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Schacht Konrad

In einem stillgelegten Eisenerz-Bergwerk bei Salzgitter (Deutschland) ist ein Endlager für schwachradioaktiven Atommüll im Bau. In diversen Kammern soll Atommüll, der wenig Wärme entwickelt, in 800 bis 1200 Metern Tiefe definitiv eingelagert werden.

Radioaktive Abfälle  mit vernachlässigbarer Wärmeentwicklung machen etwa 90 Prozent des in Deutschland anfallenden Mülls aus. Gemessen an der Radioaktivität werden aber dadurch nur etwa 0,1 Prozent entsorgt.

Das Lager Schacht Konrad sollte ursprünglich 2013 den Betrieb aufnehmen und 1,9 Milliarden Euro kosten. 2013 werden die Kosten auf 2,2, Mio Euro geschätzt und die Betriebsaufnahme soll 2021 erfolgen.

Weiter:
Endlagerung
de.wikipedia.org/wiki/Schacht_Konrad

Schnellabschaltung

Schnelle Brüter

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Schwerwasserreaktor

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Schweres Wasser

Schweres Wasser besteht aus Wassermolekülen, die mit Deuterium gebildet werden. Während der Kern des normalen Wasserstoffs lediglich aus einem einzigen Proton besteht, wird der Deuteriumkern aus einem Proton und einem Neutron gebildet. Normaler Wasserstoff hat die Atommasse 1, Deuterium die Atommasse 2, deshalb der Name „schwerer Wasserstoff“ respektive „Schweres Wasser“ (D2O).

Deuterium wird in Wasserstoffbomben und Fusionsreaktoren zu Helium fusioniert. In Form von schwerem Wasser dient es in Schwerwasserreaktoren als Kühlmittel und als Moderator.

Sekundärkreislauf

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Sellafield

Die Wiederaufarbeitungsanlage Sellafield (früher Windscale) liegt in Nordwest-England an der Irischen See. Auf dem gleichen Gelände liegt das Atomkraftwerk Calder Hall, das als erstes Werk in der westlichen Welt Strom für das kommerzielle Elektrizitätsnetz lieferte. Der erste, kleine Reaktor von Calder Hall wurde 1963 in Betrieb genommen und im Jahre 1981 stillgelegt.

Die Nuklearkomplex Sellafield besteht aus einer ganzen Reihe verschiedener Anlagen, darunter die Anlage B205 zur Aufarbeitung britischer Atomabfälle.

  • Die Anlage THORP zur Aufarbeitung britischer und ausländischer oxidischer Atomabfälle, auch aus der Schweiz
  • Die Sellafield MOX Plant zur Herstellung von Mischoxid-Brennelementen 
  • Eine Anlage zur Verglasung hochradioaktiver Abfälle

Der Nuklearkomplex Sellafield wurde bekannt durch eine ganze Reihe von zum Teil schweren Unfällen. In www.greenpeace.de wurde eine eindrückliche Liste aller Unfälle in Sellafield von 1955 bis 2005 zusammengestellt. Es gelangten mehrfach grössere Mengen radioaktiver Stoffe in die Umwelt, teilweise musste der Konsum von landwirtschaftlichen Produkten aus der Umgebung verboten werden, was den Grund gab für eine Umbenennung von Windscale in Sellafield.

Es hat sich gezeigt, dass in Sellafield eine ausreichende Sicherheitskultur fehlt:

  • Im Jahre 2000 wurden Sicherheitspapiere für japanische und deutsche MOX-Brennelemente gefälscht. In Deutschland mussten die betroffenen Brennelemente aus dem Atomkraftwerk Unterweser wieder entfernt werden.
  • 2005 fehlten bei einer Inventarisierung 29,6 Kilogramm Plutonium. Während Monaten flossen insgesamt 83'000 Liter hochradioaktive Flüssigkeit in eine Stahlkammer, die Warnanzeige wurde ignoriert. Der Unfall wurde auf der internationalen Störfallskala auf Stufe 3 (ernster Störfall) eingeordnet.

Wie in La Hague gab und gibt es auch in Sellafield Beanstandungen wegen der Einleitung radioaktiver Abwässer ins Meer. Die Belastung der Umgebung ist an manchen Stellen mit der Belastung innerhalb der gesperrten Zone von Tschernobyl vergleichbar. 1998 ergab die Untersuchung von Erde, etwa 10 Kilometer vom Nuklearkomplex entfernt einen Wert an Americium-241 der über zwanzigmal höher ist als bei einer vergleichbaren Probe aus der Umgebung von Tschernobyl.

