Erneuerbare Energien
100 Prozent erneuerbar ist möglich!
Von RUDOLF RECHSTEINER
Auch in der Schweiz besitzen wir alle Voraussetzungen, um uns in Zukunft vollständig aus erneuerbaren Energien zu versorgen. Allein zur Stromerzeugung betragen die einfach erschliessbaren Potenziale bis 2030 ohne nen-nenswerte Beanspruchung der Umwelt ein Mehrfaches der bisherigen Stromerzeugung aus Atomkraftwerken (25‘000 GWh).
Es gibt ganz unterschiedliche Wege, wie der Atomstrom ersetzt werden kann. Denkbar sind massive Investitionen in Offshore Windenergie Anlagen in der Nordsee. In der Nordsee liesse sich der europäische Stromverbrauch nämlich gleich mehrfach decken. Dies würde voraussetzen, dass wir uns mit der EU auf einen Transitvertrag und die Teilnahme am Strombinnenmarkt einigen. Da wir noch nicht so weit sind, sei im Folgenden ein anderer Weg skizziert.
Der Strommix zeigt einen anderen Weg, der mehr auf die einheimischen Potenziale, insbe-sondere auf Photovoltaik auf bestehenden Hausdächern setzt, ergänzt von nur geringen Stromimporten aus Wind- und Solarfarmen im Ausland, sowie Strom aus Biomasse und Windenergie im Inland.
Viele erneuerbare Energien und nahezu alle Investitionen in die Energieeffizienz sind wirtschaftlich, wenn man die Kosten über den ganzen Lebenszyklus berücksichtigt. Wo dies noch nicht der Fall ist – bei der Photovoltaik –, führen industrielle Massenproduktion und Innovationen eine rasche Verbilligung herbei. Die Netzparität – gleiche Preise wie für Strom aus der Steckdose – ist auch in unseren Breitengraden spätestens bis 2020 zu erwarten.
Die Beiträge der einzelnen Techniken wurden auf Basis heute bereits vorhandener Studien des Bundes errechnet.
Dabei wird angenommen, dass sich die Einspeisevergü-tungen durch eine Beseitigung des „Deckels" deblockieren lassen. Auf diese Weise lassen sich bis 2030 die folgen-den Mengen bereitstellen:
Szenario 100% erneuerbar im Jahre 2030 | ||
Wasserkraft | 36'476 | gWh |
Atomenergie | 0 | gWh |
Windstrom Schweiz | 4'017 | gWh |
Solarstrom Dächer und Fassaden | 19'489 | gWh |
Wind- und Solarbezugsrechte Europa | 7'772 | gWh |
Strom aus Biomasse, Abfall und Abwasseranlagen | 5'550 | gWh |
Bestgerätestrategie | 6'000 | gWh |
Total | 79'304 | gWh |
Zum Vergleich: Im Jahre 2009 betrug der Landes-verbrauch 61‘814 GWh. Das Szenario ermöglicht also auch, einen Grossteil des Verkehrs und einen Teil der Heizungen auf sauberen Strom umzustellen.
Berechnet man die technischen Potentiale von Wind, Sonne und Geothermie, und unterstellt man die Nutzung von Freiflächenanlagen auf der grünen Wiese, so liesse sich über 120 mal mehr Strom erzeugen als die Schweiz derzeit verbraucht.
Von einer Energieknappheit kann man also nicht sprechen. Vielmehr sind es die Parteien, die einen Umbau der Stromversorgung stets verhindert haben, zuvorderst SVP und FDP, unterstützt von Teilen der CVP.
Al Gore zur Energiewende
Bei erneuerbaren Energiequellen sei eine Revolution im Gang, sagt Nobelpreisträger Al Gore: «Energierevolution geht schneller als vorgestellt»
Der frühere US-Vizepräsident Al Gore und Produzent des aufrüttelnden Klima-Films «An Inconvenient Truth» zeigt sich optimistischer denn je: «Wir gewinnen den Kampf gegen den Klima-Kollaps», erklärte der der «New York Times». Es sei «begeisternd», wie schnell die neue Technologie die alte ersetze.
Frühere und heutige Prognosen über die Entwicklung von Technologien, welche fossile Brennstoffe und Uran, das heisst Atomkraftwerke, ersetzen, würden schneller überholt, als wir dies uns je vorgestellt hätten.
Im Jahr 2000 hätten Experten vorausgesagt, dass im Jahr 2010 weltweit etwa 30 Gigawatt Windenergie produziert werde – tatsächlich waren es 200 Gigawatt und im Jahr 2014 bereits fast 370 Gigawatt.
Im Jahr 2002 hätten Experten vorausgesagt, dass bis 2010 jedes Jahr etwa 1 zusätzliches Gigawatt Solarstrom installiert werde – tatsächlich seien es 17 mal so viel gewesen und im Jahr 2014 bereits 48mal so viel wie im Jahr 2002.
Man müsse sich an die Entwicklung der mobilen Telefone erinnern, um sich vorzustellen, was gegenwärtig bei der Energieversorgung ablaufe.
Al Gore (© campuspartymexico)
Im Jahr 1980 hatten Experten im Auftrag des US-Telefonkonzerns AT&T vorausgesagt, dass im Jahr 2000 weltweit rund 900'000 Mobiltelefone verkauft würden. Tatsächlich waren es um die Jahrtausendwende 109 Millionen. Heute würde über sieben Milliarden jährlich verkauft. Diese mobilen Telefone hätten sich überdies zu vielseitigen Smartphones verwandelt. «Eine ähnlich rasante Entwicklung findet heute bei der Energieversorgung statt», zeigt sich Al Gore überzeugt.
Mit seiner Lobby-Gruppe «Climate Reality Project» will Gore dazu beitragen, dass sich die Entwicklung noch beschleunigt.
(Infosperber, 22. März 2015)
Erneuerbare Energien Kalifornien
13 Millionen Quadratmeter mit 1,7 Millionen Solarmodulen, die grösste Solaranlage der Welt © Solar_Star
Kalifornien geht auch mit Energiesparen voran und braucht heute weniger Strom pro Kopf als die Schweiz. Eine Erfolgsgeschichte.
Kalifornien verfügt über Wüstengebiete und nützt diese zum Produzieren von Solarstrom, welcher mit Erdgas produzierten Strom ersetzt.
Noch eindrücklicher als diese weltgrösste Solaranlage ist allerdings die konsequente Politik mit diversen Anreizen, um weniger Strom zu verbrauchen. Seit Mitte der 70er-Jahre können private Stromkonzerne mehr Gewinne verbuchen, wenn sie weniger Strom verkaufen.
Der Erfolg lädt schon lange zum Nachahmen ein: Im Vergleich zum Jahr 1978 ging der Stromverbrauch bis zum Jahr 2012 pro Kopf in Kalifornien um 6 Prozent zurück, während er in der Schweiz im gleichen Zeitraum um 43 Prozent zunahm. Pro Kopf braucht die Schweiz heute fast zehn Prozent mehr Strom als Kalifornien, obwohl dort mehr Klimanlagen laufen und mehr als ein Viertel aller Wohnhäuser und Wohnungen mit Strom geheizt werden.
In den jüngsten Jahren ging der Stromverbrauch in der Schweiz leicht zurück – in Kalifornien ebenfalls. Genaue Vergleichszahlen für 2013 und 2014 sind noch nicht erhältlich.
Schweiz: Mengenrabatte statt progressive Strompreise
In der Schweiz redet man vom Stromsparen, doch das sind Lippenbekenntnisse. In Tat und Wahrheit heizt man den Stromverbrauch mit Mengenrabatten an. Je mehr Strom man bei uns spart, desto höher wird die Rechnung pro Kilowattstunde. Je mehr Strom man braucht, desto günstiger wird die Rechnung pro Kilowattstunde. Viele Spar-Investitionen lohnen sich deshalb nicht. Anders in Kalifornien: Dort zahlt man mehr für Strom, wenn man viel braucht. Seit über dreissig Jahren werden alle belohnt, die weniger Strom brauchen. Ausserdem und vor allem: Im US-Staat mit seinen 36 Millionen Einwohnern fördern die Stromkonzerne das Stromsparen mit Milliarden.
Gewinne vom Absatz entkoppelt
Dem Beispiel Kaliforniens sind unterdessen einige andere US-Staaten gefolgt – trotz Widerstands der Stromlobby. Der Schlüssel zum Erfolg heisst «Decoupling», das heisst, die Gewinne sind vom Stromverkauf abgekoppelt. Kaliforniens Energiebehörde hat die Marktregeln für die privaten Energiekonzerne so festgelegt, dass deren Gewinne nicht mehr von der Menge des verkauften Stroms abhängen. Höhere Gewinne locken vielmehr dann, wenn die Unternehmen weniger und nicht wenn sie mehr Strom verkaufen.
Im grössten US-Bundesstaat mit über 38 Millionen Einwohnern einigt sich die Energiebehörde mit jedem Stromkonzern über den Stromabsatz des folgenden Jahres. Verkauft der Konzern mehr, so muss er den Zusatzgewinn den Kunden zurückerstatten. Setzt der Konzern jedoch weniger Strom ab, darf er den Strompreis und damit den Gewinn erhöhen. «Die Anreize sind so gesetzt, dass Effizienzmassnahmen lukrativer sind als der Bau neuer Kraftwerkkapazitäten», erklärte Peter Ghermi, Fachspezialist vom Bundesamt für Energie, bereits vor vier Jahren. Doch die Politiker-Lobbyisten im Parlament blieben passiv.
Für die US-Konzerne ist es interessanter, «Negawatts» statt Megawatts anzubieten. Es zahlt sich aus, den Kunden hohe finanzielle Anreize zu zahlen, damit sie weniger Energie brauchen. Die Kosten für diese Anreize dürfen die Konzerne auf ihre Tarife schlagen.
