischen Bundesstaat Idaho vier Glühlampen zum Leuchten gebracht werden. Das erste richtige Atomkraftwerk der Welt nahm 1954 in Obninsk bei Moskau seinen Betrieb auf. 1955 folgte Calder Hall in Sellafild (England). 
In Deutschland wurde 1957 der Forschungsreaktor Garching bei München in Betrieb genommen, 1961 ging als erstes das Atomkraftwerk Kahl in Karlstein am Main mit 15 Megawatt Leistung in Betrieb.
In der Schweiz hatte 1969 mit dem missglückten Versuch zur Entwicklung eines eigenen Reaktors in Lucens, und mit der Betriebsaufnahme von Block I im Atomkraftwerk Beznau das Zeitalter der Atomenergie begonnen. 
1975 formierte sich zum ersten Mal eine deutliche Opposition gegen die Atomenergie mit Geländebesetzungen in Wyhl (Deutschland) und Kaiseraugst (Öffnet internen Link im aktuellen FensterSchweiz). 1978 wurde in Österreich in einer Volksabstimmung beschlossen, das fertig gebaute Atomkraftwerk Zwentendorf nicht in Betrieb zu nehmen. Als es 1979 inÖffnet internen Link im aktuellen Fenster Three Mile Island zu einer teilweisen Kernschmelze mit Öffnet internen Link im aktuellen FensterEvakuierung von Kindern und Schwangeren kam, verstärkte sich der Widerstand gegen die Atomkraft. Nach der Katastrophe von Tschernobyl am 26. April 1986, wurde es um die Atomenergie still. Die Schweiz verzichtete 1989 endgültig (mit Parlamentsbeschluss) auf den Bau des Atomkraftwerks Kaiseraugst. In Deutschland wurde im Jahre 2000 im so genannten Atomkonsens zwischen Regierung und Elektrizitätswirtschaft, verbindlich beschlossen, bis 2020 stufenweise alle Atomkraftwerke vom Netz zu nehmen. Nach dem Super-GAU in Fukushima wurden die 7 ältesten Atomkraftwerke stillgelegt und der definitive Ausstieg bis 2022 beschlossen. Japan legte alle Atomkraftwerke still (zwei sind inzwischen wieder in Betrieb genommen worden, Bemühungen, auch die anderen teilweise wieder ans Netz zu nehmen laufen). Die Schweiz beschloss, auf den Bau neuer Anlagen zu verzichten ohne ein Abschaltdatum für die bestehenden festzulegen. Volksabstimmungen zu diesen Themen stehen noch aus (2013). Italien verzichtete nach einer Referendumsabstimmung (mit einem Mehr von 95%) definitiv auf Atomkraft.

Atomenergie, Geschichte Schweiz

Beznau, Atomkraftwerk Schweiz

Im Atomkraftwerk Beznau, 12 Kilometer nördlich von Baden auf einer Insel in der Aare gelegen, sind zwei Druckwasserreaktoren (Beznau I und II) in Betrieb, die mit Flusswasser gekühlt werden.

Der denkwürdige Entscheid zum Bau des ersten kommerziellen Atomkraftwerks in der Schweiz fällt am 18. Dezember 1964. Im August 1965 wird der Vertrag zum Bau eines 350-Megawatt-Druckwasserreaktors zwischen der Nordostschweizerischen Kraftwerke AG (NOK) und der amerikanischen Firma Westinghouse / General Electric unterschrieben. Der konventionelle Teil (Turbinen und Generator) wird bei der Firma Brown Boveri in Auftrag gegeben.

Am 6. September 1965 beginnt der Bau, 1969 geht Beznau I ans Netz.

Bereits im Dezember 1967, also noch vor Inbetriebnahme von Beznau I, bestellt die NOK bei den gleichen Herstellern einen zweiten, identischen Reaktor, der Ende 1971 den Betrieb aufnimmt.

Name

In Betrieb seit

Leistung netto (MW)

Betrieb ursprünglich vorgesehen bis

Besitzer 

Beznau I

1969

365

2019

Axpo 100%

Beznau II

1971

365

2022

Axpo 100%

(Weiter Details im Handbuch „Strahlende Schweiz“ von Susan Boos, dem auch die Fakten zu obiger Darstellung weitgehend entnommen sind)

Sicherheitsprobleme (Link zu www.woz.ch/-64bc))

Bei Schnellabschaltung wird der Reaktor mit kaltem Wasser geflutet. Dieser Kälteschock kann dazu führen, dass der Stahl des Rektor-Druckbehälters bricht. Durch starke und langjährige Neutronenbestrahlung versprödeter Stahl kann bereits bei Abkühlung auf 90 Grad brechen. Die Stilllegungsverordnung des Bundes legt fest, dass ein Reaktor vom Netz genommen werden muss, wenn die „Sprödbruch- Referenztemperatur bei 93 Grad“ liegt. Hochrechnungen aufgrund von Kontrollmessungen haben laut Axpo ergeben, dass die Sprödbruch-Temperatur in Beznau nach 60 Betriebsjahren bei 92 Grad liegen dürfte. Allerdings ist ungewiss, wie sich die festgestellten Unregelmässigkeiten im Kernmantel (so genannte Flakes) auf die Versprödung auswirken. Modellversuche zeigen, dass dadurch die Versprödung beschleunigt wird, wie die WOZ berichtet.

 

Weiter: 
Atomkraftwerke Schweiz
de.wikipedia.org/wiki/Kernkraftwerk_Beznau
AKW Beznau: Flut-Risiko wird massiv unterschätzt

Atomenergie und CO₂

Atomenergie darf man getrost als CO2-arme Energieform bezeichnen, aber CO2-frei ist sie nicht, denn auf jeder Stufe der Atomenergiegewinnung kommt fossile Energie zum Einsatz. Sogar die in der Werbung anzutreffende Formulierung „in der Schweiz CO2-frei“ ist falsch, denn Atomkraftwerke und Lagerstätten müssen auch hier gebaut und tausende Tonnen Material transportiert werden.

Der Einsatz fossiler Energie beginnt bereits bei der Uransuche: Für Flüge, für Autofahrten und zum Bau der Apparate für die Prospektion.

An die Uransuche schliessen sich an:

·   Abbau des uranhaltigen Gesteins

·   Extraktion des Urans aus dem Erz

·   Urananreicherung

·   Herstellung der Brennelemente

·   Bau und Betrieb der Atomkraftwerke 

·   Zwischenlagerung abgebrannte Brennelemente

·   Aufbereitung der Brennelemente für die Lagerung

·   Stilllegung und Rückbau des Atomkraftwerkes inklusive Konditionierung des Abrissmaterials für die Lagerung

·   Lagerung des Atommülls


Auf jeder dieser Stufen wird fossile Energie eingesetzt. Nach Berechnungen unabhängiger Institute sind es 16–23 g/kWh (siehe Tabelle unten). Benjamin Sovacool von der National University in Singapur hat 103 Veröffentlichungen zum  CO2-Fußabdruck von Kernkraft verglichen und kommt zu dem Schluss, dass 66 Gramm CO2 pro Kilowattstunde wohl die verlässlichste Schätzung ist. Das sind immerhin sechs bis zehn Prozent der Emissionen eines Kohlekraftwerks. Die Schweizer Atomindustrie gibt 8 g/kWh an. 