Das Ende 

„Die MOX-Fabrik für nukleare Brennstoffe in der britischen Wiederaufbereitungsanlage Sellafield ist geschlossen worden. Mit der Schliessung sollen dem Steuerzahler weitere Verluste erspart werden. Der aus Uran und Plutonium hergestellte Brennstoff war ausschliesslich für japanische Kernkraftwerke bestimmt gewesen, doch seit dem Reaktorunfall von Fukushima ist dieser Markt unsicher geworden. Die Fabrik war auf eine Jahreskapazität von 120 Tonnen MOX-Brennstoff angelegt gewesen; in den zehn Jahren ihres Betriebs produzierte sie indessen höchstens 15 Tonnen.“ (Neue Zürcher Zeitung vom 4. August 2011)

„... hat die MOX-Anlage in ihrer neunjährigen Produktionszeit 1,2 bis 1,4 Milliarden Pfund gekostet.(…) Der einzige Vorteil von MOX-Brennelementen besteht darin, dass hochgefährliches Plutonium entsorgt wird. Derzeit lagern rund 110 Tonnen Plutonium in Sellafield; 13 Tonnen davon sind japanischen Ursprungs. Der „Gardian“ argwöhnte, die Regierung müsse an der Fiktion festhalten, dass MOX-Brennstoff eine kommerzielle Zukunft habe, da sie sonst das in Jahrzehnten angehäufte Plutonium als Verbindlichkeit bilanzieren müsste.“ (Neue Zürcher Zeitung vom 5. August 2011)

Weiter:
Entsorgung
de.wikipedia.org/wiki/Sellafield

Sicherheit von Atomanlagen

Sicherheitsvorkehrungen und Sicherheitssysteme bei Atomkraftwerken sollen verhindern, dass Radioaktivität in die Betriebsgebäude oder - im schlimmsten Fall - in die Umgebung entweicht. Eine besondere Herausforderung stellt der Umstand dar, dass unsere Sinnesorgane ionisierende Strahlung nicht wahrnehmen können. Während wir einen Brand sehen, riechen und allenfalls spüren können, brauchen wir zur Feststellung von ionisierender Strahlung spezielle Mess- und Anzeigegeräte.

Die Sicherheitsphilosophie zum Bau und Betrieb von Atomanlagen umfasst drei Punkte:

1.     Passive (bauliche)Massnahmen

2.     Aktive (apparative) Massnahmen

3.     Organisatorische Massnahmen

1. Passive (bauliche) Massnahmen

In einem Atomkraftwerk sind sechs passive Sicherheitsbarrieren vorhanden. Diese sollen dem GAU, dem grössten anzunehmenden Unfall, standhalten und damit das Entweichen von Radioaktivität  in die Umgebung des AKWs verhindern. Der GAU ist aber nicht der grösstmögliche Unfall (dieser wird als Super-GAU bezeichnet), sondern derjenige Unfall, der danke der  Sicherheitsmassnahmen gerade noch beherrscht werden kann.

Die Sicherheitsbarrieren sind:

·       Der Brennstoff selber, dessen Kristallstrukturen die radioaktiven Substanzen eingeschlossen halten.

·       Die gasdicht verschweissten Brennstabhüllen aus Zirkonium oder Edelstahl.

·       Der Reaktordruckbehälter aus 20 – 25 cm dickem Stahl.

·       Der gasdichte und druckfeste Sicherheitsbehälter (Containment) aus 4 cm dickem Stahl oder aus Spannbeton.

·       Rückhaltevorrichtungen für austretende Flüssigkeiten und Gase

·       Das Reaktorgebäude, eine Stahlbetonhülle aus 1,5 bis 2 Meter dickem Stahlbeton, der auch gegen Einflüsse von aussen (z.B. Flugzeugabstürze) schützt

2. Aktive (apparative) Massnahmen:

Alle sicherheitsrelevanten Komponenten müssen mehrfach vorhanden sein (Redundanzprinzip). Ausserdem wird darauf geachtet, dass die Aggregate nicht baugleich sind (Diversitätsprinzip), um den gleichzeitigen Ausfall infolge von Konstruktionsmängeln zu vermeiden. Bei einem Unfall im Atomkraftwerk Forsmark (Schweden) hatten alle vier Notstrom-Dieselmotoren versagt, weil sie baugleich waren.

Alle sicherheitsrelevanten Systeme müssen räumlich getrennt und voneinander unabhängig sein, d.h. sie dürfen keine gemeinsamen Komponenten haben.