Ein Beispiel: Die finanziellen Anreize zum Kauf energiesparender Geräte sind so hoch, dass die Konsumenten den Aufpreis bereits in zwei Jahren amortisiert haben. «Sonst kaufen die meisten Leute die billigeren Geräte», sagte Art Rosenfeld, langjähriger Präsident der kalifornischen Energiebehörde.
Neue Wohnhäuser bald ohne Fremdenergie
Auch zum Heizen und für das Air Conditioning verschwenden kalifornische Haushalte weniger Strom, weil die Häuser viel besser isoliert sind als in andern US-Staaten. Ab 2020 dürfen neue Wohnhäuser sogar netto keine Energie mehr brauchen («zero net energy»), ab 2030 auch die Geschäfts- und Bürobauten. In der Schweiz gibt es erst einzelne Pilothäuser, die so viel Energie produzieren wie sie verbrauchen.
Mit solchen Energiesparmassnahmen sowie der finanziellen Förderung von Solar- und geothermischem Strom will Kalifornien den Anteil erneuerbarer Energiequellen an der Stromversorgung von heute rund 15 Prozent bis 2030 auf 33 Prozent steigern – und zwar ohne die Wasserkraft mitzuzählen.
Die Anreize und Investitionen zum rationelleren Verbrauch von Strom kostet. Eine Kilowattstunde kostet in Kalifornien fast fünfzig Prozent mehr als in andern US-Bundesstaaten. Trotzdem sind die Stromkosten für KonsumentInnen, das Gewerbe und die Industrie nicht höher als in diesen andern Bundesstaaten, weil die Kalifornier für die gleichen Bedürfnisse nur halb so viele Kilowattstunden benötigen.
(Urs P. Gasche am 24. Juli 2015 im Infosperber)
Pro-Kopf-Stromverbrauch in 1000 kWh
Erneuerbare Energien USA
«Das fossile Zeitalter muss zu Ende gehen»
Philipp Löpfe_Infosperber / 20. Nov 2015 - «Grüne Revolution» in den USA: In Texas ist Strom aus Windkraftwerken in der Nacht gratis. In Las Vegas boomt die Solarenergie.
Den Texanern kann man vieles nachsagen, aber sicher nicht, dass sie grüne Idealisten sind. Was für sie zählt, ist der Preis, den sie für die Energie bezahlen müssen – und deshalb setzen sie neuerdings auf Windkraft. Im windigen Texas ist der Strom aus dieser Quelle so billig geworden, dass er zwischen 9 Uhr abends und 6 Uhr morgens gratis ist. Auf diese Weise versuchen die Stromunternehmen, im harten Wettbewerb ihre Kunden bei der Stange zu halten.
Las Vegas setzt auf Solarstrom
Las Vegas ist nicht wirklich das Paradebeispiel einer nachhaltigen Modellstadt. Doch in den Quartieren des Spielerparadieses in der Wüste von Nevada wird die Energieversorgung auf den Kopf gestellt. Mehr als 7000 Häuser sind inzwischen mit Solarpanels ausgerüstet und produzieren ihre eigene Energie, die sie auch ins Stromnetz einspeisen können. Es werden täglich mehr. «Technologie, Politik und Finanzen haben sich zusammengeschlossen und bilden heute den Mainstream», meldet die «Financial Times». «Sonnenenergie ist die am schnellsten wachsende Energiequelle der USA geworden.»
Im Energiebereich spielt sich eine stille Revolution ab, vor allem im Bereich der Sonnenenergie. Noch vor kurzem waren es Idealisten, die sich Solarpanels aufs Dach montieren liessen, heute sind es kühl kalkulierende Normalos. Menschen, die realisiert haben, dass sie auf diese Weise bis zu 25 Prozent auf ihrer Stromrechnung einsparen können.
Solarpanels werden immer günstiger
So wie es im IT-Bereich das sogenannte Moor’sche Gesetz gibt – die Anzahl der Transistoren auf einem Chip verdoppeln sich rund alle zwei Jahre – gibt es in der Solarenergie das Swanson’sche Gesetz, genannt nach Richard Swanson, dem Gründer von SunPower, dem grössten amerikanischen Solarunternehmen. Es besagt, dass jede neue Solarpanel-Generation 20 Prozent billiger ist als die vorangegangene.
Diese Entwicklung lässt sich seit 1985 beobachten. Damals befand sich der Preis für Solarstrom noch in astronomischen Höhen und niemand konnte sich vorstellen, dass diese Energieform jemals massentauglich würde. Heute hat sich die Situation fundamental geändert. Der Grund heisst China. Die Chinesen sind im grossen Stil ins Geschäft mit Solarzellen eingestiegen. 2004 lag die Produktion noch bei 50 Megawatt, 2012 ist sie auf 23'000 Megawatt geklettert.
Wenn die Chinesen nicht in ihrer eigenen Dreckluft ersticken wollen, dann müssen sie auf Sonnenenergie setzen, und sie tun es auch im grossen Stil. Nach einer kurzen, aber heftigen Marktkorrektur nimmt der Export von chinesischen Solarzellen wieder Fahrt auf. Die Preise fallen weiter. «Der Geist ist aus der Flasche», schreibt die «Financial Times». «Selbst ohne Subventionen ist Sonnenenergie wettbewerbsfähig geworden mit der fossilen Energie.»
Ingenieurs-Genie und Unternehmergeist
Nichts zeigt den Wandel in der nachhaltigen Energieszene besser auf als Solyndra. Die Firma war einst ein Musterbetrieb und erklärter Liebling von US-Präsident Barack Obama. Sie wurde – begleitet von hämischer Schadenfreude von Klimaerwärmungsleugnern und konservativen Republikanern – ein frühes Opfer der chinesischen Solaroffensive und ging Pleite.
Heute arbeiten in den ehemaligen Hallen von Solyndra die Angestellten von SolarCity. Dieses Unternehmen wurde von Lyndon Rive gegründet, einem Cousin von Elon Musk. Der legendäre CEO von Tesla und SpaceX ist der grösste Investor von SolarCity und gleichzeitig Verwaltungsratspräsident. Nichts repräsentiert den neuen Geist der Energierevolution besser als SolarCity: Ingenieurs-Genie paart sich mit Unternehmergeist und hat Erfolg.
Fossile Energie ist out
Die fossile Energie hingegen muss einen Rückschlag nach dem anderen verkraften. Der VW-Skandal hat den Traum von einem sauberen Dieselmotor endgültig als Illusion enttarnt. Exxon muss sich neuerdings vor einem Gericht verantworten, weil es angeblich schon lange bekannte wissenschaftliche Fakten über den Zusammenhang von CO2 und Treibhauseffekt unterschlagen hat. Präsident Barack Obama hat derweil endgültig beschlossen, die Pipline XL Keystone nicht zu erlauben, sehr zur Erleichterung des neu gewählten kanadischen Premierministers Justine Trudeau.
Die Zeichen an der Wand sind überdeutlich geworden. Thomas Sauter-Servaes von der ZHAW School of Engineering bringt es in einem Interview mit dem «Tages-Anzeiger» auf den Punkt: «Das fossile Zeitalter muss zu Ende gehen, wenn unsere Lebensgrundlage erhalten bleiben soll.»
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Dieser Artikel ist auf watson.ch erschienen.
Philipp Löpfe war früher stellvertretender Chefredaktor der Wirtschaftszeitung «Cash» und Chefredaktor des «Tages-Anzeiger». Heute ist er Wirtschaftsredaktor von watson.ch.
Denmark's Wind Energy Output Just Exceeded National Demand
When it comes to renewable energy, Denmark is officially kicking ass. Yesterday, Denmark’s wind farms produced 116% of national electricity demands, allowing the country to export power to Norway, German, and Sweden. According to The Guardian, that figure had risen to 140% by early Friday morning.
“It shows that a world powered 100% by renewable energy is no fantasy,” the European Wind Energy Association’s Oliver Joy told The Guardian. “Wind energy and renewables can be a solution to decarbonization—and also security of supply at times of high demand.”
Denmark has long been a global leader in renewable energy. With almost unanimous political consensus, the 5.6 million-strong Danish population has in recent years pushed aggressively for the installation of new wind farms across the country, with the goal of producing half of its electricity via renewable sources by 2020. And in 2014, Denmark announced to the world that it aimed to end burning fossil fuels entirely—not just for electricity, but for transportation—by 2050.
Denmark has long been a global leader in renewable energy. With almost unanimous political consensus, the 5.6 million-strong Danish population has in recent years pushed aggressively for the installation of new wind farms across the country, with the goal of producing half of its electricity via renewable sources by 2020. And in 2014, Denmark announced to the world that it aimed to end burning fossil fuels entirely—not just for electricity, but for transportation—by 2050.
This week’s wind energy milestone places what sounded to be a very audacious set of goals within reach for the small Nordic nation. The latest wind energy figures can be found on the Danish transmission systems operator websiteenerginet.dk. The site, The Guardian notes, showed that Danish wind farms weren’t even operating at their full 4.8GW capacity at the time of the recent peaks.
Der Wind, die Prärie und die Energie - Windenergienutzung in den USA
In New Mexiko wurde 273 Kilometer südöstlich von Albuquerque 2003 das New Mexiko Wind Energy Center gegründet. 136 Windturbinen wurden gebaut, je 64 Meter hoch. Die Anlage kann mit 200 MW (Megawatt) Leistung Energie produzieren, genug für 94‘000 Haushalte in New Mexiko.