„Ein Franken, der in Energie-Effizienzmassnahmen investiert wird, spart vier- bis siebenmal mehr CO2 ein als einer, der in ein AKW investiert wird.“(IPPNW/PSR 1990)

Die folgende Tabelle stammt aus einer neueren Studie des Öko-Instituts Darmstadt. Angegeben wird der CO2 Ausstoß in Gramm pro kWh:

Strom aus:

CO2-Äq. in g/kWhel

AKW

32

AKW (Uran nur aus Südafrika)

126

Steinkohle-Import-Kernkraftwerk

949

Steinkohle-Import-Heizkraftwerk

622

Braunkohle-Kraftwerk

1153

Braunkohle-Heizkraftwerk

729

Erdgas-GuD-Kraftwerk

428

Erdgas-GuD-Heizkraftwerk

148

Erdgas-Blockheizkraftwerk

49

Biogas-Blockheizkraftwerk

-409

Wind Park onshore

24

Windpark offshore

23

Wasser-Kraftwerk

40

Solarzelle (multikristallin)

101

Solarstrom-Import (Spanien)

27

Quelle: Berechnungen des Öko-Instituts mit GEMIS (www.gemis.de).

Selbst wenn Strom aus Braunkohle in vollem Umfang mit Wärme-Kraft-Kopplung* erzeugt würde und nur Uran aus Südafrika in deutschen AKW zum Einsatz käme, sind die Treibhausgas-Emissionen des Braunkohle-KWK-Stroms fast sechsmal höher als die von Atomstrom. In den Daten sind die Treibhausgasemissionen aus der „Entsorgung“ der abgebrannten Brennelemente noch nicht enthalten, da derzeit kein realistisches Entsorgungskonzept vorliegt und so keine belastbaren Daten zu Energieaufwand existieren. Nach zur Zeit in Arbeit befindlichen Abschätzungen einer oberen Grenze für die Konditionierung und einer untertägigen Verbringung abgebrannter Brennelemente zeigt sich jedoch, dass selbst bei extremen Annahmen sich die Treibhausgasbilanz des Atomstroms bestenfalls verdoppelt und damit immer noch sehr deutlich unter denen von Braunkohle läge. Die Braunkohle ist somit keine klimafreundliche Alternative, ebenso wenig wie Steinkohle. Zum Klimaschutz müssen, neben der vorrangigen Energieeffizienz und Kraft-Wärme-Kopplung, daher vor allem die erneuerbaren Energien beitragen. Bei fossilen Energien ergeben sich nur bei der Nutzung von Erdgas in Kraft-Wärme-Kopplung mit dezentralen Blockheizkraftwerken etwa vergleichbare strombezogene Treibhausgasemissionen wie bei Atomstrom.Demgegenüber verursacht Strom aus erneuerbaren Energien - und hier insbesondere Biomasse in Kraft-Wärme-Kopplung - deutlich weniger Treibhausgase als Atomstrom. Das Papier können Sie kostenlos unter www.oeko.de/oekodoc/318/2007-008-de.pdf herunterladen. 

*Wärme-Kraft-Koppelung (WKK) hat einen weit besseren Wirkungsgrad, weil damit ein Teil der Abwärme genutzt werden kann.
„In den letzten 125 Jahren hat sich die Kohlendioxid-Konzentration in der Atmosphäre um 35 Prozent erhöht. Rund 11 Tonnen CO2 verpufft heute jede Bewohnerin und jeder Bewohner der Schweiz pro Jahr. Damit das Weltklima nicht aus der Balance gerät, muss der CO2-Ausstoss massiv sinken: auf 1 Tonne pro Kopf und Jahr. Der Weg zu diesem Jahrhundertziel führt über die 1-Tonne-CO2-Strategie der ETH. Sie ruht auf drei Pfeilern: Effizienzsteigerung, verstärkte Nutzung erneuerbarer Energien sowie Elektrifizierung.“  (Strom 3/2010)

Die Schweiz produziert pro Jahr rund 50 Millionen Tonnen CO2, ein Drittel davon geht zulasten der Motorfahrzeuge. Ungefähr ein halbes Prozent dieser Emissionen (300‘000 Tonnen) werden kompensiert durch Abgaben. www.myclimate.org


„Der Klimawandel findet statt – daran gibt es keinen ernsthaften Zweifel mehr. Wer zweifelt, sollte sich den Rückgang von Rhone-, Aletsch- oder Morteratsch-Gletscher ansehen. Es besteht auch kein Zweifel, dass der Grossteil dieser Veränderungen menschengemacht ist. Heute pusten wir weltweit neun Milliarden Tonnen Kohlenstoff als CO2 in die Atmosphäre. Knapp die Hälfte davon bleibt dort, den Rest nehmen der Ozean und die Landökosysteme auf. 800 Milliarden Tonnen sind schon in der Luft. Wir haben diese Menge in den letzten Jahrzehnten um 100 Milliarden Tonnen erhöht. Da gibt es weder Zweifel noch Unschärfe.“
(Professor Christian Körner, Biologe, Mitglied des Intergovernmental Panel on Climate Change IPCC, des Weltklimarates der UNO)

„Das Paul-Scherrer-Institut (PSI) geht bei Schweizer AKW von einem Durchschnitt von 8 Gramm pro Kilowattstunde (kWh) aus. Würde der Strom für die entsprechenden Anreicherungsanlagen aus Kohle produziert, könnten in der Bilanz eines AKW auch bis etwa 60 Gramm CO2 pro kWh resultieren. (…) Beznau mit 3,04 g/kWh? Wie Christian Capello von der NOK erklärt, wird der nukleare Brennstoff für Beznau zum Teil aus der Abrüstung russischer Atomwaffen gewonnen. Da es sich dabei um eine Wiederverwertung handle, dürften die ursprünglichen Kohlendioxidemissionen bei der Herstellung des Materials nicht mehr berücksichtigt werden.“ (Neue Zürcher Zeitung vom 31.10.2008)

Eine Technik kann nicht von einem Teilaspekt her gerechtfertigt werden – etwa Verminderung von CO2 – Emission. So wichtig die CO2 – Reduktion auch ist, es geht um wesentlich mehr. Das zentrale Bewertungskriterium: Fördert oder behindert eine Technik die Entwicklung zur Nachhaltigkeit oder ist sie neutral dazu?

„Im Kampf ums Klima ist Atomkraft eine verlockende Alternative. Aber die Gegenargumente wiegen schwerer.“
(Anne Lund, Schöpferin des Anti-Atomkraft-Symbols mit der lachenden Sonne. 
www.smilingsun.org

Weiter:

Klima

Atomkern

Siehe Atombau

Atomkraftwerke Belgien

In Belgien sind zwei Kernkraftwerke mit sieben Reaktorblöcken und einer installierten Bruttogesamtleistung von 6.104 MW am Netz. Die Kernenergie hat in Belgien einen Anteil von 54 Prozent an der gesamten Stromerzeugung. Der Reaktorblock 3 des Kernkraftwerkes Doel wurde im August 2012 bis auf weiteres stillgelegt, da man Risse im Reaktordruckbehälter entdeckt hatte. Nach Angaben der Aufsichtsbehörde AFCN seien "zahlreiche Hinweise" auf Fehler im Stahl des Reaktorbehälters entdeckt worden. Auf Grund des Stillstandes der beiden schadhaften Reaktoren Doel 3 und Tihange 2 und eines vermeintlich durch Manipulation bedingten längeren Ausfalls von Doel 4, beschloss das belgische Parlament im Juni 2015 eine Laufzeitverlängerung bis 2025 für die beiden eigentlich aus wirtschaftlichen Gründen zur Stilllegung vorgesehenen Reaktoren Doel 1 und 2. Da die Kernenergie über 50 Prozent zur Gesamtstromerzeugung in Belgien beiträgt, könnte der Ausstieg auch über 2025 verlängert werden. Quelle: WikipediaWikipedia

https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Kernkraftwerke_in_Europa#Belgien

Beim belgischen Atomkraftwerk Tihange 2 ergaben Ultraschall-Inspektionen in den Jahren 2012 und 2014, dass der Reaktordruckbehälter insgesamt 3149 kleine Risse aufweist. Die Ursache ist unbekannt, weil aus dem Stahlmantel keine Proben genommen werden können. Die belgische Atomaufsicht vermutet Wasserstoff-Einschlüsse, die bereits bei der Fertigung entstanden seien. Die steigende Zahl der festgestellten Risse erklärt sie mit verbesserten Messmethoden. Viele Atomexperten halten diese Erklärung für hanebüchen und fordern, den Reaktor sofort abzuschalten. Quelle: stern 22.6.2018

Im belgischen Atomkraftwerk Doel bei Antwerpen hatten Unbekannte im August 2014 das Ölventil einer Turbine geöffnet, worauf sich der Reaktor abschaltete. Ganz offensichtlich handelte es sich um eine „vorsätzliche Manipulation“. Bis heute haben die belgischen Behörden keinen Hinweis auf den Täter oder dessen Motive, es ist denkbar, dass der Saboteur heute noch im Kraftwerke arbeitet.