Zu den sicherheitsrelevanten Systemen gehören unter anderen

·       Reaktorsteuer- und Überwachungssysteme

·       die Notkühlsysteme

·       die Notstromversorgung

3. Organisatorische Massnahmen

Fast alle bisherigen Unfälle in Atomkraftwerken wurden ausgelöst durch eine „zufällige“ Häufung von teilweise belanglosen Umständen, verbunden mit oft mehreren, zum Teil unbegreiflichen Fehlern der Techniker oder des Betriebspersonals. Im Ernstfall stehen die Operateure unter einem enormen Druck. Einerseits besteht Zeitdruck, andererseits die Tendenz, keine Panik auszulösen und ein vermeintlicher Zwang, den Betrieb aus wirtschaftlichen Gründen möglichst lange aufrecht erhalten zu müssen. Im Dokument „Reaktorunfälle“ sind eine ganze Reihe solcher Beispiele aufgeführt.

Absolut entscheidend für die Sicherheit eines Atomkraftwerks ist die Ausbildung des Personals auf Grund einer adäquaten Sicherheitsphilosophie. Die Atomaufsicht Ensi hat – wie die Nordwestschweiz am 8. Januar 2016 berichtet – das AKW Gösgen kritisiert. Bei einer Schnellabschaltung am 13. Juli 2015 sei es zu „mehrfachem Auftreten von menschlichen Fehlern“ gekommen. Erforderliche Hilfsmittel wie Dokumentationen seien nicht verwendet und das Vieraugenprinzip verletzt worden. „Im vorliegenden und in den vergangenen Jahren sind Vorkommnisse mit einem signifikanten Beitrag menschlicher Fehler aufgetreten“, schreibt das Ensi in seinem Bericht.  Das AKW Leibstadt verfügt über einen Übungsraum, der der Kommandozentrale exakt gleicht und in dem die Operateure wie in einem Simulator ausgebildet werden können. 

Einen entscheidenden Faktor stellt die Zusammenarbeit zwischen Mensch und automatisierter Steuertechnik dar. Immer mehr werden Steuervorgänge von Computern übernommen (um menschliche Fehler zu vermeiden), was aber umgekehrt bedeutet, dass der Mensch auch in extremen Notsituationen unter Umständen gar nicht mehr in die Steuerung eingreifen kann. Auch in diesem Punkt stellt der Unfall im Atomkraftwerk Forsmark ein eindrückliches Beispiel dar: Das Betriebshandbuch untersagt es den Operateuren, in den ersten 30 Minuten nach einer Störung ins System einzugreifen. Nur weil sich die Operateure über diese Vorschrift hinwegsetzten (es gelang ihnen, nach 20 Minuten zwei der vier ausgefallenen Notstromdiesel von Hand in Gang zu setzen), wurde letztlich ein Kernschmelzunfall verhindert.

Fazit:

Um eine höchstmögliche Sicherheit zu erreichen, wird von Seiten der Nuklearindustrie ein sehr grosser Aufwand betrieben. Aber immer wieder verhalten sich einzelne Komponenten und Systeme ganz anders, als vorhergesehen. Es geschehen Dinge, an die niemand gedacht hatte und Menschen machen Fehler, von denen man angenommen hatte, sie könnten nie passieren.

Es ist allen Beteiligten, auch den Atombefürwortern, klar, dass jedes technische System versagen kann. Wenn die deutsche Reaktorrisikostudie von 1989 einen schweren Unfall in 33'000 Jahren annimmt, so heisst das im Klartext: Irgendwann ist mit einem schweren Unfall zu rechnen. Wird der Wert von „1 schwerer Unfall in 33'000 Jahren“ auf den bestehenden deutschen Atompark hochrechnet, ergibt sich in Anbetracht der Anzahl Werke und Betriebsjahre bereits eine Wahrscheinlichkeit von 1,5 Prozent. Wobei in der Studie Sabotage oder panikartige Reaktionen des Betriebspersonals - wie in Harrisburg - nicht berücksichtigt sind.

Null Risiko im mathematischen Sinne gibt es nicht, da ein gleichzeitiges Versagen noch so vieler Sicherheitsvorkehrungen niemals ganz ausgeschlossen werden kann, wie die Erfahrung zeigt. Wer Atomkraftwerke betreibt oder auch nur befürwortet, nimmt die Möglichkeit eines Super-GAU mit all seinen Folgen in Kauf. Absolute Sicherheit besteht nur bei einem Verzicht auf diese Technologie.

„Es gibt einen einzigen politischen Entscheid, mit dem die Zerstörung des ganzen Landes bewusst in Kauf genommen wird, den Entscheid, Atomkraftwerke zu betreiben oder neu zu bauen.“ (Gerhard Meister, Schriftsteller)

Weiter:
Flugzeugabsturz
Terrorgefahr
Wahrscheinlichkeit von Unfällen
Textdokumente (Sicherheit) 

Siedewasserreaktor

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Spaltprodukte

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Sprache der Atomwirtschaft

Im Bereich der Nuklearenergie wird immer wieder versucht, problematische Dinge durch eine entsprechende Wortwahl freundlicher und angenehmer erscheinen zu lassen. So wurde zum Beispiel aus „Atomenergie“ im Verlauf der Zeit „Kernenergie“. Im Prinzip sind beide Ausdrücke gleichwertig, aber ganz korrekt wäre eigentlich „Atomkern-Energie“, denn die Energie wird durch Spaltung von Atomkernen gewonnen.