2011 lag die installierte Gesamtleistung an Windenergie in den USA bei 42‘400 MW*. Insgesamt 37 Staaten der USA zapfen in irgendeiner Form Windenergie an. Die Mehrheit dieser Staaten liegt im Mittleren Westen und in den Präriegebieten. Die flache Topografie ist perfekt, um den Wind aufzufangen und die Energie zu transportieren. Beim Transport der gigantischen Windradkomponenten sind das flache Land und das gut ausgebaute Strassensystem ebenfalls von Vorteil. Skeptische Landbesitzer erhalten 3‘000 bis 5‘000 Dollar Mieteinnahmen pro Jahr für Windanlagen auf ihren Feldern. Eines ist klar: Die Energiezukunft im Mittleren Westen gehört dem Wind.
Texas (10‘135 MW), Kalifornien (3‘599 MW) und Illinois (2‘436 MW) sind drei der fünf erfolgreichsten Staaten in der Windenergieproduktion. Vierzehn weitere Staaten haben mindestens 1‘000 MW installiert.
*Im Vergleich dazu: AKW Gösgen ca. 1‘000 MW
(Aus Dres Balmer / Ivo Mijnssen: „Route 66“, Seite 204. Mit freundlicher Genehmigung von Autor und Rotpunkt Verlag www.rotpunktverlag.ch)
Ein Dorf schafft die Energiewende
Energie aus der Wüste
Deutsche Unternehmen wollen in der Sahara Solarstrom produzieren
Grosse deutsche Strom- und Finanzkonzerne wollen Deutschland schon in zehn Jahren mit Sonnenenergie aus der Sahara versorgen. Ein Konsortium soll jetzt politische und finanzielle Probleme aus dem Weg räumen. Geplant sind riesige Solarkraftwerke in der nordafrikanischen Wüste.
srs. Prima vista klingt es wie ein grüner Zukunftsroman: «Saubere» Sonnenenergie aus der Sahara für die europäischen Strommärkte. Die spektakuläre Idee gibt es schon lange, sie war Inhalt verschiedener Forschungsprojekte. Doch bisher wurden derartige Projekte von den Grossen der Branche eher belächelt.
Das hat sich inzwischen grundlegend geändert, die Vision könnte Realität werden. Denn deutsche Konzerne planen in Nordafrika – die Sahara ist von ihrer Fläche etwa so gross wie die USA - den Bau riesiger Solarparks. Von 2019 an könnte schon der erste Strom fliessen, ab 2050 liessen sich auf diese Weise etwa 15 Prozent des europäischen Strombedarfs decken.
Das Projekt «Desertec», eine Wortverbindung aus den englischen Wörtern Desert (Wüste) und Technology (Technik), soll auf einer Fläche von 130 mal 130 Kilometern in Nordafrika realisiert werden. Solarthermische Anlagen könnten dort Strom aus dem Licht der Sonne produzieren. Auch afrikanische Länder sollen mit Energie beliefert werden.
Beteiligung der ABB
srs. Auch die schweizerische ABB ist an dem Riesen-Projekt und dessen weiterer Koordination dabei. Der Technologiekonzern war finanziell an einer ersten Machbarkeitsstudie beteiligt und begleitet das Projekt schon länger inhaltlich. Schwerpunkte sind dabei Stromübertragung und Solartechnik.
Die Dimensionen des gigantischen Projekts werden nicht zuletzt an den Kosten deutlich, die auf rund 400 Mrd. Euro für Solarkraftwerke und Stromleitungen geschätzt werden. Zum Vergleich: Der Entwurf für den deutschen Staatshaushalt im laufenden Jahr beträgt 290 Mrd. Euro. Allerdings sollen sich die Kosten des Projekts auf 30 Jahre verteilen. Dennoch seien Subventionen in der Startphase nötig, sagen die Initianten.
Folgen des Klimawandels
Die Federführung des Projekts liegt bei der Münchner Rück. Die grösste Rückversicherung der Welt verbindet damit handfeste Interessen. Denn Rückversicherungen sind von den Folgen des Klimawandels deutlich betroffen. Allein im vergangenen Jahr beliefen sich die Schäden aus Naturkatastrophen für Erst- und Rückversicherer weltweit auf insgesamt 200 Mrd. Dollar. Die Tendenz ist steigend, um drei bis vier Prozent jährlich: «Langfristig ist der Klimawandel ein grösseres Problem als die Finanzkrise», sagte Torsten Jeworrek, Vorstandsmitglied der Münchner Rück der «Süddeutschen Zeitung».
Die Kalkulation von Prämien für Versicherungen werde zunehmend schwieriger, ebenso die Prognose solcher Ereignisse. «Wenn wir es nicht schaffen, den Klimawandel zu begrenzen, dann trifft es uns als Unternehmen genauso, wie es die Gesellschaft trifft », ergänzte er.
Mitte Juli soll das weitere Vorgehen koordiniert und ein Fahrplan für die nächsten Jahre ausgearbeitet werden. Ausser dem Rückversicherer sind unter anderem der Siemens-Konzern, die Energieversorger E.on, RWE, Schott Solar und die Deutsche Bank sowie weitere Unternehmen aus Deutschland, Italien und Spanien vertreten. Das Auswärtige Amt schickt einen Stellvertreter von Minister Steinmeier, weiter sind die Arabische Liga und der Club of Rome beteiligt, auf den das Projekt zurückgeht.
Relativierung der Kosten
Der Präsident der deutschen Gesellschaft des Club of Rome, Max Schön, verteidigt das Projekt als realistisch und rentabel. Innerhalb einer Generation könnten 90 Prozent des Bedarfs aus Sonnenenergie gewonnen und zugleich der Kohlendioxid-Ausstoss drastisch reduziert werden, sagte er in einem Radio-Interview. Mit Blick auf die geschätzten Kosten von 400 Mrd. Euro meinte er, in den nächsten 30 Jahren müssten alle bestehenden Kraftwerke erneuert werden. Daher handele es sich um Investitionen, die ohnehin getätigt werden müssten.
Die Stromübertragung soll mit Hochspannungs-Gleichstrom erfolgen. Siemens verwirklicht diese Technik derzeit in China, der Leistungsverlust beträgt über 1000 Kilometer gerade einmal drei Prozent. Wechselspannungs-Leitungen, wie sie heute Standard sind, können das nicht leisten. Auch entsprechende Kraftwerke existieren bereits, etwa in Spanien und Kalifornien.
Skeptische Solarfirma
Kritisch zu dem Projekt hatte sich ausgerechnet die grösste deutsche Solarfirma Solarworld geäussert. «Baut man die Kraftwerke in politisch instabilen Ländern, bringt man sich in die gleiche Abhängigkeit wie beim Öl», sagte deren Chef Frank Asbeck. Demgegenüber betont Hans-Müller Steinhagen vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt, das ebenfalls hinter dem Projekt steht: Um das Risiko zu streuen, könne man diese Unwägbarkeiten mit mehreren Übertragungsleitungen aus verschiedenen Standorten in Nordafrika umgehen.
(Erschienen in NZZ Online 18.06.2009, Abdruck mit freundlicher Genehmigung der Neuen Zürcher Zeitung, www.nzz.ch)
Energiewende Deutschland - Revolution, made in Germany
Von Bernhard Pötter, Datteln
2011 beschloss Deutschland die «Energiewende». Beim grossen Ringen um Geld und Einfluss ist bisher die Frage unbeantwortet geblieben, wie ein grünes Stromsystem überhaupt aussehen soll.
Grüne Felder neben dichten Wäldern, malerische Bauernhöfe unter weissen Wölkchen, Reihenhäuser vor dem Bahnhof. Vom 125 Meter hohen Kesselhaus des Kohlekraftwerks Datteln 4 herab sehen die Städte Castrop-Rauxel und Datteln aus wie die Kulisse einer Modelleisenbahn. Früher schlug hier das Herz des Ruhrgebiets, die Schornsteine qualmten, und die Kohle aus den Bergwerken lieferte die Energie für das deutsche Wirtschaftswunder. Aber wo sich bis 1972 die Zeche Emscher-Lippe in den Boden frass, steht jetzt ein Aldi-Logistikzentrum. Wo früher mit dem 1964 erbauten Datteln 1–3 stolz das modernste Kohlekraftwerk Deutschlands stand, ist heute ein begrünter Hügel. Das Werk wurde 2001 geschlossen und abgerissen. Kein Bedarf mehr.
So könnte es wieder kommen. Denn Datteln 4, das fast fertige, auf höchste Effizienz getrimmte Steinkohlekraftwerk, das mit seiner blau glänzenden Fassade am Dortmund-Ems-Kanal mehr aussieht wie eine Bankenzentrale, ist eines der grössten Fossilien des fossilen Zeitalters. 1100 Megawatt Leistung, ein 180 Meter hoher Kühlturm: eine Kathedrale der Kohle für 1,2 Milliarden Euro. Und ein Projekt, das heute niemand mehr bauen würde. Das liegt nicht so sehr daran, dass Datteln 4, das seit zwei Jahren in Betrieb sein sollte, wegen einer Klage von AnwohnerInnen gegen fehlerhafte Behördenplanung vorerst nicht ans Netz geht. Sondern vor allem an den Windrädern, von denen man auch von hier oben ein paar sieht. Denn derzeit fordert die nächste industrielle Revolution im Ruhrgebiet ihre Opfer.
Das neudeutsche Wort für diese Revolution heisst «Energiewende». Seit die Regierung des viertgrössten Industriestaats der Welt vor zwei Jahren beschloss, in ein paar Jahrzehnten praktisch völlig aus der Atom- und Kohleenergie auszusteigen, befindet sich dessen Energiepolitik im Ausnahmezustand: Am 30. Juni 2011 verabschiedete der Deutsche Bundestag ein Paket aus acht Gesetzen, das diese Revolution regeln sollte. Darin ging es unter anderem um den Ausstieg aus der Atomkraft bis 2022, den Ausbau des Stromnetzes, die Dämmung von Häusern, Geld für den Klimaschutz und Energieeffizienz.