(Quelle: DER SPIEGEL 18.8.2018)

Atomkraftwerke Deutschland

In Deutschland waren bis Fukushima an 12 Standorten insgesamt 17 Druckwasserreaktoren mit total 20’500 Megawatt Nettoleistung in Betrieb. Sie deckten 26 Prozent des Strombedarfs. Der älteste dieser Reaktoren (Biblis-A) ging 1974 ans Netz, der jüngste, Neckarwestheim II, 1989. Die Atomkatastrophe von Fukushima führte zu einer Kehrtwende in der deutschen Energiepolitik. Die ältesten sieben Reaktoren wurden sofort vom Netz genommen und sollen nicht mehr in Betrieb gehen. Im Juli 2011 beschloss der Deutsche Bundestag, mit den Stimmen der Opposition, den Ausstieg aus der Atomenergie bis ins Jahr 2022.  

Standort

Reaktoren in Betrieb

Nettoleistung1

Baujahr  (Stilllegung)

Reaktoren stillgelegt

Biblis         

0

(2‘407 MW)

1974/1976 (2011)

2

Brokdorf

1

1‘410 MW

1986 (2021)

0

Brunsbüttel

0

(771 MW)

1976 (2011)

1

Emsland

1

1‘329 MW

1988 (2022)

0

Grafenrheinfeld

0

(1‘275 MW)

1981 (2015)

1

Greifswald

0

(2‘040 MW)

1973/74/77/79/89 (1989)

5

Grohnde

1

1‘360 MW

1984 (2021)

0

Grosswelzheim

0

(23 MW)

1969 (1971)

1

Gundremmingen

2

(237MW)

2‘572 MW

1966 (1977)

 1984 (2017 / 2021)

1

Hamm-Uentrop

0

(296 MW)

1985 (1988)

1

Isar

1

(878 MW)    1‘410 MW

1977 (2011)         1988 (2022)

1

Jülich

0

(13 MW)

1967 (1988)

1

Kahl

0

(15 MW)

1961 (1985)

1

Karlsruhe

0

(52 MW)         (17 MW2)

1966 (1984)         1978 (1991)

2

Krümmel

0

(1‘346 MW)

1983 (2011)

1

Lingen

0

(183 MW)

1968 (1979)

1

Mülheim-Kärlich

0

(1‘219 MW)

1986 (1988)

1

Neckarwesthwim

1

(785 MW)    1‘310 MW 

1976 (2011)         1989 (2022)

1

Niederaichbach

0

(100 MW)

1973 (1974)

1

Obrigheim

0

(340 MW)

1968 (2005)

1

Philippsburg

1

(890 MW)    1‘392 MW 

1979 (2011)         1984 (2019)     

1

Rheinsberg

0

(62 MW)

1966 (1990)

1

Stade

0

(640 MW)

1972 (2003)

1

Unterweser0

0

(1‘345 MW)

1978 (2011)

1

Würgassen

0

(640 MW)

1971 (1994)

1

1 nach Abzug von Werksbedarf ins Netz eingespeiste Leistung

2 Schneller Brutreaktor

(Quelle: Wikipedia 2016)

Weiter:

Biblis
Gundremmingen
Würgassen

Atomkraftwerke Frankreich

In 58 Atomkraftwerken erzeugt Frankreich heute gegen 80 Prozent des Stromes. Damit ist Frankreich das Land mit dem weltweit grössten Anteil an Atomstrom in der Elektrizitätsversorgung. 2006 wurden insgesamt 450 Milliarden kWh produziert. Verbunden damit ist aber auch die Produktion von 1 Kilogramm Atommüll pro Einwohner und Jahr. Frankreich hat ca. 65 Millionen Einwohner, entspricht 65'000 Tonnen Atommüll pro Jahr.

Im Jahre 2020 ist etwa ein Drittel der total 58 Reaktoren am Ende der Laufzeit angelangt. Frankreich bemüht sich mit dem Europäischen Druckwasserreaktor EPR die dritte Generation von Reaktoren zu lancieren. 2007 wurde mit dem Bau eines Europäischen Druckwasserreaktors EPR (1600 Megawatt) in Flamanville, wo bereits zwei Reaktoren eines anderen Typs in Betrieb sind, begonnen. Geplant war die Inbetriebnahme 2012 bei Baukosten von 3,3 Milliarden Euro. 2015 ist von einer Inbetriebnahme Ende 2018 und Baukosten von 10,5 Milliarden Euro die Rede.

Mit dem Europäischen Druckwasserreaktor EPR möchte Frankreich weltweit ins Geschäft kommen. In Olkiluoto (Finnland) wird ein solcher Reaktor von der französischen Firma Areva und der deutschen Firma Siemens gebaut. Ebenfalls mit  grossen Verzögerungen und grossen Kostenüberschreitungen.

Bis vor Fukushima verhandelte Frankreich mit 20 Interessenten für neue Atomkraftwerke. Die Areva, zusammen mit Siemens Produzentin des Europäischen Druckwasserreaktors ERP, hoffte ursprünglich, weltweit bis 2020 etwa 45 Einheiten verkaufen zu können.

Frankreich nach Fukushima

Neuerdings wird in Frankreich auch über die Wirtschaftlichkeit der nuklearen Stromerzeugung diskutiert. Die Regierung hat Rentabilitätsberechnungen in Auftrag gegeben. 2015 begrenzt ein Gesetz die Produktionskapazität der Atomkraftwerke in Frankreich auf das gegenwärtige Niveau von 63,2 Gigawatt. Soll der EPR Ende 2018 ans Netz gehen, muss vorher die entspreckende Kapazität reduziert werden, z.B. durch die Stilllegung von Fessenheim. Um die Laufzeit der einzelnen Reaktoren auf 60 Jahre verlängern zu können, wird mit Nachrüstungskosten von 1 Milliarde Euro gerechnet. Pro Reaktor. Die Kosten für die Endlagerung wurden ursprünglich mit 15 Milliarden Euro angegeben, inzwischen sind infolge gestiegener Anforderungen, z.B. die Rückholbarkeit des Atommülls, 35 Milliarden wohl realistischer. Die bisherigen Rückstellungen für Abriss stillgelegter Werke und für die Endlagerung  betragen lediglich 17,9 Milliarden Euro.

Fukushima hat auch zu einem Umschwung in der öffentlichen Meinung geführt: 62% der Franzosen befürworten heute einen Atomausstieg in 25 bis 30 Jahren. (Quelle: NZZ vom 14. Juli 2011). Das älteste Atomkraftwerk Frankreichs, Fessenheim, soll Ende 2019 vom Netz genommen werden.