Das Wort „Atomenergie“ wurde erstmals 1899 vom Physiker Hans Geitel verwendet. In der früheren BRD war Franz Josef Strauss „Bundesminister für Atomfragen“, es gab das „Deutsche Atomforum“ und die Zeitschrift „Atomwirtschaft“. Später distanzierten sich die Befürworter vom Wortteil „Atom-“ und ersetzten ihn konsequent durch „Kern-“. Grund für diesen Wandel war die Befürchtung, „Atom“ könne mit „Atombombe“ assoziiert werden. 

Wenn es um Unfälle und Katastrophen geht, gibt es besonders schöne Beispiele für gezielt positive Wortwahl: So wird ein Unfall als Ereignis oder als Störfall bezeichnet. Im Unterbewussten kann ein Ereignis durchaus etwas Positives sein, wie z.B. das freudige Ereignis, eine „Störung“ kann man (einfach) beheben. Eine Beinahekatastrophe wird als GAU bezeichnet. Da niemand so genau weiss, was hinter diesem Kürzel steht, tönt das zum mindesten nicht beunruhigend. Das nichts sagende Kürzel GAU bezeichnet übrigens nicht den grösstmöglichen, sondern den von der Auslegung des Atomkraftwerkes her gerade noch beherrschbaren Unfall. Auch der Ausdruck Super-GAU tönt keineswegs so abschreckend, wie er dem Sachverhalt nach tönen müsste, ist doch „super“ ein eher positiv besetzter Ausdruck. Zur Erinnerung: Tschernobyl und Fukushima waren Super-GAU.

Als Vorbereitung zur Lagerung werden abgebrannte Brennelemente in einigen Ländern der Wiederaufarbeitung/Wiederaufbereitung zugeführt. Dieser Begriff suggeriert, dass hier Brauchbares entsteht (Teile des Materials lassen sich wirklich wieder verwenden, zur Herstellung von Brennstäben und zum Bau von Atomwaffen). Auch die Ausdrücke „abgebrannt“ und „Brennstäbe“ sind irreführend, denn bei der Atomspaltung handelt es sich nicht um eine Verbrennung (Reaktion zwischen Brennmaterial und Sauerstoff = Oxidation), sondern um eine Atomspaltung, die mit der Produktion stark radioaktiver Materialien verbunden ist. Statt „Brennstoff“ müsste es „atomarer Spaltstoff“ oder zum mindesten „Spaltstoff“ heissen.

Eine ursprünglich in Gorleben (Deutschland) geplante Kombination von Wiederaufarbeitungsanlage und Endlager am selben Ort, die absolut problematischste Industrieanlage, die sich überhaupt denken lässt, sollte „Entsorgungspark“ heissen. Ein Ort (ein Park!), an dem man „die Sorgen los wird“. Inzwischen ist man davon abgekommen, in Gorleben einen Entsorgungspark zu bauen. Deutschland verzichtet seit 2005 auf die Wiederaufarbeitung abgebrannter Brennelemente. Als Endlagerstandort ist Gorleben aber immer noch in Diskussion.

„Das Unwort des 20. Jahrhunderts im Umgang mit Radioaktivität ist „Endlager“. Es gaukelt uns vor, man könne eine radioaktive Substanz für alle Zeiten aus dem Zugriffsbereich des Menschen verschwinden lassen. Dies ist aber unmöglich. Wir wissen nicht genau, wie die Lagerstätten in zwanzig, fünfzig oder gar hunderttausend Jahren aussehen werden. Darüber hinaus ist ein noch viel schwerwiegenderes Problem die Tatsache, dass der Mensch heute weiss, wo sich diese Lagerstätten befinden. Wie will man verhindern, dass irgendwann in der Menschheitszukunft irgendjemand an den entsprechenden Stellen gräbt und dann die Katastrophe über die Menschen bringt? Im Umgang mit der Radioaktivität müssen wir uns angewöhnen, in Zeitskalen zu denken, die weit über die Zeitspanne eines Menschenlebens hinausreichen.“ (Hans-Bernd Naumann im Textdokument „Kernkraft – ein Bewusstseinsproblem“)