Voll entbrannter Kampf um die Energiewende
Nach zwei Jahren Energiewende ist die Bilanz gemischt. Der Atomausstieg wird umgesetzt, der Ausbau von Solar- und Windkraft geht zügig weiter. Der Netzausbau ist beschlossen, manches Prozedere vereinfacht. Auf der anderen Seite lahmt die energetische Sanierung der Häuser. Das Ziel, bis 2020 insgesamt eine Million Elektroautos auf die Strasse zu bringen, ist inzwischen utopisch. Ganz schlecht steht es um die Effizienz: Verbesserungen, von der EU gefordert, wurden vom Wirtschaftsministerium blockiert und verwässert, genauso wie tiefere Grenzwerte für den Spritverbrauch von Autos und die Sanierung des EU-Emissionshandels.
Und nun, kurz vor der Bundestagswahl am 22. September, ist der Kampf um die Energiewende voll entbrannt. «Wir sind mitten in einem grossen Experiment», sagt Christian Hey, Generalsekretär des Sachverständigenrats für Umweltfragen (SRU), dessen ExpertInnen die Bundesregierung beraten. Eine Regierung, die für Hey in Energiefragen «ein erratisches Stop and go» liefert. «Wir werden Zeugen, wie das 20. Jahrhundert versucht, das 21. Jahrhundert zu verhindern.»
Datteln 4 ist ein Symbol des 20. Jahrhunderts. Wer mit Franziska Krasnici vom Betreiber und Bauherren Eon mit Helm, Warnweste und Sicherheitsschuhen durch das riesige Kraftwerk im Wartestand stiefelt, der sieht blitzende Maschinen im Stillstand, leere Kohlebunker, ein angerostetes Wasserbecken und eine Leitwarte, auf der ein Computer zu Trainingszwecken den Betrieb des Kraftwerks simuliert. Vom höchsten Punkt des Kesselhauses aus schweift der Blick noch zu einem halben Dutzend dampfender grosser Kohlekraftwerke. «Allein Eon hat hier im Revier 2000 Megawatt stillgelegt», sagt Krasnici. Die Zukunft der Kraftwerke ist ungewiss. Und die der grossen Stromkonzerne Eon, RWE, Vattenfall und EnBW ebenfalls. Plötzlich produzieren ihre Kunden den Strom selbst. Die Stromkonzerne verlieren Marktanteile und bauen Arbeitsplätze ab.
Deutschland hat seine Chancen auf eine ordentliche Revolution 1848, 1918 und 1968 verpasst, 1989 stürzte nur im Osten die alte Ordnung. Der neue Regimewechsel hat hingegen bessere Chancen: Auch zwei Jahre nach dem Beginn der Energiewende ist der Totalumbau der Energiewirtschaft in Umfragen sehr populär. Letztens haben sogar die ExpertInnen der Internationalen Energieagentur in Paris, sonst eher Kohle- und Atomfans, der Energiewende ihren Segen erteilt. Und seit dem 18. April 2013 hat die Energiewende auch ein Datum: An jenem Donnerstag erzeugten Sonne und Wind zum ersten Mal an einem Werktag über Stunden mehr Strom als Kohle, Atom, Öl und Gas. Selbst die Chefin der Energielobby BDEW (Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft) gibt zu, dass es «einen Rollentausch zwischen erneuerbaren und konventionellen Energiequellen» gibt.
«Völlige Klarheit, was zu tun ist»
Ein Junitag in Berlin: An der Fassade des Luxushotels Intercontinental baumeln vier AktivistInnen von Greenpeace mit einem riesigen Plakat: Es zeigt Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) vor arktischem Eis und rauchenden Schloten und die Schlagzeile «Von der Klimakanzlerin zur Kohlekanzlerin». Im Hotel sitzen dicht gedrängt unter Kristalllüstern mehr als tausend ManagerInnen der deutschen Energie- und Wasserfirmen und wollen wissen, wohin die Reise mit der Energiewende geht. Merkel weiss, dass sie ihrer Zuhörerschaft viel zumutet: «Diese Legislaturperiode war für die Energiepolitik besonders turbulent», ruft sie in den Saal, «aber die nächste wird es auch.» Die ehemalige Umweltministerin fachsimpelt mit der Branche, bedankt sich artig für deren gute Arbeit, lobt ihre eigenen Erfolge und schimpft auf die Bundesländer, die ihr bei der Energiewende mal zu schnell und mal zu langsam sind. Und sie verspricht dem BDEW, dessen Chefin Hildegard Müller eine ihrer engsten Vertrauten ist, alles auf einmal: die Förderung der Erneuerbaren einzuschränken, die Stromnetze auszubauen, einen neuen Strommarkt zu schaffen und natürlich «die Kosten für die Energiewende zu begrenzen». Die ManagerInnen danken ihr mit tosendem Applaus.
Sie sind dankbar für Merkels Zusicherungen. Denn wie bei jeder richtigen Revolution herrscht auch hier das Chaos: Der Bau von Solaranlagen und Windparks boomt, gleichzeitig gehen Solarfirmen pleite. Gaskraftwerke werden gebraucht, aber nicht gebaut, bei Kohle ist es genau andersherum. Der Strompreis wird zur politischen Waffe, obwohl bei anderen Energieträgern die Preise schneller steigen. Umweltverbände wollen die Energiewende, aber keine neuen Stromleitungen. Die Industrie jammert über hohe Preise, profitiert aber vom billigen Strom. Und die ExpertInnen drängen auf schnelle Entscheidungen, aber erst mal passiert nichts.
Alle fordern einen «Masterplan» – und Merkel schwört, sie habe «völlige Klarheit, was zu tun ist». Dabei ordnen sich erst langsam Koalitionen, Kompetenzen und Kosten. Der Verbraucherschutz ärgert sich über steigende Strompreise, die der Subvention von Ökostrom durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) angelastet werden (vgl. «Das Erneuerbare-Energie-Gesetz»). Die EU prüft, ob Deutschland seine Unternehmen auf verbotene Weise subventioniert. Ein Sprecher von Eon schimpft: «Bei der Energiewende läuft vieles nicht rund. Die Netzstabilität nimmt ab, der Bau neuer Leitungen stockt, und der Umbau wird teurer als nötig.» Wirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) opponiert offen gegen die Umweltpolitik der Regierung, und die UmweltschützerInnen monieren, es gehe zu langsam und zu zaghaft voran.
Dabei geht durchaus etwas. Der Anteil der Erneuerbaren an der gesamten Stromerzeugung ist bereits auf etwa 23 Prozent geklettert – viel schneller als gedacht. Der subventionierte Markt ist so dynamisch, dass ExpertInnen bis 2020 einen Anteil von 50 Prozent für möglich halten. Die Preise für Solaranlagen seien stark gefallen, mit weniger Investitionen werde mehr Ökostrom geerntet, jubelt die internationale Ökoenergielobby REN 21. Und auch der offizielle Monitoringbericht der Bundesregierung lobt: Der Energieverbrauch gehe zurück, der Anteil der Erneuerbaren wachse schnell, die Stromversorgung sei sicher und nicht übermässig teuer.
Das Ancien Regime als Revolutionär
Umweltminister Peter Altmaier (CDU) sonnt sich in der Bewunderung des Auslands für «The German Energiewende», tut aber zu Hause alles, um die Entwicklung zu bremsen: Die schnelle Wende werde zu teuer, überlaste die Netze und schaffe falsche Strukturen, so seine Warnungen. Tatsächlich geben auch viele AnhängerInnen der Erneuerbaren zu, dass der Energiemarkt umgebaut werden muss, sobald Wind und Sonne nicht mehr ein Nischendasein führen: Dann sollen auch die ÖkostromproduzentInnen Verantwortung für stabile Netze und den Bau von Stromleitungen übernehmen. Die zentrale Frage heisst: Wie wird aus der angefangenen Revolution eine nachhaltige Herrschaft der neuen Energien? Ein Konzept dafür hat Altmaier noch nicht geliefert.
Einer der grössten Widersprüche dieses Umsturzes: Er wird vom Ancien Regime gemacht. Die CDU-FDP-Koalition schwenkte erst 2011, nach der Reaktorkatastrophe von Fukushima, hastig auf den neuen Kurs ein. Ein Jahr zuvor hatte sie noch voll auf die Atomkraft gesetzt. Praktisch über Nacht legten die Stromkonzerne auf Druck der Politik acht Atomkraftwerke mit einer Leistung von 8,4 Gigawatt still – das entspricht zwei Dritteln der gesamten Stromleistung der Schweiz. Ein langjähriger Grosskonflikt der deutschen Gesellschaft war plötzlich entschärft. Selbst bei der hochbrisanten Frage eines Atomendlagers soll jetzt ein Allparteienkompromiss den Weg weisen.
Keine der damaligen Befürchtungen ist eingetreten: Kein Blackout stürzte das Land ins Chaos, Deutschland ist nicht abhängig vom Stromimport, die Wirtschaft ist nicht abgewandert, sondern boomt mitten in der europäischen Krise. Die Strompreise für die Industrie sind so niedrig, dass 2012 der Konzern Norsk Hydro ankündigte, seine stromfressende Aluminiumproduktion in Neuss zu verdreifachen.
Die Energiewende hat bislang gut funktioniert und mit ihrer Geschwindigkeit Freunde und Feinde überrascht. Doch die Wachstumsschmerzen sind nicht zu übersehen: Vor allem die Stromnetze sind wegen des plötzlich auftretenden massiven Angebots von Elektrizität aus Wind und Sonne überlastet. Die alten Netze wurden von den Stromkonzernen nicht erneuert, jetzt werden die Probleme gern den Erneuerbaren in die Schuhe geschoben. 1800 Kilometer neue Leitungen sind gerade beschlossen worden – sie sollen den im Norden billig produzierten Windstrom zu den industriellen Zentren im Süden transportieren.