„Laut Schätzungen hat Paris von 1946 bis 1992 die zivile Nuklearforschung mit mehr als 50 Milliarden Euro subventioniert. Analytiker Lekander hält die Atomenergie bei Berücksichtigung der Subventionen sowie einer seriösen Einbeziehung der bisher unterschätzen Kosten für Stilllegung, Nachrüstung, Rückbau und Entsorgung für nicht rentabel. Die französischen Ambitionen seien durch Fukushima erheblich zurückgeworfen worden. Die UBS rät privaten Investoren von Investitionen in neue Atomkraftwerke ab. 7 Milliarden Euro an Kapitalkosten, extrem lange Planungs- und Bauphasen sowie politische Unsicherheiten stellten grosse Belastungen dar.“ (NZZ vom 14. Juli 2011) 

2014 hat eine Kommission der Assemblée nationale als Schlussfolgerungen ihrer Untersuchungen 16 Empfehlungen abgegeben, darunter: 

-        Die Kommission zeigt sich sehr besorgt über die anstehenden und zukünftigen Kosten der Atomenergie. Die Atomindustrie brauche klare energiepolitische Rahmenbedingungen.

-        Die Kommission sieht die Energiewende als Chance für neue Arbeitsplätze, für die Wertschöpfung im Inland, für die Wettbewerbsfähigkeit und für die Energieunabhängigkeit des Landes.

-        Die Kommission postuliert die vollständige Unabhängigkeit der Aufsichtsbehörde (Autorité de sureté nucléaire) als Kernelement für die Sicherheit.

-        Die Kommission weist auf die finanziellen Unsicherheiten bei Stilllegung und Rückbau hin und bezeichnet die bisher getätigten Rückstellungen als ungenügend.

-        Die Kosten eines Atomunfalls seien ungenügend untersucht.

(Quelle: Energie & Umwelt 4/2014)

Weiter:     
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Atomkraftwerke Grossbritannien

Eine gute Übersicht zu den einzelnen Werken in Grossbritannien findet man bei

https://www.global2000.at/atomkraft-gro%C3%9Fbritannien

 

Hinkley Piont C

Der Stromkonzern Electricité de France (EDF) und der französische Kernkraftwerkbauer Areva erhielten Ende 2013 von der Britischen Regierung den Auftrag, mit Beteiligung chinesischer Firmen in Südengland zwei Reaktoren für das Kernkraftwerk Hinkley Point C zu errichten. Ab 2025 sollen dort mehr als 3‘200 Megawatt Strom für die Versorgung von sechs Millionen Menschen produziert werden. Die Kosten belaufen sich nach jetzigem Stand auf 27,9 Milliarden Euro (von der EU-Kommission bewilligtes Kostendach: 38,7 Milliarden Euro). Eine im Juli 2017 angekündigte Bauverzögerung von 15 Monaten wird die Gesamtsumme um 1,8 Milliarden Euro erhöhen.

Der Betreiber erhält vom Staat einen garantierten Abnahmepreis von 11 Cent, indexiert für 35 Jahre (ein Preis, der weit über dem gegenwärtigen Marktpreis liegt), was über die gesamte Laufzeit gerechnete eine Subventionierung durch den Steuerzahler von 100 Milliarden Euro ergibt.  Der Strom aus Hinkley Point C wird damit teurer als Solar- und Windstrom in Deutschland heute. Für den Bau der beiden Reaktoren sollen 25‘000 Arbeitsplätze sowie 900 feste für die 60 Jahre Laufzeitgeschaffen werden.

Gegen den Bau von Hinkley Point C wurden von verschiedenen Seiten Klagen eingereicht (Österreich, Deutschland, Luxemburg, Greenpeace, Elektrizitätswerke Schönau D),vor allem wegen der Subventionierung des Stromes.  Im März 2017 forderte die Wirtschaftskommission der Vereinigten Nationen Europa (UNECE) Grossbritannien auf, alle Arbeiten an diesem Projekt vorerst einzustellen.

Quellen: Wikipedia und Infosperber

Atomkraftwerke Italien

Italien hat 1987 angesichts der Katastrophe von Tschernobyl in einer Volksabstimmung beschlossen, auf die Nutzung der Atomenergie zu verzichten. Die vier bestehenden Atomkraftwerke wurden zwischen 1987 und 1993 stillgelegt. Italien war damit das erste Land, das den totalen Ausstieg aus der Atomenergie geschafft hatte. Ein unbefristetes Moratorium verhindert seither den Bau neuer Werke.

Die Regierung Berlusconi setzte sich über das Resultat der Abstimmung von 1987 hinweg und beantragte den Bau neuer Öffnet internen Link im aktuellen FensterAtomkraftwerke, bis 2030 sollte ein Viertel des Strombedarfs abgedeckt werden. Das Parlament in Rom gab 2009 grünes Licht für dieses Vorhaben. Mit Frankreich wurde der Bau von vier europäischen Druckwasserreaktoren der neuen Generation vereinbart, Russland sollte einen Reaktor in den Abruzzen bauen. Das Ansinnen hatte noch einen weiten Weg vor sich, brauchte es doch mindestens 25 Regierungsdekrete, inklusive dasjenige zur Festlegung der Standorte. Ausserdem hätte eine Organisation geschaffen werden müssen, die für die Bewilligung und die Sicherheit der Anlagen zuständig gewesen wäre.

Die Idee, zur Atomenergie zurückzukehren, tauchte 2005 angesichts der steigenden Erdölpreise auf. Ab 2014 sollte gebaut werden, im Jahre 2019 wäre das erste Werk ans Netz gegangenen.

2011 beschloss Italien in einer Referendumsabstimmung mit 95 Prozent Zustimmung den definitiven Verzicht auf den Bau von Atomkraftwerken.

Atomkraftwerke Schweiz

                                    

Name

In Betrieb seit

Leistung (MW)

Stilllegung

Adresse

Besitzer

Beznau I

1969

365

unbestimmt*

www.axpo.ch 

Axpo

Beznau II

1971

365

unbestimmt*

 

Axpo 

Mühleberg

1972

373

2019**

www.kkm.ch 

BKW 

Gösgen

1979

985

unbestimmt*

www.kkg.ch 

Kernkraftwerk Gösgen-Däniken AG (KKG)

(Partnerwerk von Alpiq, Axpo, CKW, EWZ, EWB)

 

Leibstadt

1984

1’220

unbestimmt*

www.kkl.ch 

Kernkraftwerk Leibstadt AG (KKL)

(Partnerwerk von AEW, Alpiq, Axpo, BKW, CKW, EGL, EOS)

 

*National- und Ständerat lehnen 2016 eine Laufzeitbeschränkung ab                                                                                           **Entscheid BKW aus wirtschaftlichen Gründen

AEW    Aargauer Elektrizitätswerke
BKW    Bernische Kraftwerke
CKW    Centralschweizerische Kraftwerke
EGL     Elektrizitäts-Gesellschaft Laufenburg
EOS     Energie Ouest Suisse
EWB    Elektrizitätswerk der Stadt Bern
EWZ     Elektrizitätswerk der Stadt Zürich
                                    

Atomkraftwerke weltweit

Nach Angaben der Internationalen Atomenergieorganisation (IAEA) sind 438 Reaktoren in 31 Ländern mit einer installierten elektrischen Gesamtnettoleistung1 von rund 379 Gigawatt (GWe) in Betrieb (Informationsstand: 1. Juli 2015). 67 Reaktoren befinden sich im Bau. Mindestens 155 Reaktorblöcke mit einer installierten Gesamtleistung von 37.794 MW wurden bis 2013 aus verschiedenen Gründen außer Betrieb genommen. (Wikipedia)

Weltweit sind ausserdem 258 Versuchs- und Forschungsreaktoren in Betrieb. Mehre als 40 in den USA, mehr als 50 in Russland.Mit Atomantrieb zirkulieren auf den Weltmeeren 10 Eisbrecher,  4 Frachtschiffe und etwa 135 U-Boote (davon USA 71, Russland 30, Grossbritannien 12, China vermutlich 10, Frankreich 9, Indien 2). Dazu kommen nuklear betriebene Flugzeugträger und andere Kriegsschiffe. Bei Lloyds sind über 200 atombetriebene Schiffe registriert.