Das inzwischen abgesoffene Endlager Asse II in Deutschland wurde 1967 als „Versuchsendlager“ bezeichnet. Ein eigenartiger Ausdruck, denn entweder ist etwas ein Versuch, oder es ist endgültig: „Mit der offiziellen Sprachregelung „Versuchsendlagerung“ hielt man sich alle Optionen offen. Diesen verbalen Salto mortale mochten Optimisten und Gutgläubige so interpretieren, dass der radioaktive Abfall wieder fortgeschafft werde, sobald genügend Erkenntnisse gegen eine Endlagerung im Salz gesammelt worden seien. Währenddessen fragten sich die Skeptiker, wie man wohl eine Endlagerung erfolgreich „versuchen“ könne, ohne sie auch konkret bis zum Ende, also für immer, durchzuführen. Aus ihrer Sicht war eine Versuchsendlagerung de facto eine Endlagerung, sonst hätten die Verantwortlichen von einer Zwischenlagerung sprechen müssen.“ (aus der Zeitschrift DUMMY 24, September 2009)

Auch ein Beispiel für schönfärberische Wortwahl ist die mehrmalige Umbenennung einer Gesellschaft, die in Deutschland das wegen Wassereinbrüchen und defekten Atommüllfässern bekannt gewordene Atommülllager Asse II betreibt: Die Gesellschaft wurde 1967 gegründet und hiess damals „GSF Gesellschaft für Strahlenforschung“. In den 70er-Jahren wurde sie umbenannt in „GSF Gesellschaft für Strahlen- und Umweltforschung“ und später in „GSF Forschungszentrum für Umwelt und Gesundheit“, wobei offen bleibt, wofür das Kürzel GSF hier stehen sollte. Seit 2008 hat sie keine eigene Bezeichnung mehr und ist ins Helmholtz-Institut München integriert.

Die Erzeugung von Elektrizität in einem Pumpspeicherwerk wird „Stromveredelung“ genannt. Um auf diese Weise pro Jahr 1’500 GWh Elektrizität zu erzeugen, werden 2’000 GWh zum Hochpumpen des Wassers verbraucht. Der Wirkungsgrad ist also 75%. Das heisst, es gelangen 500 GWh mehr zum Einsatz, als anschliessend erzeugt werden. Dieser Stromverlust entspricht übrigens in der Schweiz ungefähr der Jahres-Produktion des Atomkraftwerks Mühleberg. Mit Pumpspeicherbetrieb wird das Stromangebot also nicht erhöht, sondern vermindert. Hier wird Strom nicht „veredelt“, sondern vernichtet. Hier geht es ums Geschäft: Billiger Nachtstrom (Atom- oder Kohlestrom) wird verpumpt, um teuren, „grünen“ hydroelektrischen Spitzenstrom zu erzeugen. Eine Art „Stromwaschanlage“. 

Zusammenfassung

Offizielle Sprachregelung:

Wie es eigentlich heissen müsste

Brennstoffkreislauf

Brennstoffkette

Endlager*

Atommülldeponie

Entsorgung

Atommüllbearbeitung und -lagerung

Ereignis

Unfall oder Havarie

GAU

grosser Kernschmelzunfall

Kernbrennstoff

atomarer (nuklearer) Spaltstoff

Kernenergie

Atomenergie

Kernkraftwerk (KKW)

Atomkraftwerk (AKW)

kontaminieren**

radioaktiv verseuchen

nukleare Reststoffe

Atommüll

Restrisiko

Risiko

schwach-, mittel-, hochaktive Stoffe

schwach-, mittel, hochradioaktive Stoffe

Stromlücke

Strommangel

Stromveredelung

Spitzenstromerzeugung mit Pumpspeicherwerk

Für Tschernobyl gibt es keinen Ausdruck

Super-GAU, Atomkatastrophe

* Heute auch als „Geologisches Tiefen- oder Langzeitlager“ bezeichnet.
**Der Begriff "kontaminieren" darf in Zusammenhang mit der Radioaktivität nicht verwendet werden. Wenn ein normaler Giftstoff auf einem Tisch verteilt wird, so ist dieser Tisch mit dem Gift "kontaminiert". Wird das Gift vom Tisch entfernt, so ist er "dekontaminiert". Da Radioaktivität immer an ein Material gebunden ist, heisst "radioaktiv kontaminiert", dass strahlendes Material verteilt wurde, "dekontaminieren" bedeutet, dass die strahlende Substanz entfernt wurde. Aber der Tisch selber kann radioaktiv bleiben.

Steuerstäbe

Mit speziellen Steuerstäben kann das Verhalten des Reaktors reguliert werden. Bei einer Reaktorschnellabschaltung werden sämtliche Steuerstäbe automatisch eingefahren, absorbieren alle freien Neutronen und können so die Kettenreaktion der Kernspaltungen innert Sekunden stoppen. Das bedeutet aber nicht, dass die Wärmeproduktion aufhört: Die Bildung der so genannten Nachzerfallswärme geht weiter.