Alle reden über Strompreise
Kalt erwischt hat die Wende die Stromkonzerne. Ihr Anteil an der Stromerzeugung ist von 85 auf 70 Prozent gefallen – der Zuwachs an dezentralen Solar- und Windparks, das Energiesparen und das intelligente Stromnetz waren bislang nicht ihre Stärken. Die Stadtwerke der Kommunen und inzwischen 600 Energiegenossenschaften graben den ehemaligen Monopolisten immer mehr das Wasser ab. Die Konzerne setzen auf die Windkraft vor der Küste, doch viele Offshorevorhaben stocken. Die Investitionen der Konzerne haben nicht mehr die garantierten zweistelligen Renditen wie früher, ihre AktionärInnen stellen peinliche Fragen. Deshalb haben sie die Gegenrevolution ausgerufen: die Wende schlechtreden und die Menschen verunsichern.
Eines haben sie erreicht: Zwei Jahre nach dem Start des «Gemeinschaftswerks für die Zukunft», wie 2011 die Energiewende genannt wurde, redet das Land jetzt vor allem über die Strompreise. In einem Trommelfeuer konservativer Forschungsinstitute und vieler Medien wurden die Zahlen immer grösser: 20 Milliarden Euro pro Jahr, 180 Euro pro Haushalt, und Umweltminister Altmaier setzte noch einen drauf: «Eine Billion Euro bis 2040» werde die Energiewende kosten, sagte er. In der Tat ist die «EEG-Umlage», mit der die höheren Kosten für Ökostrom auf die privaten Haushalte verteilt werden, seit 2009 von etwa 1 auf 5,2 Cent pro Kilowattstunde gestiegen, und sie wird weiterklettern. Auch dies trägt zur Erhöhung der Stromkosten bei, die für Privatleute in den letzten zehn Jahren von etwa 16 auf 26 Cent pro Kilowattstunde zugelegt haben.
Dabei werden gern Äpfel mit Birnen verglichen: So treiben auch andere Faktoren wie etwa Steuern den Strompreis hoch, der immer noch ein kleiner Ausgabenposten der Haushalte ist. Und paradoxerweise steigt die «EEG-Umlage», wenn mehr günstiger Ökostrom auf den Markt kommt (weil dann auch der normale Strompreis sinkt und weiterhin die Mehrkosten des Ökostroms ausgeglichen werden). Von sinkenden Strompreisen profitieren vor allem die vielen Unternehmen, die aus vermeintlichen Wettbewerbsgründen von der Umlagenzahlung befreit sind.
Als ausgerechnet die wirtschaftsliberale FDP und der Eon-Chef ihr Herz für die Armen entdeckten, denen «Energiearmut» drohe, erklärte der Generalsuperintendent der Evangelischen Kirche Berlin: «Die Bedürftigen in unserem Land sind nicht durch die Energiewende bedürftig geworden, sondern weil die Kluft zwischen Arm und Reich zu gross geworden ist.» Die Caritas wiederum hat Arbeitslose zu EnergieberaterInnen für arme Haushalte geschult. Ihr Ergebnis: Durch Aufklärung und kostenlose Energiespargeräte könne ein Haushalt mit zwei Personen durchschnittlich hundert Euro im Jahr sparen. «Die EEG-Umlage ist kein guter Indikator für den Preis der Energiewende», sagt SRU-Chef Hey.
«Im Preis des Ökostroms sind vor allem Innovations- und Produktionskosten enthalten», die tendenziell sänken, sagt Claudia Kemfert. Sie leitet die Energieabteilung des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin. Kemfert steht der CDU nahe und ist Revolutionärin, keine Revoluzzerin. Sie schildert die Lage in ihrem Buch «Kampf um Strom» so: «Die Energiepolitik in Deutschland hat sich in ein Schlachtfeld verwandelt, auf dem laut gestritten und dabei jegliches Handeln blockiert wird.» Sie warnt, die nächsten zehn Jahre würden «darüber entscheiden, wie unsere Stromversorgung in Zukunft aussehen wird». Momentan sieht sie schwarz: Die Förderung für Ökostrom werde beschnitten, der Netzausbau verzögert, und in der Zwischenzeit «bauen die grossen Konzerne Kohlekraftwerke».
Renaissance der deutschen Kohle
Das ist der nächste Widerspruch der deutschen Energiewende: Während Kanzlerin Merkel lobt, dass Deutschland seine Klimaschutzziele übererfüllt habe, steigen die CO2-Emissionen wieder an. Schuld daran ist vor allem die Renaissance der deutschen Braunkohle, des dreckigsten Energieträgers. In alten, abgeschriebenen Kohlekraftwerken erzeugen die Energiekonzerne Billigstrom. Denn die CO2-Zertifikate im europäischen Emissionshandel wurden von schwacher Klimapolitik und Wirtschaftskrise auf einen Tiefpreis gedrückt. Dadurch lohnt sich die Produktion von klimaschädlicher fossiler Energie wieder – nicht aber der Neubau von weniger schmutzigen und flexiblen Gaskraftwerken.
Hingegen werden in den nächsten Jahren vom angeblichen Klimaschutzchampion Deutschland etwa zehn neue Kraftwerke für Steinkohle gebaut. Eigentlich hätten es gar noch zwanzig mehr sein sollen. Doch der Umweltbewegung gelang es, einige Projekte zu verhindern. Und der Strommarkt begünstigt derzeit zwar Braunkohle, nicht aber Steinkohle. Darum hat nun auch Datteln 4 ein Problem.
Gemäss Gerd Rosenkranz, Energieexperte beim Umweltverband Deutsche Umwelthilfe (DUH), wollen die Konzerne im derzeitigen Kohleboom noch einmal möglichst viel Gewinn aus den fossilen Strukturen pressen, um damit den Sprung in das Zeitalter der Erneuerbaren zu finanzieren. «Man muss den Konzernen deutlich sagen, dass sie hier gerade Milliarden investieren, die sich nicht amortisieren werden», sagt Rosenkranz. Er geht davon aus, «dass wir irgendwann Verhandlungen über einen Kohleausstieg führen, wie wir das mit den Atomkraftwerken gemacht haben». Das hiesse, der Staat garantiert Laufzeiten und Rendite für Kohlekraftwerke, die jetzt gebaut werden und sich am Markt nicht mehr refinanzieren. Ein Unding, findet der Chef des Umweltbundesamts, Jochen Flasbarth: «Entschädigungen darf es nicht geben. Auch die Konzernmanager können lesen.»
Strommarktdesign und Kapazitätsmarkt
Der Spezialist für solche Verhandlungen wäre Rosenkranz’ ehemaliger Chef bei der DUH, Rainer Baake. Baake hat als Staatssekretär für den grünen Umweltminister Jürgen Trittin den rot-grünen Atomausstieg 2002 verhandelt. Baake ist ein Vordenker der Revolution: weisser Stoppelbart, zurückhaltender Typ, sanfte Stimme, aber knallhart, wenn es darauf ankommt. Nach zwanzig Jahren als Kämpfer für grüne Parteierfolge und Umweltschutz sucht er jetzt den Konsens. Er leitet die Agora-Energiewende, einen Thinktank, der von Stiftungen finanziert wird und die Akteure der Energiepolitik zusammenbringt. Von der Agora stammen Gutachten zu Stromnetzen, dem günstigsten Ausbau der Erneuerbaren oder zur Stromnachfrage. Ihr Vorteil: Sie sind oft konsensfähig bei PolitikerInnen aller Couleur, bei Umwelt- und Wirtschaftsverbänden.
Über das Schicksal der Energiewende entscheidet für Baake ein abstraktes Wort: Strommarktdesign. «Schnell nach der Bundestagswahl im September müssen wir klären, wie zukünftig der Strommarkt aussehen soll», sagt er. Welche Kraftwerke braucht man für ein bedarfsgerechtes Stromangebot bei schwankendem Strom aus Erneuerbaren? Und wie rentieren sich Kraftwerke, die nur ab und zu laufen, dann aber unentbehrlich sind?
Die Lösung liegt im nächsten Wortmonster: im Kapazitätsmarkt. Unternehmen bekommen Geld dafür, Kraftwerke in Reserve zu halten, also praktisch als Versicherung gegen Stromausfall. Wie soll solch ein Markt aussehen? Soll er die Braunkohle oder das Gas bevorzugen? Sollen Reserven staatlich angeordnet oder vom Markt bestimmt werden?
Es sind diese Fragen, die für Baake darüber entscheiden, wie die Revolution in normale Bürokratie überführt wird. Und wer davon profitiert. «Wir können das vorbereiten, aber Entscheidungen muss natürlich die Politik treffen», sagt Baake. «Auch der Atomausstieg 2002 wurde gegen Widerstände durchgesetzt. Eine Regierung muss regieren, dafür ist sie gewählt worden.»
Das wissen auch die ManagerInnen beim BDEW-Treffen in Berlin. Bevor die Kanzlerin erscheint, unterhält der Moderator mit den neusten Umfragen zur Wahl: «Zum ersten Mal ist die FDP wieder bei fünf Prozent», sagt er. Raunen und Gelächter bei den ZuhörerInnen. Sie wissen, was dieses Ergebnis bedeuten würde: Eine Neuauflage der Koalition von CDU und FDP würde bei der Energiewende so weitermachen wie bisher. Gleichzeitig bremsen und Gas geben. Irgendetwas zwischen Revolution und Verzögerungstaktik.