1 Nettoleistung: Stromproduktion, die nach Abzug des Eigenbedarfs für die Einspeisung ins Netz zur Verfügung steht

Afrika

In Afrika ist in einem Land (Südafrika) ein Kernkraftwerk mit zwei Reaktorblöcken seit 1984 in Betrieb..

Asien

Der erste in Asien in Betrieb genommene Reaktorblock (am 26. Oktober 1963) war der Japan Power Demonstration Reactor (JPDR). Der Reaktorblock Tarapur 1 in Indien ist der älteste, der noch genutzt wird; er war am 16. November 1969 in Betrieb genommen worden. Das Kernkraftwerk Kashiwazaki-Kariwa in Japan ist mit seinen sieben Reaktorblöcken und einer installierten Bruttoleistung von 8.212 MW das leistungsstärkste. Leistungsstärkster Reaktorblock ist Hamaoka 5 in Japan mit einer Bruttoleistung von 1.380 MW.

Europa

In Europa (ohne die Kaukasus-Staaten, aber inklusive Russland und der Türkei) sind (Stand: März 2016)

·       74 Kernkraftwerke in 17 Ländern mit 184 Reaktorblöcken am Netz

·       16 Reaktorblöcke in sechs Ländern mit einer Bruttogesamtleistung von 15.788 MW in Bau

·       101 Reaktorblöcke in 14 Ländern stillgelegt.[36][37]

Als erstes europäisches wurde am 26. Juni 1954 das Kernkraftwerk Obninsk in Russland in Betrieb genommen.

Das Kernkraftwerk Saporischschja in der Ukraine ist mit seinen sechs Reaktorblöcken und einer installierten Bruttoleistung von 6.000 MW das leistungsstärkste. Die zwei Reaktorblöcke von Civaux in Frankreich sind mit einer Bruttoleistung von je 1.561 MW die leistungsstärksten weltweit.

Nordamerika

In Nordamerika sind in drei Ländern 71 Kernkraftwerke mit 124 Reaktorblöcken und einer installierten Bruttogesamtleistung von 120 GW am Netz. 35 Reaktorblöcke in zwei Ländern mit einer Bruttogesamtleistung von 13,5 GW wurden bereits stillgelegt.

In Nordamerika wurde der Reaktorblock Vallecitos in den USA am 19. Oktober 1957 als erster in Betrieb genommen. Der Reaktorblock Oyster Creek in den USA wurde am 23. September 1969 in Betrieb genommen und ist der älteste, der noch genutzt wird. Das Kernkraftwerk Bruce in Kanada ist mit zurzeit sechs Reaktorblöcken und einer installierten Bruttoleistung von 4,7 GW das leistungsstärkste. Die drei Reaktorblöcke von Palo Verde in den USA sind mit einer Bruttoleistung von je 1,40 GW die leistungsstärksten.

Südamerika

In Südamerika sind in zwei Ländern (Argentinien und Brasilien) drei Kernkraftwerke mit fünf Reaktorblöcken in Betrieb, ein Reaktorblock ist im Bau.

(Quelle: Wikipedia)

 

Land 

Reaktoren in Betrieb

Nettoleistung (approximativ)

 im Bau oder geplant

stillgelegt

Argentinien

3

1’627 MW

1

0

Armenien

1

375 MW

0

1

Belgien

7

5'860 MW

0

1

Brasilien

2

1'884 MW

1

0

Bulgarien 

2

1'906 MW

0

4

China

33

8'438 MW

22

Deutschland

8

10’783MW

0

28

Finnland 

4

2'696 MW

1

0

Frankreich

58

63'260 MW

1

12

Grossbritannien

16

8'808 MW

0

29

Indien

21

5’308 MW

6

0

Iran

1

915 MW

0

0

Italien

0

0

0

4

Japan

0

46'823 MW

1

4 2/ 123 / 404

Kanada

19

12'569 MW

0

6

Litauen

0

0

0

25

Mexiko

2

1'300 MW

0

0

Niederlande

1

482 MW

0

0

Pakistan

3

690 MW

2

0

Rumänien

2

1'300 MW

0

0

Russland

31

24’050 MW

8

6

Schweden

9

8’400 MW

0

4

Schweiz

5

3'238 MW

0

0

Slowakei

5

1'711 MW

2

2

Slowenien

1

666 MW

0

0

Spanien

7

7'000 MW

0

3

Südafrika

2

1'800 MW

0

0

Südkorea

21

17'705 MW

5

Taiwan

6

4'921 MW

2

0

Tschechien

6

3'634 MW

0

0

Türkei

0

0

1

0

Ukraine

15

13’280 MW

2

12 / 33

Ungarn

4

1'788 MW

0

0

USA

99

100'747 MW

1

33

Vereinigte Arabische Emirate

0

0

4

0

Weissrussland

0

0

2

0

2 zerstört / 3 stillgelegt / 4 Betriebsstillstand / 5 Vorbedingung für den Beitritt zur EU 
(Quelle: Wikipedia 2016)

Weiter:

de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Kernkraftwerke

Atomkraftwerke - wie sie funktionieren

Ein Atomkraftwerk ist ein Energie umwandelndes System (ein Konverter). Die Energiequelle „Atomenergie“ wird durch Atomspaltung in den Energieträger „Elektrizität“ verwandelt.

Zentrales Element ist der Reaktor. Er besteht aus Brennelementen, Moderator, Kühlmittel und Steuerstäben, eingeschlossen in ein so genanntes Containment. Als Brennmaterial dienen Uran oder Plutonium, in einzelnen Reaktortypen auch Thorium. Der Moderator hat die Aufgabe, frei werdende Öffnet internen Link im aktuellen FensterNeutronen auf eine Geschwindigkeit abzubremsen, bei der sie von einzelnen Atomkernen eingefangen werden können. Atomkerne, die ein Neutron eingefangen haben, werden unter Wärmeabgabe und unter Aussendung ionisierender Strahlen in andere Elemente (Spaltprodukte) gespalten.  

Als Moderator wird im Öffnet internen Link im aktuellen FensterLeichtwasserreaktor Wasser (H2O) verwendet, welches gleichzeitig zur Kühlung und damit zur Wärmeabfuhr dient. Die Steuerstäbe fangen zwei von drei bei einer Spaltung entstehende Neutronen ein und verhindern so eine explosionsartiges Anschwellen der Kettenreaktion. Sie dienen auch zur Regulierung und zur Abschaltung des Reaktors.

Durch Aufnahme eines Neutrons verwandelt sich Uran-235 vorübergehend in Uran-236. U-236 ist instabil und spaltet sich unter Abgabe von Energie und weiteren Neutronen in andere Elemente, z.B.  Iod-131 und Yttrium-101. Die frei gewordenen Neutronen treffen auf die nächsten Uranatome, diese spalten sich und setzen weitere Neutronen frei. Die Spaltung setzt sich selbstständig fort, es entsteht eine Kettenreaktion. Im Atomreaktor läuft die Kettenreaktion gesteuert ab, in der Atombombe führt sie zu einer Explosion.

In der Öffnet internen Link im aktuellen FensterSchweiz werden zwei verschiedene Typen von Leichtwasserreaktoren eingesetzt: Der Öffnet internen Link im aktuellen FensterSiedewasserreaktor (in Mühleberg und Leibstadt) und der Öffnet internen Link im aktuellen FensterDruckwasserreaktor (In Beznau I und II und Gösgen).