Als Neutronen absorbierendes Material wird meist Cadmium oder Bor verwendet. 

Im Druckwasserreaktor werden die Steuerstäbe von oben eingefahren. Im Normalbetrieb erfolgt die Regelung des Reaktors nicht über die Steuerstäbe, sondern über die Veränderung der Borsäurekonzentration im Kühlwasser.

Im Siedewasserreaktor werden die Steuerelemente im Gegensatz zum Druckwasserreaktor von unten eingefahren. Das liegt daran, dass sie wegen der Einrichtungen zum Trocknen des Dampfes im oberen Bereich des Druckbehälters gar nicht von oben eingefahren werden können. Die Stäbe werden zwischen die Brennelemente geschoben. Im Normalbetrieb erfolgt die Steuerung dieser Stäbe über die Dampf- respektive die Wassermenge im Reaktor.

Weiter:
Atomkraftwerke, wie sie funktionieren

Stilllegung

Siehe Ausstieg

Störfallskala (International Nuclear Event Scale INES)

Die INES-Skala macht Unfälle in Atomkraftwerken international vergleichbar. Zu beachten ist, dass die erste Einstufung eines Unfalls vom Betreiber des betroffenen Werkes selber vorgenommen wird, und dass aus einem Unfall niedriger Stufe in kurzer Zeit ein Unfall höherer Stufe werden kann.

Stufe

Bezeichnung

Folgen 

Beispiele (Auswahl)

7

Katastrophe

Schwere Freisetzung von Radioaktivität in die Umgebung

Tschernobyl 1986, Fukushima 2011

6

Schwerer Unfall

Erhebliche Freisetzung von Radioaktivität. Katastrophenschutzmassnahmen

Majak/Kyschtym 1957 

(ehemals UdSSR)

5

Ernster Unfall

Begrenzte Freisetzung von Radioaktivität. Teileinsatz Katastrophenschutz

Windscale/Sellafield 1957 (GB)

Three Mile Island 1979 (USA)

Tokaimura 1999 (Japan)

4

Unfall

Geringe Freisetzung von Radioaktivität. Reaktorkern erheblich beschädigt. Tote im AKW

Windscale/Sellafield 1973 (GB)

Saint Laurent 1980 (F)

3

Ernster Störfall

Sehr geringe Freisetzung von Radioaktivität. Schwere radioaktive Kontamination der Mitarbeiter

Vandellòs 1989 (E)

2

Störfall

Erhebliche radioaktive Kontaminierung im Innern des AKW

Philippsburg 2001 (D)

Forsmark 2006 (SW)

Leibstadt (CH) 2010

Tricastin 2010 (F)

1

Störung

 

Biblis Block A 1987 (D)

0

Ereignis

 

 

Weiter:
Wahrscheinlichkeit
Reaktorunfälle
Reaktorunfälle 1952 – 1989

Strahlenbelastung

Siehe Öffnet internen Link im aktuellen FensterStrahlenarten

Strahlendosis

Wie gross die Gefährdung durch Einwirkung von ionisierender Strahlung ist, hängt von deren Art und Intensität sowie von der Dauer der Einwirkung und den betroffenen Organen ab. 

Hohe Strahlendosen schädigen den Körper direkt, sie führen zur so genannten Strahlenkrankheit. Oft macht sich die negative Wirkung erst nach Jahren bemerkbar durch Krebs, chronische Entzündungen und genetische Schäden. 

70 Prozent der durchschnittlichen Strahlenbelastung der Bevölkerung stammt gemäss Swissnuclear aus natürlichen Quellen, ein Viertel kommt aus medizinischen Abwendungen (Röntgendiagnostik und Bestrahlungen bei Krebstherapie), fünf Prozent aus Anwendungen in der Industrie (Messungen und Materialkontrollen).

Gemessen wird die von einem  Körper aufgenommene Strahlenmenge. Man unterscheidet drei verschiedenen Arten von Dosen:

  • Die Energiedosis, gemessen in Gray (Gy). 1 Gy = 1 Joule pro kg Körpergewicht. Diese Dosis berücksichtigt weder die Art der Strahlung noch die Art des bestrahlten Organs. Sie ist eigentlich nur für unbelebte Objekte anwendbar.
  • Die Äquivalentdosis, gemessen in Sievert (Sv). Hierbei wird die Energiedosis mit einem Strahlen-Wichtungsfaktor multipliziert. Er ist 1 für Gamma- und Röntgenstrahlen, kann aber auch 20 (für Alphateilchen) sein. Jetzt ist also die Art oder „Schädlichkeit“ der Strahlung berücksichtigt.
  • Die effektive Dosis, ebenfalls gemessen in Sv. Hierbei wird die Äquivalentdosis mit einem Gewebe-Wichtungsfaktor multipliziert. Er ist z.B. 0,01 für Haut oder Knochenoberflächen,  kann aber auch 0,20 (für Keimdrüsen) sein. Damit wird auch noch die Empfindlichkeit des bestrahlten Gewebes berücksichtigt.