In Datteln verabschiedet sich Franziska Krasnici. Für ihr bislang unbenutztes Kohlekraftwerk Datteln 4 ist sie zuversichtlich: «Wir erzeugen hier den Strom für die Deutsche Bahn, der wird immer gebraucht.» Aber auch die Bahn will immer grüner werden. Schon jetzt verspricht sie ihren KundInnen einen Fernverkehr mit «100 Prozent Ökostrom». Aus Datteln kommt der nicht.
Das Erneuerbare-Energien-Gesetz
Den Boom der Erneuerbaren ausgelöst hat das Stromeinspeisegesetz, das 1991 von der CDU beschlossen wurde: Zum ersten Mal gab es für Anbietende von Ökoenergie feste Preise. Die rot-grüne Koalition beschloss 2000 das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG), das lukrative Vergütungssätze für zwanzig Jahre und die Abnahme des Stroms durch die Netze garantiert. Weil diese Kosten nicht den Staatshaushalt belasten, sondern direkt auf die Haushalte umgelegt werden, gilt das EEG nicht als Subvention und ist deshalb EU-konform.
Das EEG fördert Strom aus Wind, Sonne, Biogas, Geothermie und Wasserkraft und verteilt jährlich etwa fünfzehn Milliarden Euro um. Beteiligungen an Wind- und Solarparks gelten mit Renditen von um die fünf Prozent als lukrative Geldanlagen.
Der Ursprung der Energiewende
Für die Ökobewegung ist die Energiewende nicht 2, sondern 33 Jahre alt: 1980 erschien eine Studie des Ökoinstituts Freiburg mit dem Titel «Energiewende». Seitdem trieb eine Szene aus Tüftlern und Erfinderinnen neue Energieformen wie Windkraft und Solarenergie voran – oft belächelt und manchmal behindert von Stromkonzernen und den PolitikerInnen der grossen Parteien. Im gleichen Jahr wurde der parlamentarische Arm der Ökobewegung gegründet: Die Grünen.
Nachhaltige Energieversorgung
Von PIERRE FORNALLAZ*
Seit der Erdbeben- und Nuklearkatastrophe von Fukushima in Japan ist viel Gegensätzliches zum Thema Energieversorgung geschrieben worden. Es scheint mir aber, dass einige sehr grundsätzliche Feststellungen zu kurz gekommen sind. Es sind vor allem wissenschaftliche Gedanken, die politisch umgesetzt werden sollten.
Verschwendung
Die Weltgemeinschaft hat sich 1992 in Rio de Janeiro zur Nachhaltigkeit bekannt. Öl, Gas, Kohle und Uran sind erschöpfliche Güter, und sie sind deshalb nicht nachhaltig. Ihre heutige, verschwenderische Nutzung erfolgt auf Kosten der Natur (Klimaproblemantik) und auf Kosten unserer Nachkommen (Aufbrauchen eines Kapitals).
Die Nutzung erschöpflicher Güter kann nicht wirtschaftlich sein, wenn die Materialien nach der Nutzung nicht rezykliert werden können. Das Energieproblem kann also mit nicht rezyklierbaren Gütern wie Öl, Gas, Kohle und Uran nicht gelöst werden. Aus demselben Grund sind sie eben auch nicht wirtschaftlich.
Die Erde verfügt aber für menschliche Massstäbe unerschöpfliche Energiequellen, welche alle menschlichen Bedürfnisse abdecken können: die direkte Sonnenstrahlung sowie die indirekten Produkte dieser Strahlung (die durch Photosynthese erzeugte Biomasse, der Wasserkreislauf und der Wind). Diese Energiequellen sind alle immer sowohl nachhaltig als auch wirtschaftlich, und zwar ganz unabhängig von ihrem augenblicklichen Preis.
Rücksicht und Verzicht
Die Nutzung dieser unerschöpflichen Energiequellen darf aber nicht rücksichtslos erfolgen. Alle anderen Aufgaben, welche diese Quellen auf der Erde erfüllen, müssen beachtet werden. Der Wald muss als Luftreiniger, Regulator der Wasserführung der Flüsse und Lawinenschutz im Gebirge erhalten werden.
Die Vielfalt der Natur mit Pflanzen und Tieren muss erhalten bleiben. Die Nutzung der Wasserkraft muss unter Berücksichtigung aller anderen Aufgaben, welche Bäche und Flüsse erfüllen, rücksichtsvoll erfolgen. Dasselbe gilt für die Windkraftnutzung. Die natürliche, nachhaltige Nahrungsmittelproduktion (Biolandbau) hat Vorrang. Die Sonnenenergienutzung bedeutet deshalb nicht Wachstum ohne Grenzen. Sie fordert einen effizienten Energieeinsatz, folglich den Verzicht auf die oben erwähnte Verschwendung. Ebenfalls ist Genügsamkeit gefordert, was aber nicht Verzicht heisst. Im Gegenteil. Es geht um eine spirituelle Entwicklung, das Entdecken der Ganzheitlichkeit des Lebens, den Übergang vom Haben zum Sein. Es geht um die Steigerung der immateriellen Qualitäten des menschlichen Lebens.
*Pierre Fornallaz, (1942 - 2011), dipl. Ing., em. Professor ETH, war erster Präsident der Schweizerischen Vereinigung für Sonnenenergie SSES.
Neue erneuerbare Energien: Schweiz hinkt der EU hinterher
Neue erneuerbare Energien: Schweiz hinkt der EU hinterher
Die Schweiz hinkt der EU bei der Sonnen- und Windstromproduktion um Jahre hinterher. Die europäischen Länder produzierten 2014 im Durchschnitt 5,7 mal mehr grünen Strom. Ein Vergleich der SES bringt weitere enttäuschende Fakten ans Licht: Alle neun umliegenden Staaten erzeugen mehr Strom aus Sonne und Wind und selbst unter sämtlichen 28 EU-Ländern liegt die Schweiz auf dem viertletzten Rang. Das ist ein Weckruf für die ParlamentarierInnen der Energiekommission des Ständerats, die am 27. Mai 2015 über die Förderung erneuerbarer Energien im Rahmen der Energiestrategie 2050 beraten. Die SES fordert die Aufhebung der Obergrenze des Netzzuschlags für die kostendeckende Einspeisevergütung (KEV).
» Grafik zum Download (pdf)
Die Schweizerische Energie-Stiftung (SES) vergleicht die Photovoltaik- und Windstromproduktion 2014 der EU-Länder mit der Schweiz1. Um die Grössenunterschiede der Länder zu berücksichtigen, wird die Stromproduktion pro EinwohnerIn betrachtet. Im Vergleich mit neun umliegenden Ländern ist die Schweiz abgeschlagen auf dem letzten Platz (siehe Grafik). Selbst wenn man alle 28 EU-Staaten miteinbezieht, landet die Schweiz auf Rang 26. Nur gerade die Slowakei, Ungarn und Lettland sind grössere Erneuerbaren-Muffel. Im Durchschnitt produziert die EU pro Einwohner 5,7 mal mehr Strom aus Wind und Sonne als die Schweiz.
Sonne mit viel Potential
Dass Hopfen und Malz noch nicht verloren ist, zeigt das Steigerungspotential der Sonnenenergie. Seit 2010 konnte die Schweiz die Stromproduktion aus Photovoltaik von 10 auf heute 104 kWh pro Kopf mehr als verzehnfachen. Doch auch europäische Staaten geben Gas: Bulgarien, das vor vier Jahren noch kaum Photovoltaikanlagen hatte, konnte seine Produktion von 2.1 KWh auf 172 KWh gar um das 82-fache steigern. Sogar das von Krisen gezeichnete Griechenland weist einen relativen Wachstumsfaktor von 27,6 auf. Tschechien, das deutlich weniger Sonnenstunden verzeichnet als die Schweiz, konnte nochmals zulegen und produziert beinahe das Doppelte, nämlich 202 kWh pro EinwohnerIn.
Dänemark brilliert
Den höchsten absoluten Zubau in den letzten vier Jahren (+762 kWh pro EinwohnerIn) kann Dänemark verzeichnen. 2014 brilliert das Königreich auf dem europäischen ersten Rang mit einer Produktion von 2'165 kWh pro Kopf aus neuen Erneuerbaren. Immerhin ist die Schweiz beim absoluten Zubau im letzten Jahr mit 37 kWh pro Kopf ins europäische Mittelfeld aufgestiegen (Rang 16). Rumänien kann jedoch im selben Jahr einen Zuwachs von bravourösen 131 kWh pro Person verzeichnen. Aber auch andere EU-Länder setzen die Energiewende erfolgreich um. An Europas Spitze stehen Dänemark (2’165 kWh/Kopf), Spanien (1’276), Portugal (1’240), Deutschland (1’125), Schweden (1’096) und Irland (1’064).
When it comes to renewable energy, Denmark is officially kicking ass. Yesterday, Denmark’s wind farms produced 116% of national electricity demands, allowing the country to export power to Norway, German, and Sweden. According to The Guardian, that figure had risen to 140% by early Friday morning. “It shows that a world powered 100% by renewable energy is no fantasy,” the European Wind Energy Association’s Oliver Joy told The Guardian. “Wind energy and renewables can be a solution to decarbonisation and also security of supply at times of high demand.” Denmark has long been a global leader in renewable energy. With almost unanimous political consensus, the 5.6 million-strong Danish population has in recent years pushed aggressively for the installation of new wind farms across the country, with the goal of producing half of its electricity via renewable sources by 2020. And in 2014, Denmark announced to the world that it aimed to end burning fossil fuels entirely—not just for electricity, but for transportation—by 2050. This week’s wind energy milestone places what sounded to be a very audacious set of goals within reach for the small Nordic nation. The latest wind energy figures can be found on the Danish transmission systems operator websiteenerginet.dk. The site, The Guardian notes, showed that Danish wind farms weren’t even operating at their full 4.8GW capacity at the time of the recent peaks. Keep on truckin’ Denmark. You’re giving the rest of us hope. (GIZMODO)
Nachbarn hängen uns ab
Vergleicht man nur unsere umliegenden neun Länder, sticht Deutschland vor Belgien und Italien hervor. Unser nördlicher Nachbar produziert 4,2 mal mehr Strom aus Photovoltaik, 55,8 mal mehr Strom aus Windkraft und insgesamt knapp 10 mal mehr Strom aus diesen beiden wichtigsten Technologien für die Energiewende. Österreich, mit ähnlicher Bevölkerungszahl wie die Schweiz und ebenfalls ein Binnenland, erzeugt fast 30 mal mehr Windstrom pro EinwohnerIn als die Schweiz.