Beim Siedewasserreaktor wird das Wasser im Reaktorinnern zum Sieden gebracht. Der dabei entstehende radioaktive Dampf treibt direkt eine Turbine an, die dadurch radioaktiv kontaminiert wird. Mit einem an die Turbine gekoppelten Generator wird Elektrizität erzeugt. 

Beim Druckwasserreaktor gibt es zwei Kreisläufe (Primär- und Sekundärkreislauf). Das Wasser des Reaktors steht unter einem extrem hohen Druck und kann deshalb nicht sieden. Die Wärme wird in einem Wärmetauscher (= Dampferzeuger) an einen zweiten Wasserkreislauf  abgegeben, in dem ein geringerer Druck herrscht. Der Dampf in diesem Kreislauf treibt eine Turbine, die Turbine ihrerseits einen Generator an.

In beiden Fällen wird die Wärmeenergie aus dem Reaktor in der Turbine in mechanische und anschliessend im Generator in elektrische Energie umgewandelt.

Im Reaktor wird durch kontrollierte Spaltung von Urankernen Wärme erzeugt, die dazu dient, Wasser in Dampf umzuwandeln. Diese Wärme verwandeltWasser in Dampf. Der Dampf treibt, wie bei anderen thermischen Kraftwerken, eine Turbine an. Diese wiederum ist mit einem Generator gekoppelt, welcher die mechanische in elektrische Energie umwandelt.

Energieumwandlungsvorgänge sind immer mit Verlusten verbunden. 60 bis 70 Prozent der Energie geht aus physikalisch-technischen Gründen im Verlauf der Umwandlungsprozesse verloren, vor allem durch Kühlung. Gekühlt wird entweder mit Flusswasser, was die Flüsse spürbar erwärmt, oder mit Kühltürmen, was das Klima der Umgebung durch die austretende Feuchtigkeit belastet.

Wenn ein Reaktor abgestellt wird, entwickelt er weiterhin Wärme, die so genannte Nachzerfallswärme. Diese muss abgeführt werden,  sonst überhitzt sich der Kern und schmilzt (Kernschmelze). Verschiedene, voneinander unabhängige Kühl- und Notkühlsysteme sind dazu da, das zu verhindern. In Lucens, HarrisburgTschernobyl und Fukushima versagten diese Systeme.

„Kraftwerke mit hohen Fixkosten und geringen laufenden Kosten, wie z.B. Kernkraftwerke, müssen möglichst rund um die Uhr das ganze Jahr (8760 h) über unter Volllast laufen, um rentabel zu sein. Als Schwellenwert für Rentabilität von Kernkraftwerken gelten 8000 Volllaststunden pro Jahr. Im Jahr 2008 kamen die Kernkraftwerke in Deutschland durch den wachsenden Ökostrom im Schnitt auf nur noch 6820 Volllaststunden, für 2009 werden weniger als 6000 Stunden prognostiziert.“ 
(Daten aus: Bernhard Janzing: Eine klare Rechnung  [taz 02.05.09] )

http://www.uranstory.ch

Atommüll

Unter „Atommüll“ versteht man radioaktive Stoffe, die bei Tätigkeiten in der Atomtechnik, in der Industrie oder in der Medizin anfallen und nicht weiter verwendet werden können. Sie müssen ihrer Gefährlichkeit wegen speziell behandelt und speziell gelagert werden.

Der grösste Teil der radioaktiven Abfälle entsteht beim Uranabbau (80%), der Hauptanteil des Restes aus dem Betrieb von Atomkraftwerken (weltweit etwa 12'000 Tonnen/Jahr)* und nach deren Stilllegung. Industrie, Medizin und Forschung tragen nur einen geringen Teil zur Gesamtmenge bei. Mengenmässig der grösste Teil besteht aus schwach und mittel radioaktivem Müll, aber der hoch radioaktive Müll enthält den weitaus grössten Teil der Radioaktivität (> 90 %).

Atommüll wird in drei Kategorien unterteilt: schwach-, mittel- und hochradioaktiv.
Besonders strahlungsintensiv (hochradioaktiv) sind die abgebrannten Brennstäbe aus Atomreaktoren. Schwach- und mittelradioaktive Abfälle entstehen in Medizin und Industrie, aber auch in den Atomkraftwerken selber bei Reinigungs-, Reparatur- oder Abbrucharbeiten. 

Radioaktive Abfälle sind zum grössten Teil Feststoffe. Flüssigkeiten werden zur Lagerung verfestigt, gasförmige Abfälle werden teilweise am Ort ihrer Entstehung (Atomkraftwerk, Wiederaufarbeitungsanlage) über Hochkamine in die Umgebung entlassen.

Abgebrannte Brennelemente werden in der Schweiz zuerst in den Atomkraftwerken selber in den Abklingbecken und später im Zwischenlager (ZWILAG) bei Würenlingen oder in Wiederaufarbeitungsanlagen im Ausland gelagert.
Das Paul Scherrer Institut in Würenlingen betreibt die Sammelstelle für radioaktive Abfälle aus Medizin, Industrie und Forschung: das Bundeszwischenlager. Dort werden die radioaktiven Abfälle endlagerfähig verpackt und gelagert.

* Die IAEO überwachte 2012 etwa 42,2 Millionen Kubikmeter radioaktive Abfälle, davon 338'000 Kubikmeter hochradioaktive in den Kraftwerks- und Zwischenlagern aller Atomstaaten.

www.uranstory.ch 

www.nuclearwaste.info

Atomreaktor

Siehe Öffnet internen Link im aktuellen FensterReaktortypen

Atomspaltung

Das Wort „Atom“ stammt vom griechischen „atomos“ (unteilbar) ab. Man betrachtete Atome früher als unteilbar. Dann entdeckte man (u.a. dank Arbeiten von Ernest Rutherford), dass Atome aus einem Kern und einer Hülle bestehen. Heute weiss man, dass sich auch die Atomkerne selber noch teilen lassen oder von selber teilen. Sie bestehen aus Nukleonen (= Kernbausteinen). 

Radioaktive Elemente mit sehr langer Halbwertszeit wie Radon oder Uran-238, sind heute noch in der Natur anzutreffen. Isotope mit kürzerer Halbwertszeit haben sich längst zerstrahlt und kommen in der Natur nicht mehr vor.

Künstliche Radioaktivität entsteht in Atomreaktoren durch Spaltung von Uran-235 oder Plutonium. In Hochtemperaturreaktoren kann auch Thorium gespalten werden.

Künstliche Radioaktivität

Nimmt beim Uran-235 ein Kern ein zusätzliches freies Neutron auf, so gerät der entstandene U-236-Kern in Schwingung und fällt auseinander, die entstehenden Spaltprodukte sind radioaktiv. Gleichzeitig werden zwei bis drei Neutronen frei, die anschliessend die Spaltung weiterführen können, eine Kettenreaktion ist im Gang. Bei der Atombombe spaltet sich auf diese Weise ein grosser Teil der Uran- oder Plutoniumkerne in Sekundenbruchteilen, im Atomreaktor sorgen Steuerstäbe (mit Bor oder Cadmium) dafür, dass die Spaltprozesse kontrolliert ablaufen. 

Uranspaltung geht so:

Ein Neutron mit der richtigen Geschwindigkeit trifft den Kern eines Uranatoms, dieser schluckt das Neutron, wird deshalb instabil und spaltet sich in zwei Teile auf, wobei Energie plus zwei oder drei neue Neutronen frei werden. Diese Neutronen spalten weitere Uranatome. Das ist  der Anfang einer Kettenreaktion bei der – wenn sie ungebremst verläuft – innert Sekunden im Prinzip das ganze Material gespalten und dabei eine ungeheure Energie frei wird. Als dieser Vorgang entdeckt wurde, stand gerade der zweite Weltkrieg vor der Tür und eine Reihe von Forschern bemerkte, dass sie über die Mittel verfügten für den ganz grossen Knall!
(aus Unterrichtseinheit Atomenergie, Göttingen 1982 und rororo, Hamburg 1979)

Die Spaltprodukte sind in ihrer Summe leichter als der ursprüngliche Atomkern, ein Teil der Masse hat sich nach der berühmten Formel von Albert Einstein (E = m ∙ c2) in Energie verwandelt.