Die biologische Wirkung der Strahlung wird mit der effektiven Dosis, in Sievert (Sv), angegeben. Die natürliche Strahlenbelastung setzt sich in Deutschland zusammen aus 1,1 mSv/Jahr durch Radonbelastung, 0,4 mSv/Jahr aus der kosmischen Strahlung, 0,3 mSv aus der terrestrischen Strahlung und 0,3 mSv/Jahr aus radioaktiven Stoffen, die wir mit der Nahrung aufnehmen.

Durchschnittliche Jahresbelastung in der Schweiz

kosmische Strahlung (n)

0.35 mSv

terrestrische Strahlung (n)

0.45 mSv

innere Strahlung (n, k)

0.4 mSv

Radon in Wohnräumen (n, k)

1.6 mSv

Medizinische Anwendung (k)

1.0 mSv

Atomversuche, Tschernobyl, Atomkraftwerke, etc (k)

0.2 mSv

Total

4.0 mSv

(n = natürlich; k = künstlich) (Quelle: ENSI)

Mit so genannten Dosimetern wird die Summe der empfangenen Strahlung, die Dosis, über eine bestimmte Zeit gemessen. Dosimeter werden häufig zur Kontrolle von Personen, die im Bereich von Nuklearanlagen arbeiten, verwendet. Sie werden am Körper getragen. Bestimmte Dosimeter sind mit einem Alarmsignal ausgerüstet, das sich meldet, wenn die erlaubte Gesamtdosis erreicht ist.

Personendosimeter gibt es in Form von Füllhalterdosimeter (so genannt wegen ihrer Form) oder als Filmdosimeter, in denen ein Film durch die ionisierende Strahlung geschwärzt wird. Füllhalterdosimeter können auf null zurückgestellt werden, Filmdosimeter nicht.

Weiter:
Radioaktivität (Strahlenarten)
Radioaktivität (Wirkung)

Strahlengrenzwerte

Siehe Öffnet internen Link im aktuellen FensterRadioaktivität (Strahlenarten)

Strahlenkrankheit

Siehe Öffnet internen Link im aktuellen FensterRadioaktivität

Strahlenmessung

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Stromexport

Siehe Öffnet internen Link im aktuellen FensterEnergieversorgung Schweiz

Stromlücke

Das Wort „Stromlücke“ ist eine Erfindung der Stromwirtschaft. Eine Stromlücke, also einen akuten Strommangel, wird es nie geben. Dazu sind die in der Schweiz installierten Kraftwerkskapazitäten viel zu gross. „Schweizer Stromproduzenten sind an siebzig ausländischen Gas-, Kohle- und Atomkraftwerken beteiligt. Werden alle diese Projekte wie geplant umgesetzt, produziert die Schweizer Stromwirtschaft dreimal mehr Strom als sie selbst benötigt. „Die Zeiten der Strominsel Schweiz sind längst vorbei“, schreibt die Schweizerische Energiestiftung (SES). Bereits heute wird Strom importiert – nicht zuletzt, um in Pumpspeicherwerken schmutzigen Kohlenstrom in angeblich sauberen Wasserstrom zu „veredeln“. „Wenn die Stromwirtschaft angesichts dieser Tatsachen von Stromlücken spricht, dann führt sie die Bevölkerung ganz bewusst in die Irre“.

(Quelle: Zeitpunkt 110 / Energiestiftung SES)

Mit dem Wort „Stromlücke“ soll suggeriert werden, dass jederzeit eine hundertprozentige Selbstversorgung durch Kraftwerke im eigenen Land von Nöten sei. Aber ist sie das wirklich? In Europa ist in den letzten Jahrzehnten ein Hochspannungsnetz aufgebaut worden, das jederzeit den Stromaustausch europaweit garantiert. Ausserdem besteht bei uns seit Jahrzehnten eine recht grosse Nahrungsmittellücke, ohne dass das bis heute zum Thema geworden wäre. Weshalb sollte das jetzt bei der Stromversorgung anders sein?