1 Quellen: Sonnen- und Windstromproduktion EU/CH: EurObserv’ER / Suisse Eole, Swissolar, Bundesamt für Energie (BFE); Bevölkerungszahl: Eurostat
» Tabelle SES-Ländervergleich (pdf)
(Schweizerische Energiestiftung SES, Mai 2015)
Solargerüchte
Von MARTIN VOSSELER*
Mit Erdöl, Kohle, Gas und Atomstrom werden immer noch gewaltige Geschäfte gemacht. Wenige Firmen und Einzelpersonen erzielen unvorstellbare Profite. Sie setzen alles daran, dass es so bleibt. Viel wurde unternommen, die Entwicklung der erneuerbaren Energien zu verzögern, ja, aufzuhalten. Mit gigantischen Werbe-Budgets wurden in der Schweiz beinahe alle Volksbegehren zur Förderung von erneuerbaren Energien und Energie-Effizienz abgeschmettert; und es wurden systematisch Gerüchte verbreitet, die Nutzung der Sonnenenergie in allen Formen als ungeeignet und unbedeutend erscheinen zu lassen – dies, obwohl bereits in den späten Fünfzigerjahren mit Solarmodulen bestückte Weltraumsonden ins Weltall starteten.
Die Solarenergie sei unausgereift und nicht im grossen Stile anwendbar, hören wir immer wieder. Auch sei sie viel zu teuer. Dabei wird nicht erwähnt: Beim Preisvergleich werden oft Brennstoffkosten, Folgekosten wie Abfall-Lagerung während Jahrmillionen, Versicherungskosten für Gross-Risiken und Staatssubventionen für Atomkraftwerke nicht berücksichtigt. Nach jedem Vortrag wird mir auch die Frage nach der grauen Energie von Solar- und Windanlagen gestellt. Der Irrglaube ist verbreitet, sie bräuchten mehr Energie zur Herstellung als sie je wieder hereinholen könnten. Unfassbar! Wird die Frage je bei Atomkraftwerken, Ölheizungen und Autos gestellt? Nie! Dies sind Maschinen, die nie eine positive Energiebilanz erreichen. Nur in Bezug auf eine Produkte-Palette wird die Frage ständig und immer wieder gestellt: Bei den wenigen von der Menschheit hergestellten Produkten, die in einem Zeitraum von einem Jahr bis wenigen Jahren die graue Herstellungsenergie bereitstellen und ab dann eine positive Energiebilanz aufweisen, d.h. mehr Energie ernten, als sie verbrauchen. (Aus dem Buch von Martin Vosseler, „Der Sonne entgegen“, emu-Verlags-GmbH, Lahnstein 2010, S. 27)
*Martin Vosseler, Arzt und Umweltaktivist, versucht mit seiner Lebensweise und seinen Aktivitäten einen Beitrag zur Energiewende zu leisten
Solarstrom weltweit: grosses Potenzial
Heute deckt Solarstrom zwei Prozent der weltweiten Stromerzeugung ab, 2030 könnten es 13 Prozent sein. Ein Grund dafür: Photovoltaik wird auch zukünftig immer günstiger. Das meldet die Internationale Organisation für Erneuerbare Energien (IRENA).
© BMWi, Datenbasis: Internationale Organisation für Erneuerbare Energien (IRENA)
Bis zum Jahr 2030 könnte Solarstrom bis zu 13 Prozent der weltweiten Stromerzeugung decken. Davon geht die Internationale Organisation für Erneuerbare Energien (IRENA) aus. Heute steuert die Photovoltaik (PV) weltweit rund zwei Prozent bei.
Kapazitäten wachsen: von 227 GW auf bis zu 2.500 GW
Die Internationale Organisation für Erneuerbare Energien (IRENA) geht davon aus, dass die weltweit installierte Kapazität von PV-Anlagen enorm zunehmen wird: von heute 227 Gigawatt (GW) auf 1.760 bis 2.500 GW im Jahr 2030. Ein Hauptgrund dafür ist, dass die Kosten für Solarenergie auch zukünftig weiter sinken werden.
Mehr PV vor allem in China, den USA und Japan
Als Hauptwachstumsmärkte für Solarenergie gelten vor allem China, die USA und Japan. Das wiederum meldet der Bundesverband Solarenergie. Allein für dieses Jahr gehen Marktanalysten davon aus, dass weltweit 65 GW neue PV-Kapazitäten zugebaut werden. In Deutschland sind PV-Anlagen mit einer Gesamtleistung von rund 40 GW installiert.
Schon vor wenigen Wochen hat der aktuelle "Renewables 2016 Global Status Report" gezeigt, dass die erneuerbaren Energien insgesamt auf dem Vormarsch sind. Gemeint sind neben PV-Anlagen also zum Beispiel auch Windräder an Land und auf See. 2015 betrug die Kapazität aller neu installierten Erneuerbaren-Anlagen weltweit 147 GW. Im Jahr zuvor waren es rund 135 GW.
(Bundesministerium für Wirtschaft und Energie De, Energiewende direkt – Ausgabe 14 / 2016)
Windenergie mit Zugdrachen nutzen
Von PETER TSCHANZ*
Wir stellen Ihnen hier ein neues Windkraftsystem vor, das das Potenzial hat, an fast jedem Standort billige Energie zu produzieren. Mit einer Gruppe an Windenergie Interessierter besuchte ich im Januar 2011 in Sommariva Perno (Piemont) eine 3-Megawatt-Zugdrachen-Anlage vom Typ Kite Gen Stem. Die Anlage war zu diesem Zeitpunkt im Aufbau, die endgültige Betriebsaufnahme ist für Sommer 2011 vorgesehen.
Funktionsweise
Auf www.kitegen.com ist in einer Computeranimation zu sehen, wie eine Zugdrachen-Anlage funktioniert: Der Drachen fliegt in achterförmigen Kreisen, vom Wind getrieben, auf 800 Meter Höhe. Auf dieser Höhe sind die Winde stärker und konstanter als 100 m über dem Boden. Die vom Drachen gezogenen Seile bringen zwei Generatoren von je 1,5 Megawatt Leistung zum Drehen. Der Arbeitstakt (Produktionsphase), beträgt zwei Minuten, der Rückzug des Drachens 20 Sekunden. Wenn nur eine einzige Anlage im Betrieb ist, steht zur Überbrückung der 20 Sekunden ein tonnenschwerer Kondensator zur Verfügung.
Stand der Entwicklung Ende Januar 2011
Eine 40-Kilowatt-Anlage wurde 6 Jahre für Versuchszwecke eingesetzt und ist inzwischen abgebaut. Da die 3-MW-Anlage in Sommariva Perno (Piemont) ähnlich funktioniert wie die abgebaute Versuchs-Kleinanlage und beim Aufbau ein professionelles Team am Werk ist, kann man zuversichtlich sein, dass auch die Grossanlage funktionieren wird.
Die Steuerung der Versuchsanlage wird zur Optimierung des Computerprogramms auch in die 3-MW-Anlage eingebaut. Die einzelnen Bauteile (2 Bobinen für die Zugseile, 2 x 2000 Meter Seil, 2 Generatoren zu je 1,5 MW und der oben erwähnte Kondensator) stehen einbaubereit neben der Anlage. Der Bau ist schon seit Jahren geplant, wurde jedoch, hauptsächlich wegen Einsprachen und bürokratischer Hindernisse, immer wieder verzögert. Bei unserem Besuch trafen wir erfahrene, motivierte Flugzeugbauingenieure an der Arbeit.
In der Schweiz forscht www.swisskitepower.ch an ähnlichen Systemen, auch in Delft (Holland) und in den USA wird in dieser Richtung geforscht.
Vergleichstabelle
Anlagetyp | Enercon 82 Propeller 2 MW | Kite Gen Stem 3 MW | Kite Gen Carousel 1 GW | KKW Gösgen
1 GW |
Voll-Laststunden Schweiz, pro Jahr | 1‘500 – 1‘800 | 4‘300 (mindestens)
| 4‘300 (mindestens) | 8100 |
Maximal installierbare Leistung pro km2 | 12 MW ( 6 Anlagen) | 300 MW (100 Anlagen) | 500 MW (0,5 Anlagen) | (1‘020 MW) |
Jahresproduktion Pro Einheit Pro km2 |
3,8 GWh 21 GWh |
12 GWh 1‘200 GWh |
2‘100 GWh |
8‘100 GWh |
Anlagekosten pro kW, Produktionskosten Pro kWh | 2‘000 Euro 0,14 Euro | 1‘000 Euro 0,05 Euro (Tendenz sinkend) | Viel tiefer 0,03 Euro (Tendenz sinkend) | 2‘000 CHF (1979) 0,03 Euro (bei Neuanlagen höher) |
Flugverbotszone
Jede weitere Anlage | 150 m hoch | 20 km2 2‘000 m hoch
+ 0,01 km2 | 12 km2 1500 m hoch
+2,5 km2/GW | Je nach Land, z.B. 12 km2 in Trino (Italien) |
Beeinträchtigung der Landschaft:
Akustisch
Optisch |
Geräusche hörbar
Säule, Turbine |
Kaum hörbar
Gehäuse 8 m hoch Drachen auf 800m Höhe |
Wie langsam fahrende Bahn
Rundbahn, 200 Segel auf 800 m Höhe |
Keine
Kühlturm Dampffahne, Hochkamin, Reaktorgebäude |
Material- und Landverbrauch
Für eine 3-MW-Anlage werden ca. 20 t Stahl, 300 kg Kupfer, 800 kg Kunststoff und 120 t Beton benötigt.