Problematische Spaltprodukte, die in einem Leichtwasserreaktor entstehen sind vor allem Cäsium (reichert sich im Muskelgewebe an), Krypton (gelangt als Edelgas in die Lunge), Strontium (wird anstelle von Calcium in den Knochen abgelagert), Jod (reichert sich in der Schilddrüse an) und Plutonium (gelangt staubförmig als Alphastrahler in die Lunge und kann zur Waffenproduktion verwendet werden).

Natürliche Zerfallsprodukte von Uran-238

Das am meisten in der Natur vorkommende Uran-238 zerfällt allmählich in einer bestimmten Abfolge zu Blei-206, mit dessen Bildung die Zerfallsreihe ein Ende findet. In der folgenden Tabelle werden nacheinander die Zerfallsprodukte des Uran-238 aufgelistet. Zudem veranschaulicht die Tabelle, wie lange es dauern kann, bis radioaktives Material vollkommen zerfallen ist.
Als Beispiel wird eine Masse von einem Kilogramm Uran-238 vorausgesetzt. 
Der erste Tabelleneintrag enthält daher die Hälfte gemäß der Halbwertszeit in einer Zerfallsperiode. 
Zu bemerken ist, dass es sich dabei um einen Würfel von 3,75 cm Kantenlänge handelt, der ein für übliche Relationen des täglichen Lebens unvorstellbares Gewicht von einem Kilogramm auf die Waage bringt. Umgekehrt bedeutet das, dass ein typisches Tetrapak mit einem Volumen von einem Liter stolze 19 Kilogramm wiegen würde, wäre es mit Uran-238 statt mit Wasser gefüllt.

Isotop

g/mol

Restgewicht nach einer Zerfallsperiode

Halbwertszeit

Zerfallsart

geschätzte Dauer bis zum kompletten Zerfall

Uran-238

238,029

500 g

4,47 * 109 a

Alpha

1,08 * 1034 a

Thorium-234

234

245,7 g

24,1 d

Beta

7,98 * 1022 a

Protactinium-234

234

122,85 g

6,69 h

Beta

4,62 * 1020 a

Uran-234

234,041

61,44 g

2,45 * 105 a

Alpha

7,40 * 1028 a

Thorium-230

230.033

30,19 g

7,54 * 104 a

Alpha

1,14 * 1028 a

Radium-226

226,0254

14,83 g

1,6 * 103 a

Alpha

1,21 * 1026 a

Radon-222

222,018

7,28 g

3,824 d

Alpha

3,96 * 1020 a

Polonium-218

218,009

3,58 g

3,1 min

Alpha

1,11 * 1017 a

Blei-214

214

1,76 g

26,8 min

Beta

4,82 * 1017 a

Bismut-214

214

0,88 g

19,9 min

Beta

1,79 * 1017 a

Polonium-214

213,995

0,449 g

164 * 10-6 s

Alpha

7,37 * 1011 a

Blei-210

210

215,33 mg

22,3 a

Beta

2,63 * 1022 a

Bismut-210

209.9841

107,66 mg

5,01 d

Beta

8,10 * 1018 a

Polonium-210

209,983

53,83 mg

138,38 d

Alpha

1,12 * 1020 a

Blei-206

205.974

26,40 mg

keine

keine 

keine


Man kann es sich im Grunde sparen, die vielen Zerfallszeiten zu addieren und zu schätzen, wann das Material restlos zerfallen sein wird. Solange der Erde das Ende durch die Sonne bereitet wird, da sie sich zum roten Riesen aufblähen wird - solange die Brenndauer der Sonne noch weitere 4,5 Milliarden Jahre betragen soll, steht fest: Es wird niemals eine Erde ohne radioaktives Material geben - die Frage ist nur, wo es verblieben ist.
Quelle: Enzyklopädia Coniurationis (www.Ask1.org)


Weiter: 
Atombomben
www.uranstory.ch

Atomsprache

Siehe Sprache der Atomwirtschaft

Atomtransporte

Von der Öffnet internen Link im aktuellen FensterUranmine bis zur Endlagerung wird das Uran in vielen Etappen über weite Strecken transportiert. Dabei ergeben sich vom relativ wenig radioaktiven Öffnet internen Link im aktuellen FensterUranerz bis zum hochradioaktiven Atommüll ganz unterschiedliche Bedingungen. Pro 1’300-Megawatt-Atomkraftwerk werden vom Uranbergwerk über alle Zwischenstationen bis zur Endlagerung, durchschnittlich pro Jahr 1'000 Tonnen radioaktives Material transportiert. Abgebrannte Brennelemente machen dabei etwa 32 Tonnen aus. Der weitaus grösste Teil der Transporte erfolgt auf der Schiene.

Der Weg des Urans, von der Grube bis zum Endlager:
Uranerzgrube (Uranerz) → Uranmühle (Yellowcake) → Konversionsanlage (aus Uranoxid U3O8 wird Uranhexafluorid UF6) → Anreicherungsanlage (Gehalt an U-235 von 0,7 % auf 3 bis 5 % erhöht) → Brennelemente-Fertigung → Atomkraftwerk → Abklingbecken → Wiederaufarbeitung oder Zwischenlager → Endlager (geologisches Langzeitlager)

Beim Transport von radioaktivem Material sind strenge Sicherheitsvorschriften zu beachten. Die Transporte haben so zu erfolgen, dass

  • sich im Innern des Behälter keine kritische Masse spaltbaren Materials bilden kann
  • keine spaltbaren oder giftige Materialien entweichen können
  • der Grenzwert für erlaubte Strahlung nach aussen nicht überschritten wird
  • die beim Nachzerfall entstehende Wärme sicher abgeführt wird.

Castorbehälter 

Radioaktives Material wird in Castorbehältern transportiert. „Castor“ ist die Abkürzung für „cask for storage and transport of radioactive materials“. Der Name Castor ist auch zusammen mit Pollux als Zwillingspaar aus den „Sagen des klassischen Altertums“ bekannt.

Castorbehälter bestehen aus einem in einem Stück gegossenen speziellen Gusseisenzylinder.
Sie sind 4 bis 6 Meter lang, 2,5 Meter breit, haben eine Wandstärke von 45 cm und ein Gewicht zwischen 112 und 125,6 Tonnen, inklusive etwa 10 Tonnen abgebrannter Brennelemente. Verschlossen werden sie mit zwei durch eine Neutronen-Moderatorplatte getrennte Deckel und einer Schutzplatte gegen Feuchtigkeit und Staub. Ein Castorbehälter kostet um die 1,5 Millionen Euro.

Castorbehälter dienen nicht nur zum Transport sondern auch zur Lagerung von Atommüll in so genannten „Zwischenlagern“. Diese Behälter haben folgende Sicherheitsanforderungen zu erfüllen: 

  • Aufprall aus 9 Meter Höhe auf Beton (48 km/h Aufprallgeschwindigkeit)
  • Aufprall aus 1 Meter Höhe auf einen 15 Zentimeter dicken Stahldorn
  • 30 Minuten Feuer von 800 Grad
  • Druck von 20 Meter Wassertiefe (über acht Stunden)
  • Druck von 200 Meter Wassertiefe (über eine Stunde)

Die Behälter werden zusätzlich folgenden Tests unterzogen:

  • Sturz aus 40 Meter auf eine Autobahn
  • Sturz eines auf -40° durchgekühlten Behälters aus 9 Meter Höhe
  • 30 Minuten Feuer von 1'200 Grad
  • Explosion eines Tanklastwagens mit 5 Tonnen Propangas direkt neben einem Behälter
  • Aufprall eines Personenzuges bei 130 km/h auf die Längsseite
  • Abwurf eines massstabgetreuen Behälters aus 800 Meter
  • Beschuss eines Behälters mit einer Flugzeug-Turbinenwelle von einer Tonne Gewicht mit 1050 km/h. 