Einen interessanten Einblick in die Zusammenhänge ergibt ein Text von Paul Dominik Hasler, der 2010 in Ausgabe 108 der Zeitschrift Zeitpunkt erschienen ist:

„Wir brauchen wieder einmal ein paar von diesen Kraftwerken, sagen die grossen Stromproduzenten. Gas, Kohle, Kernkraft, oder etwas in der Richtung. Wir brauchen sie, damit wir weiterhin so leben können, wie wir es gewohnt sind. Und gewohnt sind wir diesen eher rücksichtslosen, nicht nachhaltigen und leicht unsozialen Lebensstil. Daran würden wir gerne festhalten.

Kaufen wir keine neuen Kraftwerke, droht angeblich eine so genannte Stromlücke. Wie sie genau aussieht kann zwar keiner sagen, denn gesehen hat eine Stromlücke noch niemand. So, wie auch noch niemand eine Schuhlücke, eine Zuckerlücke oder eine RAM-Lücke gesehen hat. Gerade letztere hätte es geben sollen, als es während Jahren zu wenig Speicherbausteine für Computer gab. Das ist lange her, aber eine Lücke gab es auch damals nicht. Die Bausteine waren einfach teurer.

Das ist wohl auch der Effekt, der ohne neue Kraftwerke zu erwarten ist. Strom gäbe es natürlich trotzdem. Und weil der Strommarkt europaweit zusammenhängt, würden alle mehr dafür bezahlen müssen, nicht nur wir Schweizer.

Wenn nun der Strom gesamthaft teurer würde, sagen wir einmal doppelt so teuer, so wäre das zwar schmerzlich. Aber würde nicht genau das eintreten, was wir seit Unzeiten einfordern? Es würde einen gewissen Effekt auf unseren Verbrauch haben. Wir würden sparsamere Geräte kaufen, über unsere Gewohnheiten nachdenken und unsere Kinder zum Ausknipsen ihrer Apparate ermuntern. Eigentlich ein positiver Effekt.

Aber auch ein zweiter Effekt wäre damit verbunden: Ein etwa doppelter Strompreis würde die Erzeugung von ökologischem Strom ermöglichen. Denn der, so sagen uns die Fachleute mit bedauernder Miene, sei zwar toll, aber zu teuer. Anders gesagt: Wir würden schon längst mehr Sonnenenergie oder Windstrom erzeugen, wenn nur der Strompreis etwas höher wäre. Also eine willkommene Entwicklung.

Wo ist der Haken? Es gibt keinen. Zwar würde die Wirtschaft einmal mehr die Leier von steigenden Produktionskosten, gefährdeten Arbeitsplätzen und Abwanderung ins Ausland drehen, aber von Gehalt ist das alles nicht. Der Kostenanteil des Stroms im gesamten Prozess ist bei fast allen Branchen vernachlässigbar. Sogar der Ölpreis konnte sich ohne solche Effekte verdoppeln, obwohl dieser einen wesentlich höheren Einfluss auf unsere Wirtschaft hat. Und da der Strompreis europaweit recht ähnlich ist, würde eine Verteuerung alle treffen.

Ist es wirklich so einfach? Ich befürchte ja. Unsere endlosen Technologiediskussionen sind eigentlich Preisdiskussionen und ein Kniefall vor dem Gott Egoismus. Wir wollen nicht mehr bezahlen für unsere Energie, weil wir egoistisch und eigensüchtig sind. Den höheren Preis sollen di Nächsten zahlen. Sie, die unseren Atommüll bewachen und unsere Kraftwerksruinen entsorgen müssen. Aber auch sie, die mit dem von uns veränderten Klima grosse globale Probleme meistern müssen. Natürlich gibt das keiner zu. Es ist leichter, über Technik zu diskutieren als über Egoismus.“ 

Das Thema „Stromlücke“ taucht Angesichts der Stromschwemme, die heute (2013) in Europa herrscht, kaum mehr auf.

Weiter:
Energieversorgung Schweiz
Wir haben kein Energieproblem

Stromveredelung

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Strontium

Das Erdalkalimetall Strontium (Symbol Sr, Ordnungszahl 38) oxidiert an der Luft sehr schnell. Es hat 4 stabile und 16 instabile Isotope. 

Das bekannteste radioaktive radioaktive Isotop ist Strontium-90 mit einer Halbwertszeit von 28,8 Jahren, es zerfällt unter Aussendung von Betastrahlen zu Yttrium-90.(Ordnungszahl 39). Als Betastrahler ist Strontium-90 eines der energieintensivsten Isotope. Es entsteht in Atomreaktoren und bei Atomexplosionen. Weil der menschliche Körper Strontium nicht von Calcium unterscheiden kann, wird es in den Knochen abgelagert und kann dort Krebs auslösen.

Super-GAU

Siehe Öffnet internen Link im aktuellen FensterGAU und Super-GAU

Superphénix

Siehe Reaktortypen