Um die Jahresproduktion eines Atomkraftwerks zu ersetzen, bräuchte es 675 Kite Gen Stem-Anlagen und dafür etwa die gleiche Bodenfläche wie für das KKW Gösgen. Es sind auch platzsparendere Konstruktionen denkbar.
Bei Anlagen vom Typ Kite Gen Carousel (kreisförmige, von einem Zugdrachen gezogene, sich auf Schienen fortbewegende Generatoren) ist noch nicht bekannt, welche Bodenfläche benötigt wird. Solche Anlagen können übrigens ohne Probleme den topografischen Gegebenheiten angepasst werden.
Was die Rückgewinnung der grauen Energie (für die Herstellung der Baustoffe und den Bau der Anlage eingesetzte Energie) anbelangt, sind die Zugdrachen-Systeme äusserst umweltfreundlich. Im Vergleich zu Atomkraftwerken ist der Materialaufwand um ein Vielfaches kleiner. Er ist sogar kleiner als bei Windturbinen oder Solaranlagen.
Standorte
Rechtlich sind Zugdrachen fliegende Objekte und dürfen den Flugverkehr nicht beeinträchtigen. Sie bedingen daher eine Flugverbotszone. Der Aufbau von Zugdrachen-Parks ist damit sinnvoller als die Errichtung von Einzelanlagen. Aus energietechnischen Gründen sollten sowieso immer mindestens drei Kite Gen Stem-Anlagen am gleichen Ort stehen.
Im Falle der Versuchsanlage im Piemont wurden weder von der zivilen, noch der sportlichen oder der militärischen Fliegerei Einwände erhoben. Die Luftwaffe stellte für die Versuche sogar einen Flugplatz zur Verfügung, das stillgelegte Atomkraftwerk Trino (Italien) seine Flugverbotszone. Die Flugverbotszonen hätten in der Schweiz einen vergleichsweise geringen Umfang: Selbst wenn theoretisch der gesamte Energiebedarf (Erdöl, Erdgas Kohle, Uran) mit Zugdrachen gedeckt würde, bedingte dies bei insgesamt 5 Standorten nur eine Flugverbotszone von 300 Quadratkilometern, gleich gross, wie sie für den Schiess-Sektor des Fliegerabwehrplatzes Brigels besteht!
Der Gemeindepräsident von Sommariva Perno, der Bauingenieur Simone Torasso (28), von der Wichtigkeit der Erfindung überzeugt, stellte einen Bauplatz in seiner Gemeinde zur Verfügung und besänftigte die Opposition, die befürchtete, das Seil könnte auf die umliegenden Häuser fallen. Bei einem Seilriss (bei der Versuchsanlage tatsächlich geschehen) fällt das Seil nicht einfach zu Boden, es „gleitet“ auf der Luft und häuft sich direkt vor der Anlage auf.
Der WWF Italien hiess das Projekt gut, ebenfalls die Lipu (Lega Italiana Protezzione Ucelli ), die italienische Vogelschutz-Organisation.
Wirtschaftlichkeit
Zugdrachenanlagen bringen Aufträge für lokale Firmen sowie Arbeitsplätze und Steuereinnahmen für die Standortgemeinden.
Bei der Kite Gen Stem-Anlage rechnet man in der Startphase mit Energiekosten von 0,05 € pro kWh. Ein unschlagbarer Preis, der zudem mit zunehmender Verbreitung dieser Technologie niedriger wird und von steigenden Brennstoffkosten unabhängig ist. Zugdrachen-Anlagen produzieren billige Energie.
Für das Piemont (und auch für die Schweiz) kann mit 4300 Volllaststunden pro Jahr gerechnet werden.
Kite Gen Stem ist nur in der allerersten Phase auf Subventionen angewiesen. In Form von Forschungsgeldern.
Wie weiter?
Auch gute und sinnvolle Erfindungen haben nicht automatisch Erfolg. Es braucht Engagement und Hartnäckigkeit, wenn sich etwas durchsetzen soll. Auch gab es offenbar Versuche, die Patente von Kite Gen aufzukaufen (und zu schubladisieren?).
Aber die Zeichen stehen gut. Die RAI berichtete ausführlich über das Projekt Sommariva Perno (Piemont) (siehe www.kitegen.com/?page_id=87).
In der Schweiz müsste sich die Politik (National- und Ständeräte) für diese neue Technologie interessieren und ihren Einsatz durch entsprechende Gesetzesänderungen, z.B. beim Raumplanungsgesetz, möglich machen.
Quellen: www.kitegen.com
Polytechnikum Turin (Lorenzo Fagiano, Mario Milanese, Dario Piga)
Interview mit dem Erfinderteam
Bundesamt für Energie (Energiebedarf Schweiz)
Lenzburg, im Februar 2011
Peter Tschanz p.tschanz(at)gmx.ch
*Peter Tschanz ist Werklehrer, Mitbegründer zweier Handwerkerschulen in Bolivien
Fotos Hans Meier
Umwandlung von Strom in Wasserstoff
Projekt: WindGas Falkenhagen De
Verantwortlich: E.ON Gas Storage GmbH
Projektbeginn: Oktober 2011
Inbetriebnahme: August 2013
Projektphase 1: bis 2016
Chancen
“Power to Gas” umschreibt ein Verfahren zur Umwandlung
von Strom aus Erneuerbaren Energien in speicherbare
chemische Energie. Diese Technologie hilft die Erzeugung
von Strom aus Erneuerbaren Energien dem Verbrauch
anzupassen. Mit dem Angebot von Regelenergie und
Dienstleistungen aus der Vermarktung der Flexibilität einer
Power to Gas Anlage werden Netzengpässe und
Einspeisemanagement vermieden. Im Umwandlungsprozess
wird aus Strom und Wasser mittels Elektrolyse Wasserstoff
hergestellt. In einem weiteren Schritt, der sogenannten
Methanisierung, kann das bei Bioenergieanlagen
anfallende CO2 mit dem Wasserstoff in synthetisches Erdgas
(“SNG”) umgewandelt werden. Der Vorteil hier ist die
uneingeschränkte Nutzbarkeit der bestehenden
Erdgasinfrastruktur inklusive der Erdgasspeicher.
E.ON betreibt im brandenburgischen Falkenhagen eine
“Power to Gas”- Pilotanlage zur Umwandlung von
Windenergie in Wasserstoff. Der Wasserstoff wird über eine
Anbindungsleitung in das Hochdruckerdgasnetz der ONTRAS
eingespeist.
Mit diesem Projekt zeigt E.ON als eines der weltweit ersten
Unternehmen, wie sich Erneuerbare Energie im Erdgasnetz
speichern lässt, um so Erzeugung und Verbrauch zu
entkoppeln, und die Möglichkeit diese anderen
Wirtschaftszweigen wie Mobilität, Industrie und Wärme zur
Verfügung zu stellen.
Projektziele
Die Speicheranlage in Falkenhagen erzeugt unter Einsatz
innovativer Technologie aus ca. 2 MW Windkraft mittels
Elektrolyse bis zu 360 Nm³/h Wasserstoff. Dieser Wasserstoff
wird mit bis zu zwei Volumenprozent bei einem maximalen
Betriebsüberdruck von 55 bar in das Erdgasnetz eingespeist.
Dank dieses Verfahrens kann Erneuerbare Energie auf
effektive Weise gespeichert und transportiert werden.
Der Leistungsumfang des Projekts umfasst Planung,
Errichtung, Inbetriebnahme und Probebetrieb eines
Elektrolyseurs mit einer Leistung von 2 MW sowie einer
Verdichteranlage. Beide Anlagenteile sind in Containern
untergebracht. Zu dem Projekt gehören ebenfalls der
elektrische Anschluss an ein Umspannwerk, eine
Messanlage, eine Wasserstoffeinspeiseleitung sowie eine
Einspeisestelle ins Erdgasnetz. Die im Rahmen des Projekts
durchzuführenden Arbeitspakete beinhalten Konzeption,
Detailengineering, Projektmanagement, Auftragsvergabe,
Errichtung, Inbetriebnahme, Betrieb, Optimierung und
Standardisierung der Anlage einschließlich
Verhandlungsführung mit allen zuständigen Stellen sowie
den Gas- und Stromnetzbetreibern.
Nutzen und Vorteile
Wenngleich mit der Elektrolyse eine bewährte Technologie
zum Einsatz kommt, eignet sich dieses Projekt sehr gut, um
die technischen und regulatorischen Herausforderungen
beim Bau und Betrieb derartiger Speicheranlagen
auszuloten. Daneben kann E.ON mit diesem Vorhaben
wertvolle Betriebserfahrung für zukünftige Groß- oder
Mehrfachanlagen sammeln. Auf Grundlage der hier
gewonnenen Erkenntnisse und Erfahrungen lässt sich ein
solides Geschäftsmodell für Aufträge in Ländern entwickeln,
in denen mit bewährten Verfahren auf kostengünstige und
umweltfreundliche Weise erneuerbare Energie gespeichert
werden soll.
Das Projekt wird den Nachweis erbringen, dass sich
erneuerbare Energie sehr effektiv in Form von “WindGas” im
Erdgasnetz speichern lässt.
Erneuerbare Energien
EProjektinformationen