Nach diesen Tests müssen die Behälter absolut staub-, gas- und wasserdicht sein. Ausserdem dürfen die eingeschlossenen Brennelemente nicht beschädigt werden.

3. März 2011, 11.30 Uhr. Castorbehälter mit Atommüll auf der Fahrt durch Basel. 
Foto Wendel Hilti, Basel

Atomunfälle

Siehe Öffnet internen Link im aktuellen FensterReaktorunfälle

Atomwaffen

Auslöser für die Entwicklung von Atomwaffen war ein Brief von Albert Einstein an den damaligen US-Präsidenten Franklin D. Roosevelt, in dem er 1939 die Befürchtung äusserte, Hitler-Deutschland könnte eine Atombombe bauen: „Es ist absehbar, dass extrem wirkungsvolle Bomben neuen Typs konstruiert werden können.“

1942 bgannen die Amerikaner mit den Vorbereitungen zum  Bau einer Atombombe

In der Folge wurden weltweit nach Nagasaki und Hiroshima 2‘053 Atombomben zu Testzwecken gezündet, 1‘039 davon von den Amerikanern. Der letzte Atom-Test fand 2016 in Nordkorea statt, die USA, Grossbritannien, Frankreich, UdSSR, China, Indien und Pakistan hatten  die Tests in den Neunzigerjahren eingestellt.

Das US Atomwaffen-Arsenal

<Die Atombomben des Typs B61 sind die weltweit am weitesten verbreiteten A-Waffen der USA. Rund 180 sind als „taktische Atomwaffen“ in Grossbritannien, Belgien, den Niederlanden, Deutschland und in der Türkei stationiert. Am 1. August 2016 gab die National Nuclear Security Administration bekannt, dass alle B61-Atomwaffen modernisiert und ersetzt würden. Das US-Congressional Budget Office bezifferte die Kosten für das Upgrade und den Unterhalt der US-Atomwaffen im Zeitraum von 2014 bis 2023 auf 348 Milliarden Dollar.> (Infosperber vom 5. August 2016)

Atomwaffenarsenal

Staat

Programm

Anzahl Sprengköpfe

USA

Hat als erstes Land Atomwaffen entwickelt und als einziges Land in einem Krieg zum Einsatz gebracht. Die USA geben für Atomwaffen mehr Geld aus als alle anderen Länder zusammen.

7’700

Russland

Hat als zweites Land Atomwaffen entwickelt. Investiert in die Modernisierung der Sprengköpfe und die Weiterentwicklung der Trägersysteme.

8’500

Grossbritannien

Unterhält eine Flotte von vier Atom-U-Booten in Schottland, von denen jedes mit 16 Trident-Raketen bestückt ist. Debatte um Modernisierung oder Abrüstung im Gang.

225

Frankreich

Grossteil der Atomsprengköpfe auf U-Booten, die mit M45- oder M51-Raketen bestückt sind. Ein U-Boot ist stets auf Patrouille. Einige Sprengköpfe auch für Einsatz mit Flugzeugen.

300

China

Sprengköpfe für den Einsatz zu Luft, Wasser oder Land geeignet. Offenbar soll das Arsenal nicht vergrössert werden.

250

Indien

Verstiess mit der Entwicklung von Atomwaffen gegen das Nichtverbreitungs-Abkommen. Vergrössert kontinuierlich sein Nuklearwaffen-Arsenal und verbessert die Trägersysteme.

90 – 110

Pakistan

Hat sein Nuklearwaffen-Arsenal in den vergangene Jahre erheblich vergrössert und optimiert es stetig.

100 – 120

Israel

Die Existenz von Nuklearwaffen wird offiziell weder bestätigt noch bestritten.

80

Nordkorea

Atomwaffenprogramm steckt in den Kinderschuhen, Einsatzbereitschaft unklar.

< 10

Weltweit

17’300

Quelle: Friedenszeitung Nr. 11, Dezember 2014

Weiter:
Atomwaffensperrvertrag 

Unfälle mit Atomwaffen 

Atomwaffensperrvertrag

„Der Vertrag über die Nichtverbreitung von Kernwaffen, bekannter unter dem Namen Atomwaffensperrvertrag (englisch Nuclear Non-Proliferation Treaty NPT) wurde am 1. April 1968 unterzeichnet, mitten im Kalten Krieg. Er sollte die Verbreitung von Atomwaffen und Nukleartechnologie verhindern und die Mitglieder zur Abrüstung verpflichten, gestand aber zugleich allen Unterzeichnerstaaten das Recht zur friedlichen Nutzung der Atomenergie zu.

Der Vertrag unterscheidet zwischen Staaten, die Kernwaffen besitzen und weiterhin darüber verfügen dürfen (USA, Russland, Grossbritannien, China und Frankreich) und Staaten, die keine Kernwaffen besitzen. In Artikel III des Vertrages wird festgehalten, dass Staaten, die nicht offiziell im Besitz von Atomwaffen sind, nur dann Nukleartechnik und -material erwerben dürfen, wenn die IAEO vor Ort prüfen darf, dass das jeweilige Atomprogramm ausschliesslich friedlichen Zwecken dient.

Eine solche Unterscheidung ist völkerrechtlich einzigartig, da im Prinzip alle souveränen Staaten gleich behandelt werden müssen; sie ist jedoch laut Vertrag nicht endgültig. Viele Nuklearstaaten akzeptieren die strengen Weiterverbreitungsverbote nur unter der Bedingung, dass die Atomwaffenbesitzer ihre eigenen Abrüstungszusagen einhalten. Doch hier gibt es keine Fortschritte. Hans Blix, von 1981 bis 1997 Generaldirektor der IAEO, plädiert daher für einen neuen Vertrag, der die Produktion waffenfähigen Nuklearmaterials untersagt, und für eine allgemeine Anwendung des Atomwaffensperrvertrags unter der Bedingung, dass die Kernwaffenstaaten mit gutem Beispiel vorangehen.

Israel, Indien und Pakistan haben den Vertrag nicht unterzeichnet. Sie haben Atomwaffen hergestellt und werden weiterhin als Handelspartner für zivile Atomprojekte anerkannt.“
(aus LE MONDE diplomatique, Dezember 2012)

Bis 2015 haben 190 Staaten den Atomwaffensperrvertrag unterzeichnet. Zu den Nichtunterzeichnerstaaten gehören Indien und Pakistan, beide im Besitz von Atomwaffen, sowie Israel, das den Besitz solcher Waffen weder bestätigt noch dementiert. Nordkorea ist 1985 dem Vertrag beigetreten, hat aber 2003 den Austritt erklärt. Nach eigenen Angaben hat Nordkorea seit 2006 drei erfolgreiche Tests mit Atomwaffen durchgeführt.

Der Atomwaffensperrvertrag sieht vor, dass alle fünf Jahre eine Überprüfungskonferenz stattfindet. Die erste fand 1975 unter Teilnahme von 91 Staaten statt, 2010 mit 172 Staaten. Seit 1975 wurden die Konferenzen wie vorgesehen im Fünfjahres-Rhythmus durchgeführt, die neunte 2015 in New York.

Weiter:
Atombomben
Atomwaffen